Host-Info
Ulrich Körtner
Institut für Systematische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät und Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ulrich Körtner :  Gesellschaft .  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Embryonenschutz - Hemmschuh für die Biomedizin?
Die Debatte über embryonale Stammzellen geht in eine neue Runde
 
  Embryonale Stammzellen galten bis jetzt als große Hoffnung der Biomedizin. Nun lassen Medienberichte über ein erhöhtes Krebsrisiko aufhorchen. Neben den Chancen müssen die Risiken der Stammzellforschung verstärkt debattiert werden.  
Ende der Euphorie
In Fachkreisen war das Krebsrisiko von Stammzellen schon länger bekannt. Die Plastizität dieser Zellen, aus denen unterschiedlichen Gewebearten entstehen können, birgt zugleich das Risiko ihrer Entartung. Aus Stammzellen lassen sich z.B. Herzmuskelzellen oder Nervenzellen züchten. Sie können sich aber auch zu Tumoren entwickeln.
Experten wie Prof. Erwin Wagner vom Wiener Institut für Molekulare Pathologie haben schon länger vor allzu großer Euphorie gewarnt und sehen sich nun bestätigt. Die Chancen der Biomedizin müssen offenbar weitaus zurückhaltender bewertet werden.
Neuer Runde in der bioethischen Debatte

"Gott Biomedizin ist tot", titelt Roland Schönbauer im STANDARD vom 2. Oktober 2001. Es wäre freilich voreilig, das Ende der Stammzellforschung zu verkünden. Totgesagte leben bekanntlich länger. Doch besteht nun die Chance, die bioethische Debatte seriöser als in den vergangenen Monaten zu führen.

Es könnte der völlig falsche Eindruck entstehen, als erübrige sich mit den Meldungen über das erhöhte Krebsrisiko bei der Stammzelltherapie jede weitere bioethische Diskussion. Nichts wäre verkehrter, als jetzt die in Österreich eben erst begonnene Debatte einschlafen zu lassen. Die Stammzellforschung wird in jedem Fall weitergehen. Auch die bioethische und biopolitische Diskussion muss darum intensiv fortgeführt werden.
...
Internationales Symposion im ORF
"Embryonenschutz - Hemmschuh f¿r die Biomedizin?"

lautet der Titel eines internationalen Symposions, welches das Institut f¿r Ethik und Recht in der Medizin der Universit¿Wien und die Wissenschaftsredaktion des ORF-H¿rfunks (¿, Hauptabteilung Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft) in Kooperation mit der ¿terreichischen ¿ztekammer und dem Zentrum f¿r Medizinrecht veranstalten.

Ort: ORF/Funkhaus/Studio 3. Argentinierstra¿ 30a, 1040 Wien
Zeit: Donnerstag, 11. und Freitag, 12. Oktober 2001, jeweils ab 16.00 Uhr, Eintritt frei.

Ausk¿nfte:
¿ Servicenummer: (01) 501 70 371
e-mail: symposien@orf.at


Programm:

Donnerstag, 11. Oktober 2001

16.00 Uhr
Begr¿¿ng: KURT STRNADT (ORF), ULRICH K¿TNER (IERM)

Einleitung: G¿THER P¿TNER (IERM)

Menschenw¿rde und Embryonenschutz.
Ontologische, moralische und rechtliche Fragen

16.30 Uhr
FRANZ JOSEF WETZ:
Haben Embryonen W¿rde?

17.00 Uhr
GERHARD LUF:
Menschenw¿rde und Embryonenschutz - Rechtsethische ¿erlegungen

17.30 Uhr
Diskussion der Referate
Moderation: KURT STRNADT

18.00 Uhr
Pause

18.30 Uhr
Paneldiskussion

Impulsreferat:
FRANZ WACHTLER:
Der Beginn neuen menschlichen Lebens

Weitere DiskutantInnen
G¿THER P¿TNER, G¿TER VIRT, HERLINDE PAUER-STUDER, TERESA WAGNER

Moderation: ULRICH K¿TNER

20.00 Uhr
Juristische und politikwissenschaftliche Aspekte
CHRISTIAN KOPETZKI
HERBERT GOTTWEIS


Freitag, 12. Oktober 2001

Pr¿plantationsdiagnostik -
Hilfe f¿r Betroffene oder neue Eugenik?

16.00 Uhr
KARL FRIEDRICH SEWING:
Pr¿plantationsdiagnostik - ¿tliches Handeln

16.30 Uhr
DIETMAR MIETH:
Hat recht, wer Heilung verspricht? Sozialethische Probleme der Embryonalselektion und der embryonalen Stammzellen

17.00 Uhr
Paneldiskussion

KARL FRIEDRICH SEWING, DIETMAR MIETH, FRANZ FISCHL, CORNELIA KL¿CH

Moderation: Margit Cz¿ppan

18.00 Uhr
Pause

Embryonen als Ersatzteillager - Embryonale Stammzellen, verbrauchende Embryonenforschung und therapeutisches Klonen

18.30 Uhr
OTMAR WIESTLER:
Embryonale Stammzellen in der Transplantationsmedizin: M¿glichkeiten, Grenzen, Alternativen

19.00 Uhr
G¿TER RAGER:
Stammzellenforschung und die W¿rde des Embryos

19.30 Uhr
Paneldiskussion
OTMAR WIESTLER, G¿TER RAGER, JOHANNES HUBER, OTTO PJETA

Moderation:
Michael Fleischhacker

20.30 Uhr
ULRICH K¿TNER:
Ergebnisse und Perspektiven
...
Forschungs- und Medienethik in der Stammzellforschung
Die jüngsten Berichte über das erhöhte Risiko der Tumorbildung bei Stammzellen unterstreichen die Verantwortung der Forschenden, keine übertriebenen Erwartungen in die Möglichkeiten des biomedizinischen Fortschritts zu wecken. Es gilt der Versuchung eines künstlich über die Öffentlichkeit und die mediale Berichterstattung erzeugten politischen Entscheidungsdrucks zu widerstehen.
Zur Verantwortung der Wissenschaft gehört, dass nicht nur über Erfolge, sondern auch über Fehlschläge der Forschung offen berichtet wird. Nur wenn Erfolge und Misserfolge öffentlich gemacht werden, ist es möglich, die verschiedenen Forschungsalternativen verantwortungsvoll gegeneinander abzuwägen.
Ebenso sollten auch die Medien ihre Berichterstattung überdenken. Sensationsmache dient weder einer verantwortungsvollen politischen Entscheidungsfindung, noch hilft sie betroffenen Patienten, deren Hoffnung am Ende bitter enttäuscht werden könnten.
Haben Embryonen eine Würde?
Auch die Frage, inwiefern es zulässig ist, Embryonen als Rohstoff für die Biomedizin zu verwenden, lässt sich jetzt hoffentlich weniger polemisch diskutieren. Nachdem in den vergangenen Monaten der Eindruck entstehen konnte, der bisher z.B. in Österreich geltende Embryonenschutz sei lediglich ein Hemmschuh für die Biomedizin, den es so rasch als möglich zu beseitigen gälte, kehrt nun hoffentlich eine gewisse Nachdenklichkeit ein. Das Symposion des ORF und des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin kann der bioethischen Debatte in Österreich neue Impulse geben.
->   Institut für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien
 
 
 
ORF ON Science :  Ulrich Körtner :  Gesellschaft .  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick