Host-Info
Ulrich Körtner
Institut für Systematische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät und Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ulrich Körtner :  Gesellschaft .  Umwelt und Klima 
 
Prima Klima?  
  Nachhaltigkeit ist das neue Leitbild der Umweltethik und der Umweltpolitik. Seine Umsetzung stößt jedoch auf Schwierigkeiten.  
Grenzen des Wachstums?
"Nachhaltigkeit" ist in den letzten 15 Jahren zum neuen umweltpolitischen und -ethischen Leitbegriff aufgestiegen. In der Nachhaltigkeitsdebatte findet die 1972 durch den Bericht des Club of Rome ausgelöste Diskussion über die "Grenzen des Wachstums" ihre Fortsetzung.
"Sustainable development"
Das offenbar zu statische Modell vermeintlich unverrückbarer Wachstumsgrenzen ist inzwischen durch das dynamischere Konzept der "nachhaltigen Entwicklung abgelöst worden. Es hält den Ausgleich ökologischer und ökonomische Erfordernisse unter Bestimmten Voraussetzungen für möglich.
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Agenda 21
In offiziellen politischen Dokumenten tauchte der Begriff "sustainable development" erstmals 1987 im Brundlandt-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) auf. Als "sustainable", d.h. nachhaltig, zukunftsfähig bzw. dauerhaft-umweltgerecht, bezeichnet man heute eine Entwicklung, "die die Grundbedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können". Der "Erdgipfel" von Rio de Janeiro 1992 hat diese Leitintention im Programm der "Agenda 21" festgeschrieben. Dessen politische Umsetzung geschieht aber weltweit nur sehr zögerlich.
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Politik und Ethik
Im Vergleich zur politischen Debatte über das Nachhaltigkeits-Leitbild ist die ethische Theoriebildung weit fortgeschritten. Kritiker bemängeln inzwischen allerdings einen geradezu inflationären Wortgebrauch. Im Bereich der Umweltpolitik hinkt die methodische und ethische Grundlagenreflexion der Nachhaltigkeitsrhetorik noch immer hinterher.
"Dem Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung", so resümiert der Sozialethiker H.J. Münk, "kommt gegenwärtig - trotz einer stattlichen Zahl respektabler Studien - noch immer eher der Charakter einer faszinierenden Vision als einer ausdifferenzierten Konzeption zu."
Ethische Reflexionen auf den Klimawandel
Fokus der Nachhaltigkeitsdebatte sind der Klimawandel und die Auseinandersetzung um wirksame Strategien des Klimaschutzes. Die negativen globalen Veränderungen des Klimas dürfen nicht isoliert als ein Umweltproblem neben anderen betrachtet werden, sondern betreffen alle Aspekte der ökologischen Krise.
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Klimawandel und Globalisierung
"Globalisierung der Nachhaltigkeit oder nachhaltige Globalisierung" lautet das Thema einer Tagung, die vom 24.-25.1.2001 in Berlin stattfindet. Auf der Veranstaltung der Evangelischen Akademie Berlin (im Französischen Dom) referieren Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Vorsitzende der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten", Dr. Rolf Satorius, Wissenschaftlicher Direktor des Umweltbundesamtes Berlin, sowie der Theologe und Ethiker Prof. Dr. Ulrich Körtner aus Wien.
->   Ev. Akademie zu Berlin
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Nachhaltigkeit trotz Globalisierung
Die Alternative lautet nicht "Nachhaltigkeit statt Globalisierung", sondern "Nachhaltigkeit trotz Globalisierung". Unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Ungleichgewichts zwischen reichen und armen Ländern ist an die Globalisierung der Maßstab dauerhafter Umweltgerechtigkeit anzulegen. Gegen eine fundamentalistische Globalisierungskritik läßt sich einwenden, daß politische Gestaltungsräume durchaus vorhanden sind. Sie müssen freilich mehr und entschlossener als bisher genutzt werden.
Verantwortbar ist die Dynamik der Globalisierung jedoch nur, soweit sie von den Bedingungen der Natur mitgetragen wird. Das betrifft nicht nur die Verwendung von Rohstoffen, insbesondere von nicht erneuerbaren Ressourcen, in der Produktion, sondern gilt auch für das für die globalisierten Märkte unerläßliche Transportwesen.
Nachhaltigkeit und Nord-Süd-Konflikt
Umweltgerechtigkeit ist nicht nur eine Frage des Naturschutzes, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit zwischen reichen und armen Ländern. Der Klimaschutz steht, wie H.-J. Döring von der evangelischen Fachstelle Umwelt und Entwicklung in Wittenberg erklärt, vor folgendem Problem: "Der Norden muß seinen Schadstoffausstoß in solchen Größenordnungen senken, daß der Süden noch gewisse Entwicklungsschritte innerhalb der Grenzen der Tragfähigkeit des Ökosystems gehen kann, ohne den Kollaps der Erde zu riskieren."
 
 
 
ORF ON Science :  Ulrich Körtner :  Gesellschaft .  Umwelt und Klima 
 

 
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