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BSE-Tests an lebenden Tieren noch nicht in Sicht  
  Trotz aller Anstrengungen zahlreicher Pharma- und Biotechnologiefirmen ist ein Test für den so genannten Rinderwahnsinn (BSE) an lebenden Tieren nach Ansicht eines Experten nicht in Sicht.  
Dies meldet das US-Wissenschaftsmagazin "The Scientist" in seiner Online-Ausgabe. Laut Richard Johnson, Neurologe an der Johns Hopkins University, ist das Hauptproblem, dass die Wissenschaft noch zu wenig über die Krankheit selbst weiß. Johnson stellt sogar in Frage, ob es jemals einen Lebendtest geben wird.
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BSE - Krankheitsursache Prionen
BSE ist anders, es handelt sich dabei - nach allem, was man bisher weiß - um eine völlig neue Art von Krankheit. Verursacht wird sie von Proteinen, Eiweißstoffen, die auch in gesunden Organismen vorkommen. Der Fachausdruck für diese Proteine lautet Prionen. Krank machen sie erst, wenn sie bestimmte, dreidimensionale Faltung annehmen. Für eine sichere Diagnose muss aus einem toten Tier ein Stück aus dem Stammhirn entnommen und dieses dann auf die Proteine in der fraglichen Faltung untersucht werden.
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Fehlerhafte Prionenfaltung auch außerhalb des Körpers?
Ein Haupthindernis bei der Entwicklung von Tests an lebenden Tieren ist laut Johnson, dass bis heute nicht geklärt ist, ob die krankhaft gefalteten Prionen während der Entwicklung der Krankheit auch außerhalb des Gehirns - etwa im Blut - entstehen.

Sollte das der Fall sein, so muss der Ort jedenfalls erst gefunden werden. Als weitere offenen Fragen nannte der Neurologe die genaue Struktur des Prions und die Umstände unter denen es die Faltung wechselt.

Und nicht zuletzt sei unklar, was an einem erkrankten Tier eigentlich ansteckend ist: Muss ein anderes Tier oder ein Mensch das Gehirn verzehren um selbst krank zu werden, oder gibt es noch andere Wege?
Indirekter Nachweis nicht möglich
Für den Nachweis von Krankheitserregern stehen prinzipiell direkte und indirekte Methoden zur Verfügung. Bei der indirekten wird etwa nicht nach einem Virus selbst, sondern nach Antikörpern gefahndet.

Im Falle von BSE ist die indirekte Methode nicht möglich, da das krankmachende Eiweiß auch natürlicherweise im Körper vorkommt. Es muss daher direkt nach den gefährlich gefalteten Prionen gesucht werden.
Direkte Tests arbeiten mit Enzym-Trick
Die fünf Tests, die derzeit in der EU zugelassen sind, sind daher auch allesamt direkte Methoden.

Um die krankmachenden Proteine von den normalen zu differenzieren, wird dazu meist zu einem Trick gegriffen: Letztere überstehen nämlich die Behandlung mit dem Enzym Proteinase K, normal gefaltete nicht. Laut einem Bericht der New York Times arbeiten derzeit 50 Firmen an verbesserten BSE-Tests.

Der Ankündigung der Firma GeneThera, einen Test für lebende Tiere entwickelt zu haben, steht Johnson skeptisch gegenüber.
->   The Scientist
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
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01.01.2010