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Killerbakterien-Genom erstmals sequenziert  
  Ein wesentlicher Fortschritt in der Erforschung von weltweit gefürchteten Krankenhausbakterien wurde jetzt möglich. Japanische Wissenschafter von der Universität in Tokio haben das Erbgut des Keimes Staphylococcus aureus sequenziert.  
Das geschah noch dazu bei zwei Stämmen der Bakterien, die besonders gefährlich sind. Die Wissenschaftler von der Abteilung für Bakteriologie an der Juntendo Universität Tokyo stellen ihre Erkenntnisse in der neuesten Ausgabe der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" (21. April) vor.
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Staphylokokken
Staphylokokken sind vorwiegend runde, unbewegliche Bakterien. Neben Streptokokken rufen diese Erreger akuter Entzündungen hervor und sind sehr empfindlich gegen Antibiotika. Ein typischer Eitererreger ist Staphyllococcus aureus; Staphyllococcus epidermides wiederum verursacht Lebensmittelvergiftungen.
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'Einer der am stärksten Resistenten'
"Ein Bakterium, das eine Hauptursache von Infektionen beim
Menschen ist und einer der am stärksten (gegen Antibiotika, Anm.) resistenten Organismen bei Spitalsinfektionen" - so wenig schmeichelhaft klassifiziert die angesehene Medizin-Fachzeitschrift die Staphylokokken (S. aureus).

Keiichi Hiramatsu und die Co-Autoren der wissenschaftlichen Arbeit haben sich auf folgende zwei besonders gefährliche Stämme des Bakteriums konzentriert: methicillin-resistente S. aureus-Bakterien und vancomycin-resistente S. aureus-Keime. Erstere sprechen auf Penicilline und ähnliche Antibiotika nicht mehr an. Bakterien, die auch noch gegen Vancomycin resistent sind, können kaum mehr bekämpft werden.
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Unsinniger Einsatz von Vancomycin
Beide Bakterienstämme grassieren weltweit in Spitälern. Schwer kranke und immungeschwächte Patienten sind besonders bedroht, ebenso Kranke nach Operationen. In den USA und in anderen Staaten haben die oft unnötige Verwendung von Vancomycin zu einer Ausbreitung der Resistenzen geführt. Deshalb ist die Kenntnis des Erbguts dieser Bakterien so wichtig: In ihm "verstecken" sich die krank machenden Eigenschaften genau so wie die Fähigkeiten, dem Angriff der verschiedenen Antibiotika zu widerstehen.
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Wichtige Erkenntnisse
Die japanischen Wissenschafter haben bereits wichtige Erkenntnisse aus der Analyse des Genoms von Staphylococcus aureus gesammelt.

1. Die Keime haben Gene von verschiedenen Organismen in sich aufgenommen: Das reicht von anderen Bakterien bis hin zum Menschen. Insgesamt wurde daraus ein Erbgut von enormer Infektionskapazität.

2. Die Antibiotika-Resistenz-Gene sind in so genannten Plasmiden (ringförmigen DNA-Molekülen außerhalb des Zellkerns) organisiert. Solche Plasmide können besonders leicht von einem Bakterienstamm zum nächsten "überspringen" und sogar Artengrenzen überschreiten.

3. In dem Erbgut von Staphylococcus aureus finden sich insgesamt fünf "Krankheits-Inseln" mit Genen, die für die Produktion von giftigen Stoffen verantwortlich sind. Diese können Schockzustände verursachen und sind für die krank machenden Eigenschaften der Keime verantwortlich. 70 solcher Kandidaten für "Virulenz-Faktoren" wurden entdeckt.

4. S. aureus kann offenbar zahlreiche so genannte "Superantigene" produzieren. Sie dürften auch hinter entzündlichen Erkrankungen stecken, für die bisher keine Ursache bekannt war.

(APA/red)
->   The Lancet
->   Wellcome Trust
 
 
 
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01.01.2010