Host-Info
Reinhard Krepler
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien - Universitätskliniken
 
ORF ON Science :  Reinhard Krepler :  Medizin und Gesundheit 
 
Multislice-CT der Universitätsklinik für Radiodiagnostik am AKH Wien  
  Bei der Multislice-CT (Mehrzeilen-CT) handelt es sich um ein neues Verfahren, das eine Weiterentwicklung der Computertomographie (CT) darstellt, bei der mit Hilfe von Röntgenstrahlen Querschnittsbilder des menschlichen Körpers angefertigt werden.  
Wo stehen derartige Geräte ?
Die Multislice-CT erlaubt es erstmals, nicht nur Querschnitte, sondern auch dreidimensionale Bilder mit hoher räumlicher Auflösung zu erzeugen.

In Wien steht ein solches Gerät seit Ende 1999 im AKH an der Universitätsklinik für Radiodiagnostik und seit Sommer 2000 im Wilhelminenspital zur Verfügung, ebenso an den Universitätskliniken in Innsbruck und Graz.
Was sind die technischen Grundlagen ?
Neu ist die deutlich höhere Geschwindigkeit, mit der sich die Röntgenröhre um den Patienten dreht (bis zu 2 mal pro Sekunde) und der Einsatz von mehreren parallelen Detektorreihen gleichzeitig, was zusammen zu einer Leistungsverbesserung um den Faktor 4 bis 8 gegenüber bisherigen CTs führt.
Was kann prinzipiell mit der höheren Leistung gemacht werden ?

Der erhebliche Leistungsgewinn kann dazu genutzt werden, dünnere Schichten bei großen Volumina ( 3D-Bildgebung) einzusetzen, die Untersuchungsdauer zu verkürzen (z.B. Leberuntersuchungen in 4 sec.), und Röntgenkontrastmittel einzusparen (Kostenreduktion). Die Multislice-CT als 3D-Verfahren ermöglicht die Rekonstruktion beliebiger Schnittebenen und dreidimensionaler Darstellungen, angepaßt an die individuelle Anatomie und medizinische Problemstellung der einzelnen Patienten.
Welche neuen Einsatzmöglichkeiten ergeben sich ?

Die neuen Einsatzmöglichkeiten sind das Gefäßsystem, das Herz, die Bronchien, die Bauchorgane und das Skelett. So läßt sich mit der Multislice-CT die herkömmliche Katheterangiographie für diagnostische Zwecke fast vollständig ersetzen. Das Verfahren ist somit ambulant durchführbar und mit einem geringeren Risiko verbunden als die Angiographie.

Im Herzen können einerseits die Herzkammern als auch die Herzkranzgefäße dargestellt werden. Ob dieses Verfahren die Herzkatheteruntersuchung ersetzen kann oder ergänzt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sicher und wird erforscht.

Gleichzeitig lassen sich Verkalkungen der Herzkranzgefäße früh erfassen und so das Herzinfarktrisiko des einzelnen Patienten individuell abschätzen. In vielen Bereichen lassen sich anhand der 3D-Daten ¿virtuelle Endoskopien¿ durchführen, bei denen am Computer in Körperhöhlen "hineingesehen" werden kann, ähnlich wie dies mittels eines echten Endoskops (z.B. bei der Darmspiegelung) möglich ist.
Wie profitiert der Patient ?
Grundsätzlich lassen sich mit Hilfe der Multislice-CT auf wenig belastende Art und Weise diagnostische Fragen beantworten, die früher mit mehr Aufwand für den Patienten und stärker belastenden Untersuchungen beantwortet werden mußten.
Welche technischen Probleme müssen noch gelöst werden ?
Da die Multislice-CT eine dreidimensionale bildgebende Technik darstellt, können statt wie bisher 20-50 Bilder jetzt Datenmengen von über 1000 Bildern entstehen.

Dies bedeutet pro Patient Datenmengen bis zu einem halben Gigabyte, was einerseits eine Herausforderung an die Technik (Datennetze, Datenarchivierung, Bilddarstellung) bedeutet, andererseits auch für den Radiologen eine vollständig neue Art der Bildbetrachtung notwendig macht: Statt wie bisher Röntgenbilder zu befunden, wird nun der Patient am Computer virtuell "seziert".

Angepaßt an die diagnostische Fragestellung können beliebige Schnitte durch den Körper gelegt werden und passende dreidimensionale Darstellungen erzeugt werde. Dies bedeutet aber gleichzeitig einen deutlich höheren Aufwand als mit bisherigen Verfahren der Fall war.
Welche zukünftigen Entwicklungen zeichnen sich ab ?
Die Multislice-CT-Geräte werden noch schneller sein und noch mehr Detektorreihen besitzen. Die Abbildung des Herzens und der Herzkranzgefäße wird weiter verbessert. Durchblutungsanalysen kranker Organsysteme können durchgeführt werden. Wir erwarten, so die Behandlung besser an den individuellen Kranken anpassen und krankhafte Veränderungen schon im Frühstadium erfassen zu können.

Rückfragehinweis:
AKH-Univ.Klinik für Radiodiagnostik
ao.Univ.Prof.Dr. Mathias Prokop
mathias.prokop@univie.ac.at

AKH-Informationszentrum
Karin Fehringer
post_akh_aiz@akh.magwien.gv.at
->   Univ. Klinik für Radiodiagnostik
 
 
 
ORF ON Science :  Reinhard Krepler :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick