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Die Uhr tickt ... auch für Männer  
  Das Alter werdender Väter spielt für die Gesundheit der Nachkommen eine größere Rolle als bislang angenommen. Die Gefahr, beschädigtes Erbgut und damit Anfälligkeiten für verschiedenste Krankheiten weiter zu vererben, steigt mit dem Alter des Mannes.  
Ein Zusammenhang zwischen dem Alter des Vaters und der Wahrscheinlichkeit, dass sein Kind an Schizophrenie erkrankt, wurde jetzt in einer Studie von Forschern der New York University School of Medicine und des Columbia University College of Physicians and Surgeons nachgewiesen.
Verschiedenste Auslöser
Soziale Faktoren und Umweltbedingungen gelten bislang als mögliche Auslöser von Schizophrenie. Auch Veränderungen in einer ganzen Reihe von Genen könnten als Schuldige in Betracht kommen.

Doch warum tritt die psychische Störung weltweit in einer sehr ähnlichen Verteilung auf, wenn Umweltbedingungen für den Krankheitsausbruch von ausschlaggebender Bedeutung sein sollen?
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Schizophrenie
Oberbegriff für verschiedene Formen einer schweren psychischen Erkrankung, die mit Veränderungen des Denkens, Fühlens und Verhaltens einhergeht. Ein Hauptmerkmal dieser Störung ist ein tief greifender Realitätsverlust. Die Gedanken und Gefühle des Schizophrenen weisen keinen logischen Zusammenhang auf. Durch eine übersteigerte Wahrnehmungsfähigkeit können sich Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen entwickeln. Die Schizophrenie ist die häufigste Form der Psychose und tritt weltweit bei 1% der Bevölkerung auf. Man nimmt an, dass die genetische Veranlagung für die Krankheitsanfälligkeit eine zentrale Rolle spielt.
->   Mehr zu Schizophrenie
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Große Datenmengen als Grundlage
Um den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Krankheitsfälle und dem Alter des männlichen Erbguts aufzudecken, haben sich die US-Mediziner zweier Quellen als Datengrundlage für ihre Studie bedient: eine in der "Jerusalem Perinatal Study" zusammengefasste, populationsbezogene große Datenmenge und das nationale israelische Register über psychische Erkrankungen, in dem seit 1950 alle Informationen über entsprechende Krankheitsfälle gesammelt werden.
Größeres Risiko für Kinder alter Väter
Die Perinatal-Studie begutachtete die Gesundheit von mehr
als 90.000 Babys, die zwischen den Jahren 1964 und 1976 in Jerusalem geboren wurden. Bis 1998 entwickelten knapp über 1300 Kinder aus dieser Gruppe mentale Störungen. Ärzte diagnostizierten bei der Hälfte von ihnen Schizophrenie.

Die Wissenschaftler um Dolores Malaspina kontrollierten eine ganze Reihe von Faktoren - inklusive des Alters der Mutter. Doch fündig wurden sie bei den Männern: Mit ihrem Alter steigt das Risiko des Kindes, später an Schizophrenie zu erkranken.
Risikoverdoppelung bei älteren Vätern
Im Vergleich zu jungen Vätern, die bei der Zeugung Mitte zwanzig waren, verdoppelte sich das Risiko bei Männern zwischen 45 und 49 Jahren. Hatten die Männer schon die Fünfzig überschritten, vererbten sie ihren Kindern die genetischen Schäden mit der dreifachen Wahrscheinlichkeit.

Der Zusammenhang zeigte sich unterdessen nur für Schizophrenie. Die Manifestation anderer mentaler Störungen scheint hiervon unabhängig zu sein.

Den Grund für die erhöhte Gefahr sehen die Forscher in den "altersschwachen" Vorläuferzellen für die Spermien. Denn während Frauen mit einem großen Vorrat fertiger Eizellen auf die Welt kommen, produzieren Männer ihre Samenzellen ständig neu. Mehrere hundert Mal teilen sich die Zellen und setzen sich dabei jedes Mal der Gefahr aus, dass sich Mutationen einschleichen. Doch welche Gene genau beteiligt sind, wissen die Forscher auch nach dieser Studie noch nicht.

(red)
->   Originalartikel der Schizophrenie-Studie
"Advancing Paternal Age and the Risk of Schizophrenia"
->   New York University School of Medicine
 
 
 
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01.01.2010