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Evaluierung der Forschungsfonds: Zu "konservativ"  
  Die beiden Forschungsförderungsfonds FFF und FWF machen "exzellente Arbeit" - allerdings nur "bei der Erfüllung jener Aufgaben, für die sie in den 60er Jahren gegründet wurden". Für die Bewältigung neuer Herausforderungen hätten sie sich aber nicht schnell genug weiterentwickelt. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Evaluation der beiden Fonds, deren Ergebnisse in Wien präsentiert wurden.  
Kritik üben die Evaluatoren vor allem an der Autonomie der beiden Fonds "im Sinne der Steuerung durch Förderempfänger", die zu "Konservativismus" geführt habe.
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Evaluierung seit Sommer 2003
Seit Sommer vergangenen Jahres hat ein Konsortium - bestehend u.a. aus dem Consulting-Unternehmen Technopolis und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Auftrag des Infrastrukturministeriums (BMVIT) - den Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) und den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) evaluiert.
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Ergebnisse haben "maßgeblichen Einfluss" auf Reform
Die Ergebnisse der Prüfung hätten "maßgeblichen Einfluss" auf die geplante Reform der Forschungsförderungslandschaft, betonte der für Innovation zuständige Ministerialrat im BMVIT, Ingolf Schädler.

Geplant ist die Zusammenlegung von wirtschaftsnahen Fördereinrichtungen in eine Forschungsgesellschaft, ein Gesetzesentwurf soll am 15. April bei einem "Reformdialog" der Regierung präsentiert werden.
"Fehlen einer verbindlichen Forschungsstrategie"
Insgesamt haben die Evaluatoren eine "fragmentierte Förderlandschaft in Österreich und ein Fehlen einer verbindlichen Forschungs- und Innovationsstrategie" festgestellt.

Die beiden Fonds seien bei ihrer Gründung 1967 sehr moderne Einrichtungen gewesen - mit einer starken Autonomie, die sich durch eine Steuerungsebene auszeichne, die von Förderempfängern dominiert sei.
"Autonomie führte zu Konservativismus"
Die Prüfer spielen damit auf die Zusammensetzung der Delegiertenversammlung beim FWF mit Vertretern der Universitäten und des Präsidiums und Kuratoriums des FFF mit Vertretern der Wirtschaft an.

"Ein bedauerlicher Effekt dieser Autonomie im Sinne einer Steuerung durch Förderempfänger war Konservativismus", heißt es in einer Kurzfassung des Evaluationsberichts.
Kritik: Fehlende Netzwerkbildung
In vielen anderen Ländern hätten Fördereinrichtungen in den vergangenen Jahren ihre Praxis geändert und den neuen Gegebenheiten entsprechend nicht nur Einzelforscher in Firmen oder Universitäten gefördert, sondern auch Netzwerke und Verbindungen in einem größer gewordenen Innovationssystem.

Im Gegensatz dazu hätten es die beiden österreichischen Fonds verabsäumt, ihre Aktivitäten auszuweiten und anstehende Herausforderungen anzugehen, heißt es in dem Bericht.
Fragmentierung der Förderlandschaft
Stattdessen sei es zur Gründung neuer Fördereinrichtungen gekommen, um diese neuen Aufgaben wahrzunehmen - was in Folge zur Fragmentierung der Förderlandschaft geführt hat.

"Wir haben die Fonds immer wieder aufgefordert, neue Programme abzuwickeln, doch das wurde unter Hinweis auf die im Gesetz festgeschriebenen Aufgaben abgelehnt", betonte Schädler.
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Umwandlung in "Agentur", zusätzliche Ressourcen
Für FFF und FWF empfehlen die Evaluatoren laut Eric Arnold von Technopolis nicht nur eine Umwandlung in eine "Agentur" (Arnold: "Der Name Fonds impliziert, dass die Einrichtung eigenes Geld hat"), sondern auch zusätzliche Ressourcen, damit die Fonds strategische Fähigkeiten entwickeln und ihre Einbindung in internationale Entwicklungen stärken können.
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FFF soll in Forschungs-GmbH, FWF nicht
Der FFF sollte in eine größere Innovationsagentur eingegliedert werden, die Pläne einer Fusion von Technologieimpulse Gesellschaft, Büro für Internationale Technologiekooperation, Austrian Space Agency und FFF zu einer Forschungs-GmbH seien ein guter Ansatz dafür.

Für die Eingliederung des FWF in diese Gesellschaft spricht nach Ansicht Arnolds nichts. Es gebe mit Grundlagenforschung und Innovation zwei Blöcke mit unterschiedlichen Prozessen und unterschiedlichen Empfängergruppen, er sehe keine Synergien durch eine Zusammenlegung, und diese wäre auch international unüblich.
"Striktes Verbot der politischen Einflussnahme"
Wichtig für Arnold ist es, dass die Politik und die Ministerien sich auf die strategisch-politische und die Fonds auf die operative Ebene konzentrieren.

"Gleichzeitig bedeutet das aber auch ein striktes Verbot der Einflussnahme seitens der Politik in operative Belange wie etwa personelle oder Projekt-Entscheidungen", sagte Arnold.
->   Wissenschaftsfonds FWF
->   Forschungsförderungsfonds FFF
Aktuelles zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Forschungsreform: Diskussion um den FWF (24.3.04)
->   FWF-Finanzkrise: Nur jedes vierte Projekt genehmigt (9.3.04)
->   Forschungsförderung: Experten gegen Reformpläne (16.2.04)
 
 
 
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01.01.2010