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Partnerwahl: Auge und Nase sind sich einig  
  Wie findet sich der Mann oder die Frau fürs Leben? Nach Ansicht von Biologen hat das - Stichwort: Reproduktion! - viel mit den Signalen zu tun, die das andere Geschlecht ausstrahlt. Britische Forscher haben nun festgestellt, dass die Sinnesorgane dabei an einem Strang ziehen: Wenn uns jemand besonders gut ins Auge fällt, dann können wir ihn (oder sie) auch besonders gut riechen.  
Die Psychologen Elisabeth Cornwell und David Perret von der University of St. Andrews in Großbritannien haben in einer aktuellen Studie untersucht, wie die olfaktorischen mit den visuellen Sinneseindrücken beim "Mating" zusammenhängen.

Ihr in den "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlichter Schluss lautet "Konkordanz": Zumindest bei der Aussicht auf Langzeit-Beziehungen bevorzugen Auge und Ohr den selben Typus Mann oder Frau.
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Die Studie "Concordant preferences for opposite sex signals? Human pheromones and facial characteristics" ist in den "Proceedings of the Royal Society B" (Ausgabe vom 11. Februar 2004; DOI 10.1098/rspb.2003.2649) erschienen.
->   "Proceedings of the Royal Society B"
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Natürlicher Sex der Evolutionsbiologen
Romantische Liebe oder andere Abweichungen von der natürlichen Sexualität spielen in der Logik der Evolutionspsychologen kaum eine Rolle. Partnerwahl reduziert sich ihnen zu Folge auf die Auswertung jener Signale des anderen Geschlechts, die auf einen bestmöglichen Fortpflanzungserfolg schließen lassen.

Am Erwartungshorizont hinter den gerochenen Pheromonen, den erblickten männlichen Backenknochen, weiblichen Augenpartien oder anderem: Gute Gene, aber auch Fürsorglichkeit bei der Aufzucht möglichen Nachwuchses.
200 paarungswillige Heterosexuelle
So ist es nur folgerichtig, dass sich die britischen Perzeptionsexperten für ihre beiden Studienreihen knapp 200 heterosexuelle Männer und Frauen im paarungswilligen Alter zwischen 17 und 26 Jahren ausgesucht haben.
Vorliebe für Gesichts-Bilder und Düfte ermittelt
Ihre Aufgabe in der ersten Studie war zweigeteilt. Zum einen hatten sie aus einer Reihe digital bearbeiteter (und graduell "männlicherer" oder "weiblicherer") Bilder jenes Gesicht des anderen Geschlechts zu wählen, das ihnen am meisten zusagte - und zwar hinsichtlich einer vorgestellten Kurzzeit- und einer Langzeit-Beziehung.

 
Bild: Nature

Bilder von Gesichtern, die durch digitale Bearbeitung "verweiblicht" bzw. "vermännlicht" wurden. Links die Vorbilder, rechts die Verfremdungen.

Zum anderen sollten sie fünf Duftstoffe nach ihrem subjektiven Wohlempfinden reihen - ohne ihr Wissen handelte es sich dabei um zwei männliche Pheromone ("4,16-androstadien-3-one", "5alpha-androst-16-en-3-one"), ein weibliches Pheromon ("1,3,5(10),16-estratetraen-3-ol") sowie zwei neutrale Düfte.
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David Perret von der University of St. Andrews hat das Verfahren mit den Computer-Bildern bereits 1998 angewandt. Seine Studie "Effects of sexual dimorphism on facial attractiveness" ist in "Nature" (Bd. 394, S. 884, Ausgabe vom 27. August 1998) erschienen.
->   Original-Abstract ("Nature")
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Augen-Nase-Gleichschritt nur bei Langzeit-Beziehungen
Das Ergebnis: Positive Korrelationen wurden nur im Falle der Langzeit-Beziehung gefunden. Frauen, die ein besonders maskulines Wunschbild für eine Langzeit-Beziehung wählten, zeigten auch eine überdurchschnittliche Vorliebe für eines der beiden männlichen Pheromone.

Bei Männern war es genauso, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Aber: Bei vorgestellten Kurzzeit-Beziehungen zeigte sich dieser Zusammenhang in keiner Weise.
Auch bei anderem Studien-Setting
Die zweite Studie unterschied sich von der ersten in einem entscheidenden Detail: Die fünf Duftstoffe wurden diesmal nicht als neutrale Substanzen vorgestellt, sondern mit der Frage verknüpft, welches der angenehmste Geruch eines Partners in einer Kurz-/Langzeitbeziehung wäre.

Dieses explizite Wissen der Versuchsteilnehmer änderte aber nichts am Ausgang der Studie: Wie schon bei der ersten Studie ergaben sich eindeutige Zusammenhänge nur bei der Vorstellung von Langzeit-Beziehungen.
Konkordanz der Sinneseindrücke
Der Schluss der Forscher liegt in dem Zauberwort "Konkordanz": Die Sinneseindrücke von Auge und Nase ziehen in Sachen optimaler Fortpflanzungsstrategie - um nichts anderes geht es beim Ausdruck "Langzeit-Beziehung" - an einem Strang.

Wem ein besonders "männlicher" oder ein besonders "weiblicher" Typ ins Auge fällt, der kann ihn oder sie auch besonders "gut riechen". Der optimalen "Mating-Strategie" steht so rein biologisch betrachtet nichts mehr im Wege.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at
->   Perception Laboratory, St. Andrews
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Pheromone: Überflüssig dank Farbsehen? (16.6.03)
->   Duftstoffe malen ein "chemisches Bild" im Gehirn (13.2.03)
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01.01.2010