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Erbgut der Ratte wurde entziffert  
  Nach dem Erbgut von Mensch und Maus ist nun auch das Genom der Ratte entziffert. Zu fast allen menschlichen Genen, die mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden, gibt es nach Angaben der beteiligten Forscher eine entsprechende Erbanlage im Rattengenom. Das internationale Wissenschaftlerteam unter Federführung des Baylor College of Medicine in Houston (US-Staat Texas) stellte nun die so genannte Arbeitsversion des Rattengenoms der Öffentlichkeit vor.  
"Mit den Erkenntnissen können wir noch präziser als vorher nach Ursachen und Behandlungen von Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen fahnden", sagte Norbert Hübner vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch.

Neben dem MDC beteiligten sich mehr als 20 Forschergruppen in sechs Ländern an der Entzifferung des Rattenerbguts.
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Die Studie "Genome sequence of the Brown Norway rat yields insights into mammalian evolution" des "Rat Genome Sequencing Project Consortium" erschien in der Fachzeitschrift "Nature" (Band 428, S. 493-521). Dazu wurde auch der Begleitartikel "Three's company" von Kerstin Lindblad-Toh (S.475-6) veröffentlicht, beide sind online kostenfrei zugänglich.
->   Zur den Artikeln der aktuellen Ausgabe von Nature
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30 weitere Publikationen folgen
30 weitere Publikationen werden in der April-Ausgabe der Fachzeitschrift Genome Research veröffentlicht, kündigte ein Sprecher des National Human Genome Research Institute in Bethesda/USA, das ebenfalls an dem Projekt mitarbeitete, an.
->   Genome Research
Die Laborratte - Versuchstier seit 200 Jahren
Bild: Nature
Die Laborratte (Rattus norvegicus) wird seit fast 200 Jahren als Versuchstier eingesetzt und gilt als unentbehrlich für die Entwicklung von Medikamenten.

Ihre Erbsubstanz besteht aus 2,75 Milliarden Genbausteinen (Basen), das der Maus aus etwa 2,6 Milliarden und das des Menschen aus knapp 3 Milliarden.

Alle drei besitzen eine ähnliche Zahl an Genen, die auf 25.000 bis 35.000 geschätzt wird. Etwa 90 Prozent der Rattengene kommen auch bei Mensch und Maus vor. Der unterschiedliche Rest bildet beispielsweise Baupläne für Geruchsrezeptoren.
->   Themenschwerpunkt "Ratte" bei Nature Science Update
Nager und Mensch: Vorfahre lebte vor 80 Mio. Jahren
Rund 40 Prozent des Genoms von Ratte, Maus und Mensch haben eine ähnliche Basenabfolge sie stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor etwa 80 Millionen Jahre lebte.

Die Forscher können nun auch Rückschlüsse darauf ziehen, welchen Verlauf die Evolution genommen hat. Alle Informationen zum Rattenerbgut sind frei zugänglich in Datenbanken.
Krankheitsgene während Evolution konserviert
Weiters stellten die Forscher fest, dass nahezu alle Gene des Menschen, die bei der Entstehung von Krankheiten eine Rolle spielen, ihre Entsprechung bei der Ratte haben. Offenbar sind diese Gene im Laufe der Entwicklung der Säugetiere in den letzten Millionen von Jahren hochgradig konserviert worden.
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90 Prozent der Erbinformation abgelesen
Die Forscher des überwiegend öffentlich finanzierten "Rat Genome Sequencing Project Consortium (RGSPC)" haben mehr als 90 Prozent der Erbinformation gelesen. Obwohl damit nicht 100 Prozent der Genbausteine entziffert sind, gilt das Projekt als abgeschlossen. Der Aufwand für eine vollständige Sequenzierung ist den Angaben zufolge zu hoch.
->   Mehr zu den am RGSPC beteiligten Institutionen
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Zwei Methoden für Entzifferung verwendet
Zur Entzifferung und Analyse des Rattengenoms setzten die Wissenschaftler zwei verschiedene Methoden ein. Zum einen die "Schrotschussmethode" des Genomforschers Craig Venter von der Firma Celera Genomics, der sich, anders als beim Humangenomprojekt, an dem Rattenprojekt beteiligte.

Dabei wird das Rattengenom in kleine Schnipsel zerlegt. Zum zweiten die so genannte BAC-Sequenzierungsmethode der Forscher des Humangenomprojekts, die das Genom in größere Stücke zerlegt.

Anschließend wird die Reihenfolge (Sequenz) der Genbausteine der einzelnen Schnipsel entschlüsselt und alle Teile am Computer wieder zusammengesetzt.

Die MDC-Wissenschaftler erstellten dazu eine so genannte physikalische Karte, mit deren Hilfe sie überprüfen können, ob die Zusammensetzung der Genomsequenz im Computer korrekt erfolgt ist, erläuterte Norbert Hübner: "Die Fehlerquote betrug lediglich 1 auf 10 000 Bausteine und entspricht damit dem 'Goldstandard' des Humangenomprojekts."
Weitere Blaupausen folgen
Weltweit arbeiten Wissenschaftler derzeit an der Entzifferung der Erbsubstanz unterschiedlichster Tiere. Dazu gehören Zebrafische, Rhesusaffen, Seeigel, Honigbienen, Kängurus und Rinder. Im Dezember wurde eine erste Blaupause des Schimpansen-Erbgutes vorgestellt und Anfang März die des Huhns als erstem Vogel.
->   Rat Genome Project (Baylor College of Medicine)
->   Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
->   National Human Genome Research Institute
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Erbgut des Huhns entziffert (2.3.04)
->   Ratten-Erbgut: Modell für genetische Erkrankungen (6.2.04)
->   Genom-Entzifferung im science.ORF.at-Archiv
->   Das Stichwort Ratte im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010