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Fett "im Gehirn": Belohnungszentren leuchten auf  
  Eine Studie beweist es: Wenn wir unseren Mund mit fettreichen Nahrungsmitteln füllen, dann leuchten die Belohnungszentren im Gehirn auf. Entscheidend ist dabei allerdings weniger der Geschmack als vielmehr die Textur der betreffenden Kost.  
Zur Wirkung von Geruch und Geschmack auf das Gehirn gibt es bereits zahlreiche Studien. Stiefkind solcher Forschungen war bislang die Textur von Nahrungsmitteln, wie "Nature Science Update" berichtet.

Ivan de Araujo und Edmund Rolls von der University of Oxford haben nun genau jenen Aspekt untersucht. Ihre Ergebnisse sind im Fachmagazin "Journal of Neuroscience" erschienen.
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Der Artikel "Representation in the Human Brain of Food Texture and Oral Fat" ist erschienen im "Journal of Neuroscience", Bd. 24, Seiten 3086 - 3093, Ausgabe vom 24. März 2004 (doi:10.1523/JNEUROSCI.0130-04.2004).
->   Abstract des Artikels im "Journal of Neuroscience" erschienen
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fMRI zeigt Aktivierungsmuster im Gehirn
Die Wissenschaftler untersuchten dazu das Gehirn von 12 hungrigen Probanden mithilfe der funktionellen Kernspinresonanz (fMRI), während diese sich Kost unterschiedlichster Art zu Gemüte führten.

Die Testnahrung bestand aus dabei einem völlig geschmacksneutralen Zellulosemix - der allerdings so manipuliert wurde, dass er der Beschaffenheit etwa von Öl, einem Sirup oder auch eher wässriger Lösung entsprach.
Geschmack und Textur spielen eine Rolle
Die dickflüssigeren Zellstoffbreis aktivierten laut Studie eine Gehirnregion, die zum Teil mit einem Areal überlappt, das auf Geschmack reagiert.

"Dies legt nahe, dass das Gehirn sich basierend auf beidem, Geschmack und Textur, ein Bild vom Mundinhalt macht", wird Edmund Rolls in "Nature Science Update" zitiert.
"Fettige" Mischung: Belohnungszentren leuchten auf
Die an Fette erinnernden Mixturen zeigten ihre Wirkung aber auch in einem ganz bestimmten Bereich der Großhirnrinde, dem cingulären Kortex oder Gyrus cinguli. Dieser wird durch angenehme Empfindungen wie eine Liebkosung, einen angenehmen Geruch oder auch einen Lottogewinn aktiviert.

Mit anderen Worten: Fettreiche Nahrung scheint - via ihre Beschaffenheit - die Belohnunszentren im Gehirn zu aktivierten. Damit ließe sich möglicherweise erklären, warum manche Menschen geradezu süchtig nach bestimmten Speisen sind.
Erkenntnisse gegen Fettleibigkeit
Damit könnten die Ergebnisse nach Meinung der Forscher für das öffentliche Gesundheitswesen nicht unwesentliche Erkenntnisse liefern, wenn es auf diese Weise gelänge, die Vorliebe für bestimmte ungesunde (weil dickmachende) Nahrungsmittel zu klären.
Das Wie ist noch unklar
Laut Edmund Rolls ist allerdings noch nicht geklärt, wie genau der Mund es schafft, all jene unterschiedlichen Texturen zu erkennen.

Rolls glaubt jedoch, dass der Mensch jene Fähigkeit einst entwickelt hat, um über die Beschaffenheit der Nahrung besonders energiereiche Kost - wie eben fetthaltige Bissen - zu erkennen.
Jeweilige Vorliebe zeigt sich auch im Gehirn
Die Präferenzen für unterschiedliche Texturen variiert im Übrigen, wie der Psychologe David Zald bestätigen kann. Er untersucht die Geschmackswahrnehmung an der amerikanischen Vanderbilt University in Nashville.

Der Psychologe hat in Studien beispielsweise herausgefunden, dass die Gehirnaktivität von Probanden etwa die Vorliebe für kernige oder feine Erdnussbutter wiederspiegelt.
->   Department of Experimental Psychology der University of Oxford
->   Department of Psychology & Human Developement der Vanderbilt University
->   "Nature Science Update"
->   Alles zum Stichwort Geschmack im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010