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Neue Spekulationen über Leben auf dem Mars  
  Einmal mehr erhalten die Spekulationen über Leben auf dem Roten Planeten neue Nahrung: Instrumente an Bord der ESA-Sonde "Mars Express" haben Methan in der Atmosphäre des Mars entdeckt. Das Gas könnte ein Hinweis auf mikrobielles Leben sein, doch auch vulkanische Aktivität gehört zu den "Verdächtigen". Bislang haben die zahlreichen Missionen allerdings keinen aktiven Vulkan ausfindig machen können.  
Die ESA-Instrumente sind tatsächlich nicht die ersten, die Methan in der Mars-Atmosphäre gefunden haben. Bereits zuvor hatten Forscher mit Hilfe von auf der Erde stationierten Teleskopen Hinweise auf das Gas entdeckt.

"Mars Express" hat diese Ergebnisse nun bestätigt. Sein "Planetary Fourier Spectrometer" konnte den charakteristischen "spektralen Fingerabdruck" von Methan feststellen.
Methan als Nebenprodukt von Mikroben
Der Hintergrund der Aufregung: Zumindest auf der Erde fällt Methan als Nebenprodukt des Metabolismus von bestimmten Einzellern an. Seine Anwesenheit in der Mars-Atmosphäre könnte also bedeuten, dass auf dem Planeten tatsächlich Bakterien leben.
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Leben im All? Mars als Lieblingskandidat
Zwar herrschen auf der Oberfläche des Planeten recht unwirtliche Bedingungen, dennoch gilt der Mars als bislang wahrscheinlichster Kandidat für extraterrestrische Lebensformen. Der kleine Schönheitsfehler: Organisches Leben bzw. organische Moleküle konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Seit den 1970er Jahren hält man allerdings die entdeckten Täler und "Furchen" auf dem Roten Planeten für Anzeichen bzw. Folgen einstiger großer Wasserströme oder Flüsse - und Wasser gilt nach wie vor als ein Grundvoraussetzung für die Entstehung von Leben. Jüngste NASA- und ESA-Ergebnisse untermauerten diese These. Für viele Forscher sind die Spuren einstigen Wassers zumindest ein Beweis dafür, dass auf dem Mars einst Ozeane existiert haben - ein warmes, feuchtes und weit weniger lebensfeindliches Klima als heute schien also möglich gewesen zu sein.
->   Mehr Infos zum Mars (www.marssociety.at)
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Auch vulkanische Aktivität als Quelle möglich
Die zweite Erklärung für das Vorhandensein von Methan in der Mars-Atmosphäre ist dagegen nicht ganz so aufsehenserregend. Das Methan könnte schlicht durch geologische Prozesse entstehen, etwa vulkanische Aktivität. Doch wo ist dann der dazu gehörige Vulkan?
Wo liegt die Methan-Quelle?
Das Gas kann tatsächlich nicht sehr lange in der Atmosphäre des Planeten existieren, Experten schätzen diese Zeitspanne auf etwa 300 Jahre. Die Moleküle werden durch das Sonnenlicht gespalten - die Fragmente wiederum gehen im Weltall verloren.

Die Forscher gehen also davon aus, dass es eine aktuelle Methan-Quelle auf dem Mars geben muss. Diese gilt es nun zu finden. Und derzeit kennt man nun einmal keine aktiven vulkanischen Regionen.

"Derzeit kann ich den Ursprung nicht benennen", zitiert "Nature Science Update" zu dieser Frage Vittorio Formisano vom Insitute of Physics of Interplanetary Space in Rom. Er hat gemeinsam mit Kollegen die Daten des "Planetary Fourier Spectrometer" analysiert und das Gas somit nachgewiesen.
->   Das Planetary Fourier Spectrometer (ESA)
Mons Olympus als möglicher Ursprung
Bild: ESA
Mons Olympus
Laut Formisano sind die Ergebnisse allerdings keine große Überraschung. Und: Der Forscher geht davon aus, dass das Gas aus vulkanischen Prozessen stammt.

Der gigantische Mars-Vulkan Mons Olympus etwa war bis vor 100 Millionen Jahren noch aktiv, eine in geologischen Begriffen sehr kurze Zeitspanne. Dort könnten demnach noch heute kleine Mengen an Methan emittiert werden. "Man kann die Aktivität nicht einfach abstellen", kommentiert Vittorio Formisano.
->   "Mars Express" liefert Bilder von Mars-Vulkan (13.2.04)
Auf der Suche nach der genauen Region
Die Wissenschaftler wollen sich nun auf die Suche nach der Quelle machen, genauer gesagt will man die Ursprungsregion lokalisieren. Denn laut Formisano gibt es zu wenig Methan, als dass dieses - etwa durch Mikroben - auf dem gesamten Planeten entstehen könnte.

Er hofft, dass das "Planetary Fourier Spectrometer" dabei erneut helfen kann: Es soll nach Variationen in der Methan-Konzentration suchen und auf diese Weise dessen Herkunft aufklären.
->   Mars Express (ESA)
Forscher: Mikroben - ja, aber von der Erde
Ein US-Forscher sieht die Diskussion im Übrigen aus einem ganz anderen Blickwinkel: Andrew Schuerger von der University of Florida glaubt nämlich durchaus, dass es auf dem Mars Mikroben zu entdecken gibt. Allerdings stammen diese demnach von der Erde.

Wie das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" vergangene Woche berichtete, geht Schuerger davon aus, dass Bakterien an Bord von diversen Sonden zum Roten Planeten gereist sein könnten - und vielleicht noch heute dort zu finden sind.
->   "New Scientist": Life on Mars - but 'we sent it' (25.3.04)
->   "Nature Science Update"
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Stichwort Mars
 
 
 
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01.01.2010