Host-Info
Ulrich Körtner
Institut für Systematische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät und Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ulrich Körtner :  Gesellschaft 
 
Kommunikation über Grenzen
XIII. Europäischer Kongress für Theologie in Wien
 
  "Kommunikation über Grenzen" lautet das Thema des XIII. Europäischen Kongresses für Theologie, der vom 21. bis 25. September 2008 an der Universität Wien stattfindet. Fünf Tage lang diskutieren mehr als 300 Theologen und Religionswissenschaftler über Grenzen und Grenzerfahrungen auf dem Gebiet von Religion und Kultur.  
Prominenter Eröffnungsredner
Den Eröffnungsvortrag hält der ehemalige Vizekanzler Dr. Erhard Busek, Koordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa und Präsident des Europäischen Forums Alpbach.

Veranstalter dieser internationalen Konferenz, die alle drei Jahre stattfindet, sind die Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie (Berlin) und die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien.
Abgrenzung und Entgrenzung

Maria Lassnig, "Mit dem Kopf durch die Wand" (1985); Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Sammlung Essl Privatstiftung, Klosterneuburg/Wien
Politische und kulturelle Diskurse wie der europäische Integrationsprozess, die Globalisierung und das Wiedererstarken der Religion(en), die Debatten über Migration, Integration und Assimilation oder auch der heutige Gender-Diskurs kreisen um bestehende Grenzen, ihre Überwindung oder ihre Verteidigung, um Grenzverschiebungen und die Errichtung neuer Grenzen.

Kommunikation über Grenzen ist auch die Basis der aktuellen Wissenschafts- und Forschungspolitik, die auf interdisziplinäre Zusammenarbeit in Exzellenzinitiativen und Forschungsplattformen setzt.

Auch die ethischen Debatten in Wissenschaft und Politik - man denke nur an die Biomedizin - kreisen um die Frage, ob es Grenzen des Machbaren und des Erlaubten gibt.
Grenzerfahrungen
"Good fences make good neighbours", sagt ein englisches Sprichwort. Grenzen trennen nicht nur, sondern verbinden auch. Das gilt für die Politik ebenso wie für Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Jede Form der Kommunikation ist eine Grenzerfahrung im doppelten Sinne des Wortes: Grenzen sind sowohl Thema als auch Bedingung möglicher Kommunikation. Das gilt gerade auf dem Feld von Religion und Theologie, die man als eine spezifische Form der Kommunikation über Grenzen und ihre Symbolisierungen verstehen kann.
Grenzen der Kommunikation
Der Kongress beleuchtet Phänomene wie Exklusion und Inklusion oder die Bedeutung von Grenzen und ihrer Aufhebung für Identitätsbildung und Identitätswandel, für Zugehörigkeit, Ordnung, Verständigung und Orientierungsgewinn.

Weitere Themenschwerpunkte sind die Verschriftlichung und Fixierung von (religiösen) Traditionen oder Lehren, Kanonbildung und Kanonizität in ihrer theologisch kommunikativen Funktion, die Grenzen zwischen verschiedenen Konfessionen und Religionen sowie die Rolle von Zivilreligion und - von ihr zu unterscheiden - der Zivilgesellschaft in modernen pluralistischen Gesellschaftsformationen.
Diesseits der letzten Grenze
Eine noch einmal andere Wendung nimmt das Thema, wenn es in existentieller Hinsicht - in Anbetracht der letzten Grenze des Lebens - ausgelotet wird. "Grenzkompetenz" traut man der Theologie ja vielfach auf dem Gebiet der "letzten Dinge" zu.

Das Kongressprogramm zeigt jedoch, dass die Theologie keineswegs nur in diesem Sinne eine "Grenzwissenschaft" ist, die sich mit Tod und Jenseitsvorstellungen befasst. Es zeigt vielmehr, welche Bedeutung die Unterscheidung von Immanenz und Transzendenz und die Erfahrungen des Ganz Anderen für die Bewältigung unserer Probleme im Diesseits haben.

[15.9.08]
->   Mehr zum Kongressprogramm
->   Evangelisch-Theologische Fakultät Wien
->   Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie
 
 
 
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