Host-Info
Ulrich Körtner
Institut für Systematische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät und Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ulrich Körtner :  Medizin und Gesundheit .  Gesellschaft .  Leben 
 
Evangelische Kirche und Biomedizin
Die Evangelische Kirche in Österreich schaltet sich in die Diskussion über das reproduktive Klonen ein.
 
  "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - so lautet der Titel einer Stellungnahme zum reproduktiven Klonen, die die Evangelischen Kirche in Österreich heute veröffentlicht hat.  
Menschenwürde und Gottebenbildlichkeit
Als "Anschlag auf die Menschenwürde" verurteilen die beiden Evangelischen Kirchen in Österreich Pläne, Menschen zu klonen. Zum einen widerspräche das reproduktive Klonen dem Recht auf genetische Individualität, zum anderen könne diese Methode nur auf dem Wege unethischer Menschenexperimente entwickelt werden.
Haltung der Evangelischen Kirche zur Bioethik-Konvention
Die Evangelische Kirche verweist darauf, daß die angekündigten Pläne, eine Menschen zu klonen, nicht nur dem christlichen Menschenbild, sondern auch einschlägigen Menschenrechtskonventionen wie der Bioethik-Konvention des Europarates und dem Zusatzprotokoll, welches das reproduktive Klonen verbietet, widersprechen.
Aufhorchen läßt, daß die Evangelische Kirche nicht nur die Wissenschaftler und alle politisch Verantwortlichen zu einem wirksamen Schutz der Menschenrechte auf dem Gebiet der Biomedizin auffordert, sondern auch für eine öffentliche Debatte über die Vor- und Nachteile eines Beitritts Österreichs zur Bioethik-Konvention eintritt.
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Pro und Contra Bioethik-Konvention
Einzelne Bestimmungen der Bioethik-Konvention stoßen in der Evangelischen Kirche auf Kritik. Sie betrifft vor allem den eingeschränkten Embryonenschutz in Artikel 18, der die Forschung an überzähligen Embryonen innerhalb der ersten 14 Lebenstage erlaubt und lediglich die Erzeugung von Embryonen zu Forschungszwecken untersagt. Kritisiert werden außerdem die Bestimmungen in Artikel 17, welche grundsätzlich die Möglichkeit die fremdnützige Forschung an nichtzustimmungsfähigen Personen eröffnen. Die Generalsynode der Evangelischen Kirche in Österreich hat daher noch vor Jahren Bedenken gegenüber einer möglichen Unterzeichung der Bioethik-Konvention angemeldet.
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Dialogbereitschaft der Evangelischen Kirche
In ihrer jüngsten Stellungahme erklärt die Kirche, die geäußerten Bedenken bestünden zwar fort. "In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen auf den Gebieten der Bioemdizin und der Reproduktionsmedizin sollten aber auch die möglichen Gefahren einer prinzipiellen Ablehnung der Bioethik-Konvention nicht übersehen werden."
Die Evangelische Kirche betont, daß sie die biomedizinische Forschung keineswegs ablehnt, sofern sie dem Wohl der Menschen dient. Sie tritt aber dafür ein, "daß grundlegende ethische Prinzipien nicht zur Disposition gestellt werden". Gleichzeitig erklärt die Evangelische Kirche ihre Bereitschaft, sich an einer sachlichen Diskussion über Chancen und Risiken der modernen Biomedizin zu beteiligen.
->   Original-Stellungnahme des Evangelischen Oberkirchenrats: "Die Würde des Menschen ist unantastbar"
 
 
 
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