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Alkoholismus genetisch beeinflusst?  
  Die Anfälligkeit für Alkoholismus scheint auf genetische Einflüsse zurückzugehen. Die Gene steuern dabei Substanzen im Gehirn, die den zwanghaften Griff zum Glas entscheidend beeinflussen.  
Laut Studien an der Universität Bonn scheinen die Erbanlagen mitzuentscheiden, in welchen Mengen solche Substanzen im Gehirn gebildet werden. Einem Enzym soll hierbei die Schlüsselrolle zukommen.
Im Tierversuch 'erfolgreich'
Eine Substanz, die zur Entstehung der Alkoholsucht beizutragen scheint, ist das Salsolinol. Es bildet sich im Gehirn aus Acetaldehyd, einem Abbauprodukt des Alkohols, und dem Nervenbotenstoff Dopamin. Im Experiment konnte bereits nachgewiesen werden, dass Tiere nach Salsolinol-Gabe mehr Alkohol zu sich nehmen.

Frank Mußhoff vom Institut für Rechtsmedizin an der Universität Bonn entdeckte nun Indizien dafür, dass zumindest ein Teil des Salsolinols durch ein Enzym gebildet wird. Personen, denen die genetische Information für dieses Enzym fehlt, sollten weniger Salsolinol bilden und daher vielleicht weniger schnell der Alkoholsucht verfallen als solche, die den Bauplan in ihren Genen mit sich herumtragen.
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Alkoholismus ¿ Ursachen und Folgen
...durch übermäßiges periodisches Trinken von Alkohol hervorgerufene Krankheit, die zu körperlichen, psychischen und sozialen Schäden führt. Zwischen dem gewohnheitsmäßigen Alkoholkonsumenten und dem Alkoholkranken, der unter Verlust seiner Selbstkontrolle leidet und zum Drogen-Verzicht nicht fähig ist, muss unterschieden werden.

Als Ursache werden psychische, soziale und genetische Bedingungen diskutiert. Darunter fallen der Alkoholkonsum in Gesellschaft und Familie, den bereits Kinder frühzeitig erlernen. Anfällig sind jedoch auch bestimmte Persönlichkeitstypen, die unter Stress und Isolation leiden und Menschen in vermeintlich ausweglosen Krisensituationen. Zum Alkoholismus kann jedoch auch ein genetischer Defekt des Alkohol abbauenden Enzyms führen.
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Entstehung von Glücksgefühlen
Dopamin bewirkt die Entstehung von Glücksgefühlen. Salsolinol hat eine ähnliche Funktion. Es wird vor allem in denjenigen Gehirnregionen gebildet, die für die Entstehung der Sucht verantwortlich gemacht werden. Bei Alkoholgenuss steigt dort der Salsolinol-Spiegel deutlich an - und damit auch die Stimmung des Zechers.

Salsolinol existiert in zwei Varianten, die als (R)- und (S)-Form bezeichnet werden und sich spiegelbildlich zueinander verhalten. Es bildet sich in geringen Mengen spontan, das heißt ohne Mithilfe eines Enzyms, sobald Acetaldehyd und Dopamin zusammen kommen. Dabei entstehen die (R)- und (S)-Form etwa gleich häufig.
Im Gehirn fündig geworden
Im menschlichen Körper, so die Vermutung einiger Wissenschaftler, könnte die Reaktion aber auch durch ein spezielles Enzym katalysiert werden. In diesem Fall würde sich lediglich eine der beiden Varianten bilden. Mußhoff konnte nun tatsächlich nachweisen, dass in den Suchtzentren des Gehirns die (R)-Form etwa doppelt so häufig vorkommt wie die (S)-Form - ein Hinweis darauf, dass zumindest ein Teil des Salsolinols durch ein Enzym gebildet wird.

(APA/red)
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01.01.2010