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Mörtel-Forschung: Geologen untersuchen Ephesos  
  Das rund 2.000 Jahre alte "Hanghaus II" der antiken Metropole Ephesos in der heutigen Türkei nehmen Wissenschaftler der Montanuniversität Leoben aus materialwissenschaftlicher Sicht unter die Lupe.  
Die Forscher vom Institut für Geowissenschaften unter der Leitung von Walter Prohaska untersuchen die Zusammensetzung der unterschiedlichen Mörtel und Verputze mit mikrochemischen Methoden, um letzlich auch Aussagen zur Datierung und Herkunft der verwendeten Materialien treffen zu können. Die Arbeiten finden im Rahmen eines Projektes der Österreichischen Nationalbank statt.
Seit Jahrzehnten Stätte Österreichischer Archäologen
"Naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden finden ihren Einsatzbereich in zunehmendem Maß auch in den archäologischen Wissenschaften", so Projektleiter Prochaska im APA-Gespräch.

In diesem Forschungsprojekt werden Materialproben der Ausgrabungen von Ephesos untersucht, die seit Jahrzehnten unter der Führung des Österreichischen Archäologischen Institutes durchgeführt werden.
Verschiedene Umbauphasen des "Hanghauses II"
Bild: APA
Hanghaus II
Schmuckstück der Ausgrabungen ist das "Hanghaus II". Dort wurden in den 1960er Jahren sieben Wohneinheiten mit jeweils 170 bis 900 Quadratmetern entdeckt, die reich mit Fresken, Mosaiken, Wandverkleidungen aus Marmor und kostbaren Buntgesteinen ausgestattet sind.

Dieses Hanghaus bildet heute einen wissenschaftlichen Schwerpunkt der österreichischen archäologischen Aktivitäten in Ephesos. Wie die Forschungen zeigen, erlebte das "Hanghaus II" verschiedene Umbauphasen, bis eine Erdbebenserie in den Jahren 260 bis 270 der Blütezeit ein Ende setzte. Die Wohnnutzung wurde zumindest im ursprünglichen Raumkontext bzw. auf dem zugehörigen Bodenniveau nie wieder hergestellt.

"Das Hanghaus II bewahrte daher nicht nur eine einmalig komplexe Fundsituation des Inventars, sondern auch große Teile seiner Ausstattung mit Wandmalereien", so Prochaska, den vor allem die verwendeten Mörtel und Putze interessieren.
Chronologie einer der Wohneinheiten
Für die nun vorliegende Chronologie einer der Wohneinheiten, die vier zentrale Bauphasen umfasst, greifen die Bauforschung, die Keramik- und Münzbearbeitung bis zur Auswertung von Graffiti und der kunsthistorischen Beurteilung der Malereien ineinander.

Diese Chronologie wird im Rahmen der Leobner Forschung durch materialwissenschaftliche Studien ergänzt und überprüft. Die Erkenntnisse sollen dann auf die anderen, zur Zeit noch nicht so gut dokumentierten Wohneinheiten des Hanghauses II ausgeweitet werden.
Mikroskopische Mörtelforschung
Bild: APA
Hanghaus II
Die geowissenschaftliche Methoden mussten an die vorliegenden Materialien angepasst werden, erläutert Prochaska. Unter anderem kommt eine mikroskopische Charakterisierung von Mörtelproben im Originalverband mittels Dünn- und Anschliffen zum Einsatz.

Dadurch ist es möglich, neben einer quantitativen mineralogischen Zusammensetzung von Komponenten und Bindemitteln besonders auch das mikroskopische Gefüge in die Untersuchung mit einzubeziehen und auch Aussagen über die Herkunft der Materialien zu treffen. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch mikrochemische Analysen.

"Dieses Projekt", resümiert Prochaska, "stellt einerseits eine naturwissenschaftliche Überprüfung der archäologisch-kunsthistorischen Ergebnisse dar, andererseits ermöglicht die hier so glücklich erhaltene Fundsituation eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Aussagepotenzial der eigenen Methodik."
->   "Ein Dach für Ephesos"
->   Mehr über Ephesos in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010