Host-Info
Herbert Hrachovec
Institut für Philosophie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Herbert Hrachovec :  Wissen und Bildung 
 
Weltklasse: Die hinteren Ränge  
  Kleine Unterschiede sind manchmal besonders interessant. Christiane Spiel berichtet in ihrer science.ORF.at-Kolumne von den Vorschlägen, die ihre Projektgruppe im Herbst 2003 für den Organisationsplan der Universität Wien ausgearbeitet hatte. Nach diesem Bericht sollte es in den vorgesehenen "Organisationseinheiten" Beratungsorgane geben, denen "u.a. die Leiterinnen der Arbeitsbereiche angehören".  
Diese Selbstdarstellung ist zu ergänzen. Im Original hatten die Autorinnen davon gesprochen, dass ein Beratungsgremium eingerichtet werden kann. Ihm sollten die Leiterinnen der Arbeitsbereiche angehören. Zusätzliche Mitglieder kooptiert die Chefin der Organisationseinheit. Es handelte sich um ein ad personam ausgesuchtes Projektteam.

Fünf Monate später wird diese Zuspitzung abgeschwächt. Im ersten Durchgang wollte das Rektorat die Universität Wien mit wenigen, strategisch plazierten Auftragsnehmerinnen in den Griff bekommen. Nach dem Einspruch des Universitätsrates hat sich der Wind gedreht.
->   Christiane Spiel: Die Implementierung des UG 02 an der Universität Wien (13.2.04)
Neue Modelle der Mitbestimmung
Jetzt ist vorgesehen, dass Fakultätsbeiräte sich aus Professorinnen, Mittelbau und Studierenden im Verhältnis 2:1:1 zusammensetzen. In Studienangelegenheiten soll es Beratungsgremien geben, die sich jeweils zur Hälfte aus Lehrenden und Studierenden rekrutieren.

Monatelang wurde peinlich vermieden, über Modelle zur Mitbeteiligung der Universitätsangestellten nachzudenken, obwohl der Lehr- und Forschungsbetrieb einer Hochschule an deren Engagement gebunden ist.

Die neue Taktik besteht darin, dem Ruf nach Konsultativorganen nachzugeben und ihre Zusammensetzung in getrennten Verhandlungen mit dem Universitätsrat, den bisherigen Dekanen und der "Plattform für universitäre Mitbestimmung" auszutüfteln.
->   Uni Wien bekommt 14 Fakultäten und beratende Beiräte (23.2.04)
Es war einmal ein Universitätsgesetz ...
Es war einmal ein Universitätsgesetz, das die aktive Teilnahme der Hochschullehrerinnen an der Selbstverwaltung und den Rahmenbedingungen der Organisation als integralen Teil der Wissenschaftsentwicklung ansah.

Dieser Ansatz ist einerseits hinter den Erwartungen zurückgeblieben, andererseits im veränderten politischen Klima schlecht geredet worden. Extraschnelle Organisatoren haben versucht, diesen "Ballast" ganz abzuschütteln.

Einige Zyniker begrüßten das. Es wäre wirklich interessant geworden, zuzusehen, wie sich Fakultäten durch eine Gruppe von Vertrauensleuten des Rektors und der Dekanin dirigieren lassen. Dazu wird es anscheinend doch nicht kommen.
Internationale Rangliste: Uni Wien auf Platz 84
Soeben ist eine weltweite Rangliste von Universitäten veröffentlicht worden. Wien teilt Platz 84 mit Groningen. Die Kriterien solcher Aufstellungen sind umstritten, aber man muss festhalten, dass sich das Ministerium und das Rektorat an dieser "Weltklasse" messen möchten.

Wie ist das eigentlich gedacht? Besteht ein Plan, in absehbarer Zeit auf Platz 75 vorzudringen? Die passende Reaktion auf diesen Rüstungswettlauf kann nur darin bestehen, sich seinen Kriterien gegenüber reserviert zu verhalten und nach anderen Qualifikationsprinzipien umzusehen. Powermanagment ist die eine Möglichkeit, Kooperation eine Alternative.
Neben seinen Beiträgen für science.ORF.at begleitet Herbert Hrachovec die Diskussion um die Reformschritte an der Universität Wien auch in einem eigenen Weblog: "quatsch".
->   "quatsch"
->   Alle Beiträge von Herbert Hrachovec in science.ORF.at
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Uni Wien: Heftige Kritik an Reformplänen des Rektors (18.2.04)
->   ÖH fürchtet um Mitbestimmung an Universitäten (11.1.04)
->   Peter Filzmaier: Zur Machtkonzentration an Universitäten (5.1.04)
->   Uni-Autonomie: Zum Teil radikale Umorganisation (22.12.03)
 
 
 
ORF ON Science :  Herbert Hrachovec :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick