Werner Lenz
Leiter der Abteilung Weiterbildung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Graz
 
ORF ON Science :  Werner Lenz :  Wissen und Bildung 
 
Ökonomie braucht Bildungsforschung  
  Wirtschaftsprognosen der OECD finden große mediale Resonanz: Die Organisation for Economic Co-operation and Development repräsentiert 30 Länder - Daten, Statistiken, Analysen und Publikationen haben in der internationalen Gemeinschaft hohen Stellenwert. Zunehmend rücken auch Bildungsfragen ins Forschungsinteresse.  
Ökonomie dominiert Bildung
Im Gegensatz zur wirtschaftlichen Kompetenz ist das Engagement der OECD in Bildungsfragen bisher weniger auffällig gewesen. Die zunehmende Ökonomisierung des Bildungswesens verändert dies. Sie bedeutet dreierlei:

Bildung wird als Handelsgut mit Warencharakter gesehen; die Produktion und Vermittlung von Wissen erfolgt in Bildungsunternehmen, die profitorientiert agieren; vorrangiges Ziel ist nicht humane Entwicklung sondern "employability" (Beschäftigungsfähigkeit).
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Neues OECD-Direktorat: Education
Mit Anfang September 2002 wurde ein eigenes Direktorat für Education bei der OECD, Hauptsitz Paris, eingerichtet. Der neubestellte Direktor, der Australier Barry McGaw, sieht darin den Ausdruck für den Bedeutungszuwachs von Bildung und Bildungsforschung im internationalen Bereich.

Minister aus verschiedensten Sparten, so erklärt er, würden immer wieder das Thema Bildung aufwerfen, wenn die Umsetzung geplanter Maßnahmen besprochen und geplant werde. Bildungsmaßnahmen werden somit als Steuerungs- und Organisationsinstrument von Menschen instrumentalisiert.
->   OECD
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Internationaler Vergleich gesucht
Die Nachfrage nach Bildungsforschung seitens der OECD resultiert aus dem Interesse der policy-makers. Sie wollen übersichtliche Daten, rasche Information über finanzielle Ausgaben und deren Effektivität sowie Legitimation ihrer Entscheidungen.

Dazu brauchen sie immer mehr den internationalen Vergleich. Vom politischen Potential zeugen z.B. die publizierten Ergebnisse der PISA-Studie.
->   Mehr über die PISA-Studie in science.ORF.at
Steuerung des Bildungswesens
Auch Länderstudien und -analysen der OECD stellen die internationale Vergleichbarkeit in den Vordergrund. Ziel ist es, für die PolitikerInnen verlässliche Grundlagen zu schaffen, die eine optimale Steuerung des Bildungswesens erlauben.

Über den Zahlen die bildungswilligen Menschen mit ihren individuellen Anliegen zu übersehen, ist ebenso eine Gefahr, wie die Daten nach dem jeweils tagespolitischen Gutdünken zu interpretieren.
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Aktuelle Bildungsforschung
An aktuellen Forschungsprojekten werden zur Zeit durchgeführt (Auswahl): Handel mit Dienstleistungen - dazu gehört auch Bildung; Internationale Messbarkeit von Sozial- und Humankapital; Schule für morgen; Integration von Studierenden mit besonderem Lernbedarf (disabled students); Lernende Städte und Regionen. Die österreichische Beteiligung wird im BMBWK von Sektionschef Dobart und Abteilungsleiter Neumüller koordiniert.
->   BMBWK
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Brain Research and Education
Ein innovativer Schwerpunkt widmet sich dem Thema Gehirnforschung und Lernen. Die WissenschaftlerInnen erwarten sich Erkenntnisse, die bisherige pädagogische Praxis und Theorie revolutionieren. Eine soeben erschienene Publikation stellt die Struktur der Forschung sowie Thesen und Erwartungen der Forschenden vor.
Angaben zum aktuellen Buch:
OECD: Understanding the Brain. Towards a New Learning Science. Paris 2002. 115 Seiten. Das Buch ist über die Online Library der OECD zugänglich.
->   Understanding the Brain. Towards a New Learning Science (pdf)
->   Die Online Library der OECD
->   Mehr zu Analysen und Berichten der OECD in science.ORF.at
->   Sämtliche Artikel von Werner Lenz in science.ORF.at
 
 
 
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