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MIT-Lehrinhalte bald gratis im Internet  
  Revolutionäre Änderungen in Sachen Wissensvermittlung schlägt die amerikanische Elite-Uni MIT vor: Sie will innerhalb der nächsten zehn Jahre sämtliche Lehrinhalte gratis im Internet anbieten.  
Eineinhalb Milliarden Schilling zu investieren
Damit soll "Ängsten vor einer Privatisierung des Wissens" begegnet werden, wie es der Fakultätsvorsitzende des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Steven Lerman ausdrückte.

Insgesamt werden für das Vorhaben der Technologieschmiede in Boston 100 Millionen Dollar (1,52 Milliarden ATS) investiert.

Die Webseiten, die auf den klingenden Namen "MIT OpenCourseWare" hören, werden Vorlesungen, Leselisten und vieles mehr beinhalten.
Keine Online-Abschlüsse möglich
Allerdings: Die im Web befindlichen "Kursunterlagen" sind zwar gratis zu haben, Prüfungen ablegen oder einen akademischen Abschluss erhalten kann man hingegen nicht.

Studiengebühren, Wohnen und weitere Ausgaben kosten den durchschnittlichen MIT-Studierenden an die 33.000 Dollar (503.000 ATS) pro Jahr. Dennoch glaubt MIT-Sprecherin Patti Richards nicht, dass die Uni aufgrund ihres Gratis-Angebots Studierende verlieren würde. "Man bekommt online natürlich jede Art von Information. Der Schlüssel zum MIT-Studium befindet sich aber nach wie vor im Klassenzimmer."
Nicht Einnahmequelle, sondern Wissensteilung
Das neue Projekt habe ein anderes Selbstverständnis als Unis, die auch Online-Prüfungen und Abschlüsse anbieten, so Richards. Diese Universitäten würden das Internet als Einnahmequelle für ihre Fernstudien verstehen. "Wir tun das nicht, wir wollen Wissen teilen," meint Richards.
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Massachusets Institute of Technology (MIT)
Das MIT wurde 1861 als private wissenschaftliche Hochschule für Ingenieurwissenschaften gegründet. Sie gehört heute zu den bedeutendsten Bildungseinrichtungen der Welt und bezog als erste universitäre technische Hochschule auch die Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften in das Ingenieurstudium ein.
->   Massachusetts Institute of Technology (MIT)
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2.000 Lehrveranstaltungen online
Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen Unterrichtsmaterialien für über 2.000 Lehrveranstaltungen bereit gestellt werden. Und zwar quer durch alle Fakultäten von Technik über Kunst bis zu Geistes- und Sozialwissenschaften.
Freiwillige Teilnahme
Das Projekt verläuft auf freiwilliger Basis, d.h. es steht dem Lehrpersonal frei, teilzunehmen oder nicht. Die meisten der 940 Fakultätsmitglieder haben bereits ihre Kooperationsabsichten bekannt gegeben.
Copyright-Bedenken der Professoren
Leichte Skepsis gibt es dennoch: Einige Professoren meinten laut einem Bericht der New York Times, dass die Universität ihr geistiges Kapital zu großzügig abgebe.

Hauptsorge ist aber die Frage nach dem Copyright. Solche Professoren, deren Kurse der Vorbereitung eines Lehrbuchs dienen, müssen möglicherweise zwei Websites füttern. Eine für die regulären Studenten und eine für die Öffentlichkeit, um Buchinhalte vor der Veröffentlichung nicht publik werden zu lassen.
Positiv für Entwicklungsländer?
MIT-Präsident Charles Vest schrieb in einer Aussendung: "Wir betrachten die neuen Websites als Materialsammlung, die die Ausbildung sowie die Wissensvermittlung selbst weltweit unterstützen soll." Dies könnte auch den Entwicklungsländern helfen, ihre Bildungssysteme zu verbessern.

"Stellen Sie sich vor, sie wollen in Afrika Technik-Kurse abhalten ... Wir liefern dafür die Vorlage", meinte MIT-Sprecherin Patti Richards, "das wäre schon ein Riesenunterschied, wenn alle Bildungsinstitutionen ihre Unterrichtsmaterialien gratis anbieten würden".

(red)
->   New York Times
 
 
 
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01.01.2010