Host-Info
Peter Lechner
Universität für Bodenkultur, Institut für Abfallwirtschaft, Department für Wasser, Atmosphäre und Umwelt
 
ORF ON Science :  Peter Lechner :  Gesellschaft .  Umwelt und Klima 
 
Abfalltrennung - nicht mehr ''in''?  
  Restmüll-Sortieranalysen in Wohnhausanlagen lassen einen bedenklichen Trend erkennen: Jüngere Leute gehen offensichtlich zunehmend sorgloser mit ihrem Abfall um.  
Jüngere Personen trennen zunehmend schlechter
Aus den Augen, aus dem Sinn¿ scheint die Devise vieler Bürger zu sein, wenn sie sich unliebsamer Gegenstände über den Abfallbehälter entledigen. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, was er denn so im Laufe der Zeit als Restmüll entsorgt.

Restmüll-Sortieranalysen, die von der Abteilung Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur bei 11 niederöster-reichischen Wohnhausanlagen durchgeführt worden sind, weisen darauf hin, dass sich jüngere Leute in zunehmend geringerem Maß an der Abfalltrennung beteiligen.

So wurden in Wohnhausanlagen mit vorwiegend jüngeren Bewohnern größere Mengen an Altstoffen und Bioabfällen im Restmüll vorgefunden, als in Wohnhausanlagen mit älteren Bewohnern. Parallel durchgeführte Erhebungen zum Aufkommen von Biomüll untermauern diese Ergebnisse.

Ältere Bewohner sammeln mehr Bioabfälle in der Biotonne als jüngere. Dies mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, wird älteren Leuten doch des öfteren ein geringeres Wissen in Umweltthemen konstatiert als jüngeren.

Dass ein Mehr an Wissen aber nicht unbedingt mit einem besseren Abfalltrennverhalten einhergeht, zeigt auch eine psychologische Studie. Darin wurde festgestellt, dass der Wissensstand bei jüngeren Personen zwar höher ist, ihr tatsächliches Verhalten entspricht dem jedoch nicht.
...
Restmüll-Sortieranalysen
Aus der Zusammensetzung des Restmülls läßt sich sein Verhalten bei der nachfolgenden Behandlung bzw. Deponierung abschätzen. Auch lassen sich daraus wichtige Rückschlüsse auf den Erfolg bereits gesetzter bzw. geplanter Maßnahmen v.a. zur getrennten Sammlung von Abfällen ableiten. Da die Zusammensetzung des Restmüll das aktuelle Trennverhalten der Bevölkerung widerspiegelt, ergeben sich daraus auch wichtige Anhaltspunkte für die Erforschung der Motive, die diesem Trennverhalten zugrunde liegen.
->   Skriptum Abfallwirtschaft (ABF-BOKU)
...
50 % des Restmülls wären getrennt zu sammeln
 
Restmüllzusammensetzung in Wohnhausanlagen

Rund die Hälfte des als Restmüll entsorgten Abfalls gehört genaugenommen gar nicht in den Restmüll, da dafür andere Sammelbehälter vorgesehen sind. Der größte Anteil entfällt dabei auf Bioabfälle, die rund ein Drittel der gesamten Restmüll-Menge ausmachen!
Eine Familie wirft bis zu 60 kg Lebensmittel pro Jahr in den Müll
Besonders auffallend ist, dass zunehmend große Mengen an Lebensmitteln in Originalverpackung weggeworfen werden, deren Ablaufdatum zum Teil noch nicht einmal überschritten ist. Bis zu 20 Kilo pro Person und Jahr an Lebensmitteln landen somit im Restmüll. Für eine 3-köpfige Familie würde das bedeuten, dass pro Jahr 60 Kilo an Lebensmitteln gekauft werden, die ohne Verzehr den direkten Weg in den Restmüll gehen.
Besorgniserregender Trend?
Nicht zuletzt angesichts des in den letzten Jahren zu beobachtenden Anstiegs der Abfallmengen sind die Anzeichen auf eine sinkenden Trennmoral vor allem bei jüngeren Leuten durchaus ernst zu nehmen. Bedenkt man, dass eben diese Generation die zukünftige Entwicklung maßgeblich mitbeeinflussen wird, so sind ein rechtzeitiges Erkennen der Situation und Reagieren darauf angesagt.
Ein Beitrag von Dipl. Ing. Sandra Lebersorger
->   Dipl.-Ing. Sandra Lebersorger
->   Abfall - Logistik an der ABF-BOKU
 
 
 
ORF ON Science :  Peter Lechner :  Gesellschaft .  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick