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Jeder Sechste leidet an psychischen Störungen  
  Etwa 16 Prozent der Österreicher geben bei Befragungen an, in den vergangenen vier Wochen an psychischen Störungen im Sinne einer Depression, einer Angststörung oder einer psychosomatischen Störung gelitten zu haben.  
Frauen (17,5 Prozent) sind davon häufiger betroffen als Männer (15 Prozent); jüngere häufiger als ältere, arbeitslose Menschen häufiger als berufstätige und alleinlebende häufiger als verheiratete Menschen.
Immer mehr Demenz-Erkrankungen
Gegenwärtig leiden rund 90.000 Österreicher an einer Form der Demenz. Durch die steigende Zahl sehr alter Menschen wird sich dieser Anteil aber sehr rasch erhöhen: Bis zum Jahr 2050 wird es in Österreich rund 230.000 an Demenz erkrankte Personen geben.

Kamen 1950 noch rund 120 Erwerbsfähige auf eine an Demenz erkrankte Person, werden es im Jahr 2050 nur mehr 17 sein.
Psychiatrische Krankheiten weltweit im Vormarsch
Unter allen Krankheiten, die Lebensqualität verringernd und behindernd sind, finden sich in den Industrienationen bei der Gruppe der 15- bis 44-jährigen unter den ersten zehn Krankheiten vier psychiatrische Krankheiten: Depression, Schizophrenie, manische Depression und Zwangskrankheiten.
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Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass Depressionen, die derzeit an vierter Stelle aller Krankheitsursachen stehen, in 20 Jahren bereits an die zweite Stelle gerückt sein werden.
->   Homepage der Weltgesundheitsorganisation
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Psychische Erkrankungen als Ursache für Berufsunfähigkeit
Pensionierungen aufgrund von Invalidität wegen psychischer Krankheiten nehmen im langjährigen Verlauf stark zu. Von 1985 bis 1999 sind sie um das Zweieinhalbfache gestiegen.

1985 wurde knapp 2.000 Personen eine Pension wegen einer psychischen Krankheit zuerkannt, zehn Jahre später waren es mehr als 3.000 und 1999 bereits knapp 4.700 Personen.

Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Invaliditätspensionen insgesamt aber gesunken.
Selbstmordrate sinkt
Die Suizidraten haben seit 1986 von 28,3 je 100.000 Einwohner auf 19,0 je 100.000 Einwohner im Jahre 1999 abgenommen.

Galt seinerzeit Österreich als Land mit besonders hoher Suizidrate (wie heute noch Estland, Lettland, Finnland oder Ungarn), so gehört Österreich heute zu den Ländern mit mittlerer Suizidrate (gemeinsam etwa mit Schweden, Deutschland, USA).
Psychiatrische Krankheiten häufig nicht richtig behandelt
Jährlich werden etwa 100.000 Österreicher wegen diagnostizierter psychiatrischer Erkrankungen in Krankenanstalten behandelt.

Vier von zehn dieser Behandlungen finden allerdings nicht in psychiatrischen Krankenanstalten statt.
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Österreich hat derzeit einen psychiatrischen Bettenschlüssel von rund 0,5 Betten je 1.000 Einwohnern und liegt damit in Europa am unteren Ende der Skala. Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck will dem durch den vermehrten Ausbau von kleineren psychiatrischen Abteilungen an regionalen Krankenhäusern begegnen.
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Steigende Zahl an Zwangseinweisungen
Als überraschend werten Experten die Erkenntnis, dass Unterbringungen nach dem Unterbringungsgesetz in geschlossenen Bereichen von psychiatrischen Anstalten zunehmen. Etwa eine von fünf Aufnahmen erfolgt zwangsweise.

Vom Unterbringungsgesetz 1991 hat man eigentlich den gegenteiligen Effekt erwartet, sagt Staatssekretär Waneck. Den Ursachen für die steigende Zahl an Zwangseinweisungen soll nun auf den Grund gegangen werden.
Verschreibungen von Psychopharmaka
Die Zahl der Verschreibungen von Antidepressiva ist über die vergangenen zehn Jahre stark angestiegen.

Die Zahl der Verschreibungen von Tranquilizern hat hingegen leicht abgenommen.

Generell stagniert die Zahl der Verordnungen von traditionellen Antipsychotika, die der atypischen, nebenwirkungsärmeren Antipsychotika steigt dagegen. Allerdings betreffen rund 70 Prozent aller Verordnungen noch die traditionellen Antipsychotika.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Weltgesundheitstag 2001
Mehr über Depressionen auf science.orf.at
->   Volkskrankheit Depression
->   Günther Bernatzky: Musiktherapie bei Depression
 
 
 
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01.01.2010