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Bislang unbekannter Indianerstamm entdeckt  
  Am Wochenende wurde im brasilianischen Urwald ein Indianerstamm entdeckt, der scheinbar noch nie direkten Kontakt mit der westlichen Welt hatte.  
Wenig Neugier auf "Weiße"
Ein Forscherteam des Federal Indian Bureau der Brasilianischen Regierung konnte etwa eine Stunde lang die knapp 30 Mitglieder des Tsohon-Djapa-Stammes treffen.

Der Stamm wusste offenbar Bescheid über die Existenz von Menschen weißer Hautfarbe, doch hielt sich die Neugier wohl in Grenzen: Die Indianer seien zwar durch bestimmte Handelsobjekte bereits indirekt "in Kontakt mit unserer Welt" gewesen, sie hätten jedoch weiterhin völlig isoliert gelebt, erklärte Forschungsleiter Sydney Possuelo.
Nahe an der Grenze zu Peru

Die Indianer leben in der Javari-Region, im äußersten Westen Brasiliens, nahe der Grenze zu Peru, wo in den dichten Regenwäldern des Amazonas kaum Kontakt zu der so genannten zivilisierten Welt besteht.

Das Forscherteam des Federal Indian Bureau, bestehend aus Anthropologen und Indianern, war Ende März zu seiner Expedition aufgebrochen. Erst fuhr die elfköpfige Gruppe per Schiff auf dem Amazonas ab Tabatinga, 3.500 Kilometer nordwestlich von Rio de Janeiro gelegen, bevor sie den Rest durch den Urwald per Fuß zurücklegte.
Erste Hinweise im vergangenen Jahr
Erste Hinweise auf die Existenz des nun entdeckten Stammes wurden vergangenes Jahr bekannt, als ein Aufklärungsflugzeug 16 nicht zuordenbare Langhäuser im Urwald ausmachte.
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300.000 Indianer in Brasilien
In Brasilien leben derzeit noch etwa 300.000 Indianer. Das Vale do Javari wurde 1996 als Indianer-Schutzreservat eingeweiht. Das Federal Indian Bureau schätzt, dass dort derzeit noch 1.000 Menschen leben, aufgeteilt in 53 Stämme, die weitestgehend isoliert von der westlichen Zivilisation leben. Sie leben in erster Linie vom Jagen und Fischen, teilweise auch vom Ackerbau. Ziel des Büros ist es nach eigenen Angaben, die Angehörigen der Urbevölkerung vor Goldgräbern, Holzfällern und religiösen Sekten zu schützen.
->   Die "Odysse 2001"-Suche nach unbekannten Indianerstämmen
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Konflikt mit Nachbar-Stamm?
Gerüchten zufolge seien die Tsohon-Djapa seit geraumer Zeit vom benachbarten Stamm der Canamaris unterdrückt worden. "Deswegen haben wir uns überhaupt auf den Weg gemacht, wir wollten schauen, was wir für sie tun können", so Forschungsleiter Sydney Possuelo.

(bbc/red)
->   Sydney Possuelo
->   Gesellschaft für bedrohte Völker: Indianer in Brasilien
->   Koordination der Indianerorganisationen des Amazonasbeckens (COICA)
 
 
 
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01.01.2010