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Schluss mit lustig  
  Immer mehr Menschen suchen nach der Arbeit das schnelle Vergnügen. Eine Tendenz, die gesellschaftliches Zusammenleben zunehmend schwieriger macht. Ein deutscher Sozialforscher fordert daher ein radikales Umdenken - und das Ende der Spaßkultur.  
Schafft die Spaßgesellschaft ab!
Die Spaßgesellschaft drücke der Mitmenschlichkeit und der Hilfsbereitschaft die Luft ab, so der Leiter des BAT-Freizeitforschungsinstituts, Horst W. Opaschowski. "Soziale Motive wie Nächstenliebe und gesellschaftliche Verantwortung haben in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität verloren", erklärte er am Dienstag in Hamburg.

Seine Forderung: "Schafft die Spaßgesellschaft ab! Sonst geht die soziale Lebensqualität in Deutschland verloren."
Vergnügungssucht vs. Zusammensein
Opaschowski legte eine Umfrage vor, wonach vor allem die jungen Leute in den letzten zehn Jahren immer mehr Wert auf schnelles Amüsement legten. Gleichzeitig sei das Zusammensein mit anderen unwichtiger geworden.

1990 hatten in einer Umfrage des BAT-Institutes 41 Prozent der Befragten erklärt, "sich vergnügen" bereite ihnen Spaß. 2001 waren das 55 Prozent.
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Die Studie
Auf der Basis repräsentativer Befragungen von jeweils 2.000 Personen ab 14 Jahren hat das Freizeit-Forschungsinstitut der British American Tobacco in einem Zeitvergleich der Jahre 1990 und 2001 die Bevölkerung danach gefragt, was im Leben wirklich Spaß mache.
->   Details der BAT-Studie
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Einander helfen ist ein kleiner Spaß
1990 erklärten rund 60 Prozent, keine Sorgen zu haben bereite ihnen Spaß. 2001 sahen das nur noch 41 Prozent so. "Mit anderen zusammen sein" war 1990 für 53 Prozent ein Spaß, 2001 nur noch für 44 Prozent. Einander zu helfen bereitete 2001 nur 26 Prozent Spaß. 1990 wurde diese Frage noch nicht gestellt.
Männer wollen keine lästigen Verpflichtungen ...
Die BAT-Studie gab auch Aufschluss darüber, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen ganz unterschiedliche Vorstellungen mit dem Wort Spaß verbinden.

Im Vergleich zu den Frauen betonten Männer mehr die Freiheit, "tun und lassen zu können, was man will" (42% - Frauen: 37%); "keine lästigen Verpflichtungen zu haben" (33% - Frauen: 28%) und sich über "Erfolgserlebnisse" (30% - Frauen: 26%) zu freuen.
... und Frauen Verständnis für einander haben
Für Frauen fängt die Freude am Leben eher mit dem sozialen Wohlfühlen an: "mit anderen zusammen sein" (46% - Männer: 42%) sowie "Verständnis für einander haben" (29% - Männer: 26%).
Reaktion auf Turbokapitalismus
Nach Ansicht von Opaschowski ist die Spaßgesellschaft eine Reaktion auf den gestiegenen Stress der letzten Jahre: den von ihm so genannten Turbokapitalismus "und die Schnelllebigkeit der Nonstop-Gesellschaft".

"Die Spaßgesellschaft als Übergangsgesellschaft kann nicht lange überleben", stellte der Soziologe fest. Schon bald würden sich die Menschen - hin- und hergerissen zwischen Stress und Spaß - für das Beständige einer neuen Leistungsgesellschaft entscheiden: "Anerkennung verdient, wer im Leben etwas leistet - im privaten Bereich genauso wie im Beruf."

(APA/AP/red)
->   BAT-Freizeit-Forschungsinstitut
 
 
 
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01.01.2010