Werner Lenz
Leiter der Abteilung Weiterbildung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Graz
 
ORF ON Science :  Werner Lenz :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Mehr Qualitätskontrolle für Weiterbildung  
  Das Interesse an Weiterbildung wächst. Die Angebote finden viel Zuspruch. Doch es ist schwierig, die vielen Kurse und Lehrgänge zu überblicken und ihre Qualität zu beurteilen. Entwicklung und Vergleich von Standards sind notwendig. Eine Konferenz der Donau-Universität-Krems will dazu beitragen.  
Weiterbildung wird selbstverständlich
Die Wissensgesellschaft stützt sich auf Bildung und Weiterbildung. Die Bereitschaft sich weiterzubilden nimmt konstant zu. Zuletzt bestätigt dies eine Befragung von etwa 17.000 Schweizer Rekruten.

Über 80 Prozent gehen davon aus, spätestens fünf Jahre nach ihrer beruflichen Ausbildung sei Fortbildung notwendig. Bei Finanzierung durch den Betrieb und Teilnahme während der Arbeitszeit liegt die bekundete Bereitschaft bei 60 Prozent. Immerhin 40 Prozent würden an Weiterbildung auch auf eigene Kosten und in ihrer Freizeit teilnehmen.
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Enorme Umsätze und Investitionen
In Österreich beträgt das Finanzvolumen für Weiterbildung, erbracht durch TeilnehmerInnen, Betriebe, Staat, Länder und Gemeinden, etwa ein bis zwei Milliarden Euro, in Deutschland rechnet man mit 20 bis 30 Milliarden. Die Tendenz ist stark steigend. Zunehmend bieten größere Betriebe selbst Fortbildung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an und werden auch zu Konkurrenten auf dem Bildungsmarkt.
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Verschmelzung
Die Grenze zwischen beruflicher Ausbildung, allgemeiner Bildung und Persönlichkeitsentwicklung ist immer schwerer zu ziehen. Sprachkurse, Gesundheitstraining, Allgemeinwissen oder Selbsterfahrungskurse bringen Kompetenzen, die für den Arbeitsmarkt qualifizieren aber auch der individuellen Entwicklung dienen.
Frage nach Qualität
Speziellen Aufschwung erleben Angebote im postsekundären Bereich - sie wenden sich vornehmlich an Absolventen von Kollegs, Fachhochschulen und Universitäten. Es gilt: Je höher und besser die Erst- und Berufsausbildung, desto mehr steigt der Bedarf nach Weiterbildung. Für Übersicht und Qualität sollen Akkreditierungsagenturen sorgen.
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Vielfalt postsekundärer Abschlüsse
Neben dem Fachhochschul- und dem Universitätsdiplom gibt es nun auch das Bakkalaureat und den Masterabschluss. Ein Fach kann aber an verschiedenen österreichischen Universitäten mit unterschiedlichem Abschluss - entweder Diplom oder Bakkalaureat und Master - studiert werden. Hinzu kommt noch das Doktoratstudium, das auch Absolventen der Fachhochschulen offen steht.
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Abwertung der Ausbildung?
Über den Wert der Abschlüsse gibt es keine Vereinbarung. Letztlich entscheidet der einstellende Betrieb. Der Bildungsabschluss wird ein Anstellungskriterium unter anderen wie z.B.: Personalprofil, Gehaltsansprüche, Zusatzqualifikationen, Berufserfahrung, Integrationsfähigkeit... Der Marktwert hängt, über den Kollektivlohn hinaus, von Angebot und Nachfrage ab.
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Erfolgsorientiert
Auf der Basis neuer Strukturen - das Gesetz ist unterwegs - werden die postsekundären Einrichtungen komprimierte und streng kalkulierte Ausbildung anbieten. Sie müssen möglichst viele zahlende Studierende gewinnen und viele Absolventen produzieren, um ein optimales Betriebsergebnis zu erwirtschaften.
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Weiterbildung statt Ausbildung
Allfällige Reduktion oder Konzentration von Ausbildung lässt sich leicht begründen: Spezifisches Wissen soll im Beruf oder aufgrund von Eigeninitiative durch Weiterbildung bedarfsgerecht nachgeliefert werden.

Die Kosten für Bildungsmaßnahmen verschieben sich dadurch zu Betrieben und Teilnehmern. Auf dem Weg der Steuerbegünstigung holen sich die Betriebe ihre Investitionen in Weiterbildung zurück.
Verwertbares Wissen
Steuerbegünstigung und andere Maßnahmen beteiligen die öffentliche Hand an der Finanzierung. Die Umverteilung im Bildungswesen ist zur Zeit im Gange. Das Gewicht verlagert sich zur Finanzierung wirtschaftsbezogener Aus- und Weiterbildung.

Finanziert wird ökonomisch verwertbares Wissen, jede andere Bildung wird tendenziell mehr und mehr Privatsache. Doch entspricht die Qualität der Weiterbildung den erhofften, erwünschten und prognostizierten Effekten - nämlich den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern?
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Konferenz
Die Donau-Universität Krems, spezialisiert auf Angebote postsekundärer Weiterbildung, bietet eine Konferenz zur Frage des Qualitätsmanagements an: Internationale Qualitätsbenchmarks in der postgradualen Weiterbildung.
Datum: 23. - 25. Mai 2002
Ort: Donau-Universität Krems, Dr. Karl Dorrek Str. 30
Anmeldung und Information:
Tel.: +43-(O)2732-893-2267
Fax.: +43-(O)2732-893-4260
E-mail: juette@donau-uni.ac.at, quality@ donau-uni.ac.at
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