Host-Info
Rainer Münz
Bevölkerungswissenschaftler, Senior Fellow am Hamburgischen Weltwirtschafts-Archiv
 
ORF ON Science :  Rainer Münz :  Gesellschaft .  Medizin und Gesundheit 
 
Woran sterben wir?
Todesursachen und ihre demographischen Konsequenzen
 
  Derzeit sterben weltweit pro Jahr etwa 52 Millionen Menschen. Darunter sind 500.000 Mütter, die an Geburtskomplikationen, und 80.000 Frauen, die an den Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs sterben. Ein Fünftel aller Todesfälle - insgesamt zehn Millionen pro Jahr - trifft Säuglinge und Kleinkinder.  
Jeder zweite stirbt an Viruserkrankungen
Rund die Hälfte aller Menschen stirbt derzeit an infektiösen und parasitären Erkrankungen. Früher war dies auch in Europa der Normalfall. Heute führen diese Krankheiten fast nur noch in Afrika, Asien und Lateinamerika zum Tod von Kindern und Erwachsenen.

Am häufigsten sind hier die Tuberkulose, Entzündungen der Lunge, Durchfallerkrankungen (einschließlich der Ruhr), HIV/AIDS und die Malaria.
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'Wenn aus Mücken Elefanten werden ...'
Das Symposion "Wenn aus Mücken Elefanten werden ..." findet am 3. April 2001, 18.30 Uhr an der Universität Wien statt. Veranstaltet von der Österreichischen Stiftung für Weltbevölkerung und internationale Zusammenarbeit steht die weltweite Ausbreitung von Seuchen und Epidemien im Mittelpunkt.
->   Genaue Informationen zum Symposion
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40 Millionen AIDS-Infizierte
Die sich am raschesten ausbreitende Infektionskrankheit ist HIV/AIDS mit derzeit über 40 Millionen Infizierten, sechs Millionen Neuansteckungen und fast drei Millionen Todesfällen pro Jahr. Allein durch HIV/AIDS ist die Lebenserwartung vor allem im südlichen Afrika um zehn bis zwölf Jahre zurück gegangen.
Überwunden geglaubte Seuchen kehren zurück
Andere Seuchen und Infektionskrankheiten glaubten wir schon unter Kontrolle zu haben. Doch sie werden wieder häufiger. In den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und anderswo hat dies mit dem Zusammenbruch eines flächendeckenden Gesundheitssystems zu tun. Ein Beispiel ist dort die Ausbreitung der Diphtherie.

Außerhalb Europas nimmt die Malaria zu. Ein Grund sind Bewässerungsmaßnahmen und der Bau von Staudämmen. Beides bieten dem Überträger - der Anopheles-Mücke - neuen Lebensraum.
Industrieländer: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs
Zweitwichtigste Todesursache hinter den Infektionskrankheiten bilden die Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihnen fallen fast die Hälfte aller Bewohner von Industriestaaten zum Opfer, in den Entwicklungsländern hingegen nur ein Fünftel aller Einwohner.

An dritter Stelle stehen die "bösartigen Neubildungen" - also diverse Formen von Krebs. Sie sind in Industrieländern etwa für ein Fünftel aller Todesfälle verantwortlich, in Asien, Afrika und Lateinamerika hingegen bloß für ein Zehntel aller Sterbefälle.
Vermeidbare Krankheiten
Sterben müssen wir alle. Die Frage ist bloß: Wann und woran? Der Blick über unsere Grenzen zeigt: Außerhalb Europas und Nordamerikas sterben viele Menschen vor der Zeit.

Und sie sterben häufig an Infektionen und Krankheiten, die sich vermeiden oder heilen ließen. Oder die sich bei Verbesserung der Lebensumstände gar nicht ausbreiten würden.

Rainer Münz, Humboldt-Universität zu Berlin, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Stiftung für Weltbevölkerung und Internationale Zusammenarbeit (SWI)
->   Bevölkerungswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin
 
 
 
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