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Zahnärzte bereits in der Steinzeit ?  
  Kleine, perfekt geformte Löcher wurden jetzt in prähistorischen menschlichen Zahnresten entdeckt. Die Funde deuten daraufhin, dass man bereits vor 8.000 Jahren die Fähigkeit besaß, Zähne medizinisch zu behandeln.  
Die in Pakistan, von Wissenschaftlern der Columbia-Universität Missouri, gefundenen Zähne deuten auf eine Behandlung gegen Zahnfäulnis hin, berichtet das Wissenschafts-Magazin "New Scientist".
->   New scientist
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Pflanzliche Füllungen gegen Zahnverfall
Die amerikanischen Forscher gehen davon aus, dass von den "Steinzeit-Zahnärzten" in die ausgebohrten Löcher pflanzliche oder andere Substanzen als Füllungen hinein gepackt worden sind, um Zahnwurzel-Entzündungen vorzubeugen.

Vor dieser Entdeckung glaubte kein Wissenschaftler dass Menschen zu dieser Zeit bereits Kenntnisse der Zahnerhaltung hatten.
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Steinzeitliche Minibohrer
Unter dem Elektronenmikroskop hatten die Wissenschaftler in den steinzeitlichen menschlichen Zahnfunden konzentrische
Rundungen entdeckt, die sehr wahrscheinlich auf eine Bearbeitung mit kleinsten Stein-Bohrern zurückgeführt werden könnten, hieß es in dem Magazin weiter.

Perlen aus dieser Zeit, die den gleichen Durchmesser wie die vorgefundenen Zahn-Löcher hätten, beweisen, dass die Menschen damals durchaus die handwerklichen Möglichkeiten gehabt hätten, diese Behandlung auszuführen.
8000 Jahre alte Zahnheilkunde
"Im Augenblick können wir noch nicht völlig sicher sein.
Aber es ist sehr verlockend anzunehmen, dass die Menschen der
damaligen Zeit schon das Wissen und die technischen Fertigkeiten für diese Arbeit gehabt haben", zitiert das Magazin Andrea Cucina.

Der Anthropologe von der Columbia-Universität Missouri hatte die Zahn-Löcher als Erster entdeckte. "Je genauer ich die Zähne betrachte und mit Zahnärzten spreche desto mehr bin ich davon überzeugt, dass man bereits vor 8000 Jahren versucht hatte, Schmerzen durch Zahnbohrungen zu reduzieren.
->   Columbia-Universität Missouri
Erstaunen in der Dentistenwelt
Die englischen Zahnarztinnung gab sich von den Funden überrascht. Beweise frühester Zahnheilkunde gehen nämlich lediglich 6.000 Jahre zurück. Damals benutzte man in Indien und China jedoch lediglich falsche Zähne, um verlorene zu ersetzen.

Skeptisch reagiert auch der Leiter der Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte der Zahnheilkunde in Wien. Johannes Kirchner, selber Zahnarzt hält es für relativ unwahrscheinlich, dass die Löcher in den 8.000 Jahren alten Zahnresten aus Gründen der Zahnerhaltung angefertigt wurden.


Kirchner gibt zu bedenken, dass Naturvölker ihre Zähne in erster Linie aus kosmetischen Gründen bearbeitet haben. Die Malayen beispielsweise färbten ihre Zähne in Gold und Silber und versahen sie mit Herzen und kleinen Blättchen. Ebenso gebräuchlich war das Bearbeiten, Schleifen und Bleichen von Zähnen für zeremonielle Zwecke.

Als weitere Möglichkeit komme in betracht, dass über den aufgebohrten Zahn Medikamente in den Körper geleitet werden sollten, um schmerzende Zahnwurzeln zu behandeln.
Die ersten Zahnheilkundler
Erst die Ägypter sind ab 3.000 Jahre v. C. als sachkundige Dentisten bekannt, die Zähne aufbohrten, um Schmerzen zu stillen. Damals bemühte man sich außerdem, mit Salzkörnern Karies und Zahnverfall zu stoppen.

Die Mayas in Mexiko wiederum hantierten im 9. Jahrhundert mit Jadebohrern, jedoch zu dekorativen Zwecken, um Zähne zu zurechtzufeilen.
->   Zahnheilkundliches Museum Linz
 
 
 
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01.01.2010