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Pandas: Trotz Reservates vom Aussterben bedroht  
  Chinas Pandabären sind nach wie vor vom Aussterben bedroht. Ein zu ihrem Schutz gedachtes Reservat in China entpuppt sich dabei immer mehr als kontraproduktiv.  
Mehr Menschen, weniger Pandas
Bild: APA
Die Lebensräume der Tiere werden innerhalb des chinesischen Wolong Naturschutzreservats schneller zerstört als in angrenzenden, ungeschützten Gebieten. Dies ist insbesondere auf das Wachstum der Bevölkerung in der Region zurückzuführen, berichtet ein amerikanisch-chinesisches Forscherteam im US-Fachjournal "Science".

Die Forschergruppe um Jianguo Liu von der Michigan State University verglichen für ihre Studie Satellitenaufnahmen aus drei Jahrzehnten des gebirgigen Wolong Naturreservats. In der Provinz Sichuan im Südwesten von China gelegen, gilt es mit seinen 200.000 Hektar als größtes Schutzareal für den bedrohten Riesenpanda. Zehn Prozent des weltweiten Bestandes leben in dem 1975 eingerichteten Gebiet.
->   Mehr über das Wolong-Naturreservat
Die Satelliten-Aufnahmen
 
Die grauen bzw. gelbroten Flächen stellen komplett erhaltene Waldgebiete dar, die weißen bzw. dunklen Gebiete ohne Wald.


Trotz guter Absichten und finanzieller Unterstützung durch die chinesische Regierung und den World Wide Funds for Nature (WWF), verminderte sich die Population der Pandas stärker als in vergleichsweise ungeschützten Waldgebieten.
Ursachen: Holzfällen, Landwirtschaft, Straßenbau
Anders jene der Menschen: Lebten in der Waldregion 1975 knapp 2.500 Menschen, so sind es heute über 4.200. Dies lässt nach Ansicht der Wissenschaftler den Schluss zu, dass es der "menschliche Druck auf die natürlichen Ressourcen war, der als treibende Kraft" für die Zerstörung von Waldgebieten und damit von Lebensraum für den Panda anzusehen ist.

Erwähnt werden das Fällen von Bäumen, Landwirtschaft, Tourismus, das Sammeln traditioneller chinesischer Kräuter und Straßenbau. "Wenn das so weiter geht, wird es im Wolong-Reservat bald überhaupt keine Pandas mehr geben", meinte Jianguo Liu.
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Der Große Panda
Der 1869 entdeckte Große Panda, auch Bambusbär genannt, gehört zur Familie der Katzenbären, Er hat einen Stummelschwanz, ist 1,50 bis 1,80 Meter lang, schwarz-weiß gezeichnet und hat ein flauschiges Fell. Er ernährt sich in den Gebirgen Osttibets und Sichuans ausschließlich von Bambussprossen. In China genießt der vom Aussterben bedrohte Panda absoluten Schutz und ist so auch das Emblem des World Wide Fund for Nature (WWF).
->   Mehr zum großen Panda
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Ausrottung befürchtet
Nach den Zählungen lebten 1986 72 Pandas in dem Schutzgebiet, 1974 waren es noch doppelt so viele. Obwohl es keine genauen Zahlen gibt, schätzt Liu, dass die Zahl weiter gesunken ist. Weltweit leben etwa noch 1.000 Exemplare in freier Wildbahn.

Lius pessimistische Prognose: Wenn sich nichts ändert, "wird der Panda in 20, 30 oder spätestens 100 Jahren gänzlich ausgestorben sein."
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Sexmuffel in Gefangeschaft
Mitte Februar ging ein weiterer Grund für das verstärkte Verschwinden der Pandas durch die Medien. Nicht nur, dass ihr natürlicher Lebensraum zunehmend zerstört wird, sie erweisen sich in Gefangenschaft auch als wahre Sexmuffel und vermehren sich nur zögerlich.
->   Pandas: vom Aussterben bedrohte Sexmuffel
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Paradoxer Artenschutz
Das Wolong-Reservat ist eines von 12.700 Naturschutzgebieten weltweit - die immerhin neun Prozent des gesamten Globus umfassen. Dass diese zum Teil auch kontraproduktive Auswirkungen haben, ist das paradoxe Resultat der neuen Untersuchung.

"Wir wollen damit nicht sagen, dass man die Schutzgebiete abschaffen soll", meint Liu. "Eine Evaluierung ihrer Auswirkungen auf die Artenvielfalt ist aber vonnöten. Wir müssen nachdenken, wie man gleichzeitig den Tieren und den vor Ort lebenden Menschen helfen kann."

(red)
->   Originaltext in "Science": "Ecological Degradation in Protected Areas: The Case of Wolong Nature Reserve for Giant Pandas" von Jianguo Liu et al. (kostenpflichtig)
->   Rote Liste der gefährdeten Tierarten
->   World Wide Funds: panda.org
 
 
 
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01.01.2010