Werner Lenz
Leiter der Abteilung Weiterbildung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Graz
 
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Erwachsenenbildung - Stiefkind der Bildungspolitik  
  Der größte Bildungsbereich ist unterversorgt. Geld ist knapp und hauptamtliches Personal gering. Erwachsenenbildung erfüllt wichtige gesellschaftliche Aufgaben, wird aber nur wenig durch die öffentliche Hand finanziert. Ist lebenslanges Lernen eine Privatangelegenheit?  
KEBÖ
Im Mai 1972 wurde die Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) gegründet. Diese Arbeitsgemeinschaft umfasst die zehn größten bundesweit agierenden Einrichtungen: z.B. Volkshochschule, Wirtschafts- und Berufsförderungsinstitut, Ring Österreichischer Bildungswerke. Etwa 80.000 hauptsächlich nebenberufliche oder ehrenamtliche Kursleiter und Organisatoren betreuen etwa 1 ½ Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Jahr.
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Nix Genaues weiß man nicht
Ein Mangel an Daten, Statistik und Übersicht zeichnet leider die österreichische Erwachsenenbildung aus. Ihre Bedeutung steht in krassem Gegensatz zum geringen Informationsgrad - ist sie doch in Hinblick auf die Teilnehmerschaft der größte Bildungsbereich. Eine fundierte Bestandsaufnahme ist dringend notwendig, um bildungspolitische Entscheidungen zu legitimieren und um internationale Vergleiche zu ermöglichen.
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Vorreiter
Erwachsenenbildung galt bisher als Vorreiter im Bildungswesen: aktuelle Inhalte, Lehrende aus der Praxis, attraktive Lehrformen, teilnehmerorientierte Angebote. Der Erfolg drückte sich in kontinuierlich steigenden Teilnahmezahlen aus. Doch die neuen Schulabsolventen verlangen zunehmend nach selbstbestimmtem Lernen. Sie wollen höchste Qualität und sind auch bereit, dafür zu zahlen. Die Erwachsenenbildung braucht dringendst Modernisierung und mehr professionelles Personal, sonst geht ihr diese Klientel verloren.
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Die Konkurrenz schläft nicht
Auf dem Weiterbildungsmarkt geht es um viel Geld. Etwa ein bis zwei Milliarden Euro werden pro Jahr umgesetzt - Tendenz steigend. Private Anbieter positionieren ihre teuren, speziellen Angebote. Universitäten und Fachhochschulen entwickeln ständig aktuelle und attraktive Fortbildungslehrgänge. Die traditionelle Erwachsenenbildung gerät ins Hintertreffen. Nun formt sich noch ein europäischer Bildungsmarkt, der die heimischen Anbieter konkurrenziert. Basis ist die Liberalisierung von Dienstleistungen durch das General Agreement on Trade in Services (GATS).
->   GATS
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Mehr Geld gebraucht
Die KEBÖ will die Herausforderungen annehmen. Demokratiepolitische Bildung, Information und Beratung, regionale Bildungszentren, Ausbau des Zweiten Bildungsweges sind Vorhaben, um den aktuellen Erwartungen zu begegnen.

Das Programm der KEBÖ lautet: "Erwachsenenbildung ist MEHR WERT". Sie will vom Bund als wesentlicher Bestandteil des Bildungswesens anerkannt werden. Eine Erhöhung des Bundesbudgets auf etwa 100 Millionen Euro (derzeit ein Zehntel!!!) ist dazu nötig. Ist dem Bund das öffentliche Gut Erwachsenenbildung mehr wert?
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Geburtstag - 30 Jahre jung
Ihr dreißigjähriges Bestehen feiert die KEBÖ mit einer Festversammlung.
Ort: Bildungszentrum Strudlhof, 1090 Wien, Strudlhofgasse 10.
Datum: Donnerstag, 16. Mai 2002, 13.00 Uhr.
Referate der Universitätsprofessoren Werner Lenz (Universität Graz) und Rudolf Tippelt (Universität München) sowie Buchpräsentation.
Über die Tätigkeit der KEBÖ, ihre Institutionen und Absichten informiert ein neues Buch: Kooperation und Konkurrenz, hrsg. von Angela Bergauer, Wilhelm Filla, Herwig Schmidbauer, Wien 2002. Das Buch ist auf Anfrage erhältlich beim Ring Österreichischer Bildungswerke, A-1010 Wien, Heinrichsgasse 4/8, Telefon: 01/5338883, Fax: 01/5357366, e-mail: bildungswerke@telering.at.
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