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Farne sind keine Relikte des Erdaltertums  
  Entgegen der bisherigen Auffassung sind Farne keine "überholten" Modelle in der Pflanzenwelt, sondern haben bis heute eine rasante Entwicklung durchgemacht. Das ergab eine Studie mit internationaler Beteiligung.  
Das Auftreten von Blütenpflanzen vor rund 144 Millionen Jahren und ihr Aufstieg zur dominanten Pflanzengruppe an Land hat die evolutionäre Entfaltung der Farne anders als bislang angenommen nicht beendet.
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Die Studie "Ferns diversified in the shadow of angiosperms" von Harald Schneider et al. erschien im aktuellen Heft des Wissenschaftsmagazins "Nature" (doi:10.1038/nature02361).
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Gen ermöglichte heutige Vielfalt
Im "Schatten" der so genannten Bedecktsamer, der Angiospermen, entfalteten Farne ihre heutige Vielfalt in genau dem Zeitraum des "Aufstiegs" der heute dominanten Pflanzengruppe.

Möglich wurde dies durch ein neues Gen, das eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Wachstums durch Licht spielt. Das hat ein internationales Wissenschaftlerteam aus Deutschland, Mexiko und den USA unter Leitung des Göttinger Biologen Harald Schneider herausgefunden.
->   Farne bei Wikipedia
Entwicklung der Farne lief weiter
Mit einem neuen Verfahren der DNA-Sequenzierung gelang es den Forschern, die bislang unvollständigen Informationen von Fossilien in die molekulare Stammesgeschichte der Farne einzubinden und mit den genetischen Codes lebender Organismen zu vergleichen, um damit ein umfassendes Bild von Ursprung und Verwandtschaftsverhältnissen der Farnarten zu erhalten.

Sie konnten damit die vorherrschende Lehrmeinung widerlegen, dass das Aufkommen der Blütenpflanzen mit einem Niedergang der Farndiversität verbunden war und damit Farne lediglich "Relikte des Erdaltertums" seien.
Aufstieg der Blütenpflanzen
Die Verbreitung der Blütenpflanzen zählt nach den Worten von Schneider zu den "zentralen evolutionären Ereignissen" und ist damit einer der wichtigsten Faktoren in der Entwicklung der heutigen Vegetation terrestrischer Ökosysteme.

"Eine Reihe von Landpflanzen starb nahezu oder völlig aus, wie die Samenpflanzen-Linie des Gingko, während andere Gruppen von Organismen einen beispiellosen Anstieg ihrer Diversität erlebten, so etwa Bienen und Käfer", erläutert der Biologe.
Photorezeptor dient ökologischer Anpassungsfähigkeit
Dass sich im Zuge dieser Entwicklung die Diversität der Farne entfalten konnte, beruht auf ihrer Fähigkeit, auch die ökologisch weitaus komplexeren Lebensräume von Blütenpflanzen zu besiedeln.

Möglich wurde dies durch einen neuen Photorezeptor, der sich durch eine größere physiologische Vielseitigkeit auszeichnet. Mit ihren neuen Untersuchungsmethoden wiesen die Forscher in diesem Zusammenhang nach, dass die gegenwärtige Vielfalt der Farne auf eine extrem artenreiche Linie zurückgeht:

80 Prozent der so genannten rezenten Farne gehören einer einzigen Pflanzengruppe an, die heute mehr als 10.000 Arten umfasst.
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Literatur-Tipp
Mit diesem Thema befasst sich auch der begleitende Artikel "Evolutionary biology: Ferns reawakened" von Torsten Eriksson in der aktuellen Ausgabe von "Nature" (doi:10.1038/428480a).
->   Zum Originalartikel
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->   Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften (Uni Göttingen)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Farn frisst Arsen (1.2.01)
 
 
 
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01.01.2010