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Die Hose als Ersatzbatterie  
  Solarzellen kennt man schon von Taschenrechnern oder auch Hausdächern. Doch jetzt soll es möglich sein, die kleinen Sonnenkraftspeicher in Faserform zu verarbeiten. In Zukunft könnte also der Inhalt unseres Kleiderschrankes als "Stromkraftwerk" dienen.  
Hosen, Pullis oder Jacken. Die Kleidungsstücke könnten bald aus einer ganz besonderen Faser gefertigt werden - wenn die Bekleidungsindustrie die Entdeckung von Martin Rojahn von der Universität Stuttgart verwertet.
Flexible Zellen
Dem Wissenschaftler und seinen Kollegen vom Institut für Physikalische Elektronik gelang es nämlich, synthetische Fasern herzustellen, die bei Sonnenlichteinwirkung Strom produzieren.

Kurz gesagt: Solarzellen - die allerdings, im Unterschied zu den bisher verwendeten Zellen, flexibel sind und sich zu Stoff verweben lassen. Angeblich sollen sie sogar schon auf ihre Waschmaschinen-Tauglichkeit geprüft worden sein - und zwar mit Erfolg.
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Solarzellen
Solarzellen bestehen aus Halbleitermaterialien, also aus Stoffen, die unter Zufuhr von Licht oder Wärme elektrisch leitfähig werden. Fast immer wird für ihre Produktion das Halbleitermaterial Silizium verwendet. Durch Einbringen von chemischen Elementen kann man den Aufbau eines elektronischen Feldes steuern, dessen Spannung über Metallkontakte abgeleitet werden kann und einen angeschlossenen elektrischen Verbraucher mit Storm versorgt.
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Entdeckung per Zufall
Wie so oft in der Geschichte der wissenschaftlichen Entdeckungen war auch diese Erfindung ein Zufallsprodukt. Denn eigentlich untersuchten die Stuttgarter Wissenschaftler etwas ganz anderes. Als sie eine gekrümmte Oberfläche mit amorphem Silizium beschichteten, stießen sie jedoch auf die Möglichkeit der "elektrisierenden" Textilien.
Bunt und billig
Die zylindrisch aufgebauten Zellen sind flexibel, da sie nicht wie ihre sich auf Dächern tummelnden "Artgenossen" aus kristallinen, sondern aus amorphen Siliziumzellen bestehen. Zwar ist deren mögliche Stromleistung geringer, doch sind sie dafür auch in der Herstellung um ein Vielfaches billiger.
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Energieleistung von Solarzellen
Man unterscheidet je nach verwendeter Kristallart verschiedene Typen von Solarzellen. Kristalline Siliziumzellen weisen generell eine höhere Leistung auf, als amorphe Zellen, die das Forscherteam für die Herstellung ihrer Fasern verwendet. Dabei wird Glas oder ein anderes Substratmaterial mit einer dünnen Siliziumschicht belegt. Die Leistung ist relativ gering, reicht jedoch beispielsweise für den Betrieb von Taschenrechnern oder Uhren aus. Die Produktionskosten sind schon wegen der geringeren Materialkosten erheblich niedriger.
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Zudem sind die Fasern in mehreren Farben zu haben, was dem unterschiedlichen Geschmack etwaiger Käufer von "Elektro-Textilien" entgegenkommen wird. Grün, blau und braun bietet die Farbpalette laut Rojahn.
Zukunftsvisionen
Sollte diese Erfindung tatsächlich in die Produktion gehen, dann haben die Stuttgarter Wissenschaftler vielleicht ein großes Problem der Computer-Industrie gelöst.

Seit Jahren wird versucht, einen im wahrsten Sinne des Wortes tragbaren Computer herzustellen. Problematisch war allerdings bisher die Frage nach der Energieversorgung: So manche Entwicklungsabteilung griff auf die altbewährte Batterie zurück. Mit der Solarzellen-Kleidung könnte dem abgeholfen werden.

Auch als Material für Schiffssegel sei die Faser denkbar, sagt Martin Rojahn. So könnte ein Boot mit der für seine Geräte notwendigen Energie versorgt werden.

Ihre Ergebnisse werden die Stuttgarter nächste Woche präsentieren: Bei der Materials Research Society Konferenz in San Francisco. Bis zum Verkaufsstart der Textilien empfiehlt sich aber nach wie vor: immer genug Ersatzbatterien für den mp3-Player mit sich tragen...

(New Scientist)
->   Institut für Physikalische Elektronik, Universität Stuttgart
->   Materials Research Society
->   New Scientist
 
 
 
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01.01.2010