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Kunsthistorisches Museum forscht im Tal der Könige  
  Eine Grabungsmannschaft des Wiener Kunsthistorischen Museums (KHM) hat sich auf Spurensuche nach dem sagenumwobenen Grab des Pharao Amenhotep begeben. Damit will das KHM verstärkt seinen Forschungsauftrag wahrnehmen.  
Grabungen im "Tal der Könige" von Luxor erfordern mitunter Bergsteigerqualitäten. Angeseilt und mit mehr als 20 Kilogramm Ausrüstung untersuchten Helmut Becker und Jörg Faßbinder vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mit elektromagnetischen Messungen einen Steilhang.

Sie gehören zu einer Grabungsmannschaft des Wiener Kunsthistorischen Museums (KHM) unter der Leitung des Ägyptologen Christian Hölzl. Das Team untersucht hier mittels magnetometrischer Prospektion.
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Unter Prospektion versteht man die genaue Untersuchung von Fundstellen ohne Ausgrabungen. Mit Hilfe magnetometrischer Methoden wird der Erdradar und Erdwiderstand vermessen. Die moderne Archäologie bedient sich immer mehr der Untersuchungsergebnisse naturwissenschaftlicher Disziplinen. Zum Teil speziell entwickelte Methoden in Chemie, Physik, Biologie oder etwa Mathematik erweitern die Auswertungs- und Interpretationsmöglichkeiten der Befunde.
->   Interdisziplinäres Forschungsinstitut für Archäologie in Wien
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Die Suche nach dem Grab von Pharao Amenhotep I

Rekonstruktion des Aussehens der Königin Hatschepsut
Irgendwo auf einer 80 mal 60 Meter breiten Fläche neben dem mehr als 34 Jahrhunderte alten Terrassentempel der Königin Hatschepsut soll unter Geröll das Grab von Pharao Amenhotep I. (1504-1483 v.Chr.) verborgen sein.

Dieser Theorie folgt zumindest die junge deutsche Ägyptologin Ann-Christina Thiem, deren Aufsatz über die mögliche Lage des Grabes in Fachkreisen viel Interesse gefunden ha
->   Die Dynastien der Pharaonen
Das Aufspüren mit Magnetfeldmessungen
Die letzte Ruhestätte des zweiten Pharaos der 18. Dynastie (1539-
1292 v. Chr.) ist bisher genau so wenig zweifelsfrei identifiziert
worden wie die seiner beiden Nachfolger Thutmosis I. (1483-1470 v.Chr.) und Thutmosis II. (1470-1467 v. Chr.).

Von Pharao Ramses VIII., der 1128 v. Chr. nur ein Jahr lang regierte, existieren weder die Mumie noch ein Hinweis auf sein Grab. Zwar ergeben die elektromagnetischen Messungen "drei eindeutige Magnetfeldanomalien, die auf archäologische Strukturen hinweisen", aber ob damit wirklich die Grabanlage von Amenhotep I. (in griechischer Schreibweise Amenophis I) aufgespürt wurde, steht keineswegs fest.
Das Kunsthistorische Museum widmet sich der Forschung
Die Entscheidung darüber, ob das KHM eine Grabung aufnehmen wird, hängt von der Auswertung der Resultate der Prospektion ab, erklärt der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, Wilfried Seipel.
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Dass das KHM, dessen Mitarbeiter immer wieder an Ausgrabungen des Österreichischen Archäologischen Instituts in Kairo beteiligt waren, nun selbst als Grabungslizenznehmer eine Expedition ins Auge fasst, zählt für Seipel zu Zielvorgaben der Museumsordnung, bei der die Museen als wissenschaftliche Anstalten verstärkt in die Forschung einzutreten haben.
->   Das Kunsthistorische Museum Wien
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Archäologie-Rätsel um Grab von Amenhotep I
Das Rätsel um das Grab von Amenhotep I. birgt in sich alles für
einen echten archäologischen Krimi. Ägyptologen wollen die Ruhestätte des Pharaos bereits an fünf verschiedenen anderen Orten ausgemacht haben.

In dem nach seinem Käufer benannten Abbott-Papyrus wird die
Lage des Grabes zwar anhand von zwei weiteren Ortsmarken für die damalige Zeit exakt beschrieben, aber 3.100 Jahre später streiten Ägyptologen, was mit den "metamorphorischen Bezeichnungen" beider Orte genau gemeint war und wo sie sich befunden haben. "Das Problem ist, dass man beide nicht kennt", sagt Thiem.
Grabungsteam auf Erkundung im Tal der Könige
Angesichts der um sich greifenden Grabräuberei ließ Pharao Ramses IX. (1127-1109 v. Chr.) zehn königliche Gräber inspizieren. Die Untersuchungskommission hielt auf dem Papyrus fest: Das Grab von Amenhotep I. und acht weitere waren versiegelt und nur eines beraubt.

In den Wirren der 21. Dynastie (1069-945 v. Chr.) brachten Priester die Mumie von Amenhotep I. wie die anderer Pharaonen in einer Schatulle in Sicherheit. Heute liegt sie im Ägyptischen Museum von Kairo. Stücke aus der Grabbeilage tauchten weltweit bereits auf.
->   Das Ägyptische Museum in Kairo
Archäologie ist, sich über eine Scherbe zu freuen
Die Ägyptologin Ann-Christina Thiem ist sich bewusst, dass sie - wenn überhaupt - kein "unberührtes Grab" und keinen zweiten
Goldschatz des Tutenchamun finden wird. "Selbst ein Skarabäus wäre was", sagt sie, "Archäologie ist, sich über eine Scherbe zu freuen, die noch gefehlt hat."

Zwar bescheinigen Fachkollegen der Deutschen einen "sehr klugen Aufsatz" über das Spurenpuzzle, aber Zweifel bleiben. So glaubt der Generaldirektor der Altertümerverwaltung im antiken Luxor, Mohammed el Bialy, dass das Grab von Amenhotep I. an anderer Stelle liegt, nämlich in Dra Abu el Naga. Dort, am Eingang zum weltberühmten "Tal der Könige", gräbt das Deutsche Archäologische Institut.
->   Das Tal der Könige
Internationaler Wettstreit um Pharaonengrab
Unter Leitung des wissenschaftlichen Direktors Daniel Polz haben die Deutschen von 1993 bis zum vergangenen Jahr auf der Spitze einer Hügelkette eine riesige Felsgrabanlage ausgegraben. Wurde dort vor fast 35 Jahrhunderten Pharao Amenhotep I. bestattet?

Polz will sich wegen der laufenden Auswertung noch nicht festlegen. Nur eins steht für ihn fest: Wer immer den Fund des Grabes für sich reklamieren will, muss einen "Indizienbeweis" antreten. "Es ist nicht zu erwarten, dass irgendwo im Grab steht, hier ruht Amenhotep I.", sagt Polz.
->   Deutsches Archäologisches Institut in Kairo

 


 
 
 
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01.01.2010