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Österreichs Bauern gegen Gentech-Futter  
  Gentechnisch veränderte Futtermittelbestandteile werden von Österreichs Bauern großteils abgelehnt. Allerdings können sie sich oft kaum dagegen wehren.  
Gentechnik fast überall enthalten
Bild: APA
Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie spricht eindeutige Zahlen: Rund neunzig Prozent der befragten österreichischen Bauern würden kein gentechnisch verändertes Futter für ihre Tiere verwenden. Sie verlangen von der Futtermittelindustrie, darauf zu achten, keine solchen Bestandteile unterzumischen und wenn doch, ihre Produkte entsprechend zu kennzeichnen.

Eine Untersuchung von vierzehn verschiedenen Futtermitteln zeigt allerdings, dass die Bauern in der konventionellen Landwirtschaft kaum Chancen haben, der Gentechnik auszukommen. In allen untersuchten Soja-hältigen Proben war gentechnisch verändertes Soja nachzuweisen - im Schnitt zu etwa 40 Prozent.
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Gentech-Soja
Die Gentech-Sojabohne von Monsanto ist die erste kommerziell und großflächig angebaute gentechnisch veränderte Sojapflanze. Mit Genen aus Bakterien ausgestattet, ist die Pflanze gegen das - ebenfalls von Monsanto produzierte - Unkrautvernichtungsmittel Roundup gewappnet, das sonst alle grünen Pflanzen tötet. Seit Herbst 1996 wird die Pflanze auch in die EU importiert.
->   Monsanto
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Keine Kennzeichnungspflicht
Die Bauern haben davon zum Großteil keine Ahnung, nur sieben Prozent der Befragten geben an, gentechnisch verändertes Futter zu verwenden. Denn für Futtermittel besteht - im Gegensatz zu Lebensmitteln - keine Kennzeichnungspflicht, wenn sie gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten.
Forderungen an Hersteller
Die Konsequenzen sind für Greenpeace klar: Die Futtermittelhersteller sollten sofort freiwillig Gentechnik-hältige Produkte kennzeichnen oder, noch besser, überhaupt auf Gentechnik-freie Produktion umsteigen.

Der Bedarf an pflanzlichem Futtermittel durch das Tiermehlverbot würde jetzt rasant ansteigen, so Greenpeace. Der Anbau von nicht gentechnisch verändertem Soja und anderen ölhältigen Futterpflanzen innerhalb der EU sei außerdem zu überlegen.
Vom Acker auf den Tisch
Heute wird das meiste in der Futtermittelindustrie benötigte Soja aus Amerika importiert.

In den USA sind bereits rund 50 Prozent des angebauten Soja gentechnisch verändert, in Argentinien sogar fast 80 Prozent. Von dort kommt auch der Großteil der Soja-Importe per Schiff nach Europa, in die großen Seehäfen Hamburg, Amsterdam und Rotterdam.

Hier werden die Sojabohnen dann in Ölmühlen aufgetrennt: unter ein Prozent wird zu Soja-Lecithin, das zum Beispiel in Süßwaren verwendet wird, zirka 20 Prozent zu Sojaöl und etwa 80 Prozent zu Sojaschrot verarbeitet.

Der Sojaschrot wiederum wird von den Futtermittelherstellern in Mischfutterwerken verarbeitet und an die Landwirte verkauft.
Forderungen an die Politik
Die Politik sei angehalten, wenn nötig auch im nationalen Alleingang, so Greenpeace, so schnell wie möglich eine Kennzeichnungspflicht auch für Futtermittel zu verordnen. Und weiter sollte auch der Import gentechnisch veränderter Futterpflanzen verboten werden.
Anzeige an Staatsanwaltschaft
Exemplarisch hat die Umweltorganisation jetzt auch Anzeige gegen einen Futtermittelhersteller erstattet - wegen "Betrugs durch Schweigen" und vorsätzlicher Täuschung der Kunden durch unterlassene Kennzeichnung.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
->   Greenpeace
 
 
 
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01.01.2010