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Große Brust vs. Erstickungstod  
  Die Brüste einer Frau - so unterschiedlich sie sein mögen - teilen zumindest ein Charakteristikum: Sie stehen hervor. Aber nicht nur, um als sexueller Anreiz zu dienen. Möglicherweise hat sich die Form vor allem deshalb entwickelt, damit Babys beim Trinken nicht ersticken können, glaubt eine britische Anthropologin.  
Die Menschen seien besessen von der Brust als Objekt sexueller Begierde. Deswegen gebe es große Lücken in ihrem Wissen darüber, wie sie tatsächlich funktioniere, meint Gillian Bentley, biologische Anthropologin am University College London.

Spekulationen der Evolutionsbiologen bezüglich der Form der menschlichen Brust gibt es schon lange. Verglichen mit den Brüsten anderer Primatenarten sind sie nämlich ungewöhnlich groß. Die Mütter unter unseren nächsten Verwandten, z.B. den Schimpansen, sind alle vergleichsweise flachbrüstig.
Große Brust - mehr Erfolg beim Mann
Da sich die Brust erst in der Pubertät entwickelt, haben Biologen bisher immer vermutet, dass sie ursprünglich dazu diente, einen Partner "anzulocken" und als Ernährer der Familie zu halten.

Frauen mit größeren Brüsten seien erfolgreicher gewesen und hätten mehr Nachkommenschaft produziert: der Ursprung der - relativ gesehen - großen menschlichen Brust. Soweit zumindest die Theorie.
Andere Völker, andere Sitten
Doch diese Erklärung genügte Gillian Bentley nicht. Sie weist darauf hin, dass die angebliche sexuelle Faszination, die von der Brust ausgeht, keineswegs in allen Kulturen verbreitet sei: "In vielen Kulturen, in denen die Brüste frei getragen werden, gelten sie durchaus nicht als eine so starke Quelle erotischer Symbolik", meint die Forscherin.
Große Brust als Schutz fürs Baby
Die alternative Erklärung fand Bentley direkt in der Praxis: als sie ihrer Tochter die Brust gab. Beim Anblick ihres eifrig nuckelnden Kindes sei ihr klar geworden, dass dessen Nase sozusagen im mütterlichen Fleisch versunken wäre, wenn die Brust nicht so rund hervorstehen würde. Tatsächlich, so glaubt sie, könnte ein Baby andernfalls beim Trinken ersticken.

Zumindest sei das tatsächlich eine Erklärung dafür, warum sich der Mensch in diesem Aspekt so sehr von anderen Primaten unterscheidet, glaubt Bentley. Denn der äffische Nachwuchs hat einen vorstehenden Kiefer und Lippen. Die Wissenschaftlerin glaubt nun, dass sich die menschliche Brust parallel zu den eher flachen menschlichen Gesichtszügen entwickelt habe.

Mit anderen Worten: Je flacher das Gesicht wurde, desto größer wurde die menschliche Brust, um den Unterschied zu kompensieren. Sollten Säuglinge wegen einer zu flachen Brust gestorben seien, so Bentley, dann wäre das eine sehr starke Selektion gewesen.

(NewScientist/red)
->   New Scientist
 
 
 
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01.01.2010