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Nicht alle Aliens sind klein und grün  
  Rund 1000 Pflanzenarten und bisher mehr als 400 Tierarten gelten als sogenannte 'Aliens' in der heimischen Natur. Diese 'fremden' Arten werden oft durch das Fehlen natürlicher Feinde zur Gefahr einheimischer Ökosysteme.  
Diese Aliens sind Pflanzen und Tiere, die ursprünglich nicht in Österreich heimisch waren, sich mittlerweile aber auch hier selbständig ausbreiten.
Viele werden nicht mehr als solche erkannt
Die Kastanie etwa, die vom Balkan kommt, hat sogar schon in Wienerlieder Eingang gefunden. Auch die Robinie - auch Akazie genannt - aus Nordamerika oder der Fasan, der aus Asien stammt gelten längst als einheimische Arten.

Insbesondere der Fasan wird von Jägern als ¿heimischer Jagdvogel¿ auch dementsprechend gefördert, sagt Astrid Blab vom Umweltbundesamt: Er verdrängt nicht nur andere Hühnervögel. Viele Jäger versuchen auch, Greifvögel, die dem Fasan gefährlich werden, hintan zu halten. Indirekt sind also auch sie durch den Fasan gefährdet.
Verdrängungswettbewerb
Beispiele dafür sind die kanadische Goldrute oder das drüsige Springkraut. Die kanadische Goldrute bildet in weiten Teilen Mitteleuropas mittlerweile dichte Monokulturen. Das drüsige Springkraut wuchert an praktisch allen Bachläufen gleichermaßen.
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Wirtschaftliche Schäden
Zu den wohl berühmtesten Aliens gehört die Reblaus, die aus den USA kommend - im 19. Jahrhundert in manchen Gegenden bis zu 20 Prozent der Weinbestände vernichtete. Ebenfalls schon im 19.Jahrhundert begann die weltweite Ausbreitung des Kartoffelkäfers. Sein Radius vergrößerte sich ausgehend von Colorado um etwa 150 Kilometer pro Jahr. Fast jeden Hobbygärtner zur Verzweiflung bringt heute die spanische Wegschnecke, die erst 1972 zum ersten Mal in Österreich auftauchte.
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Hobbygärtner als Transporteure
Kanadische Goldrute, drüsiges Springkraut, Riesenbärenklau und viele andere wurden als Zierpflanzen eingeführt. Insbesondere über Gartenabfälle aber auch zum Beispiel von Friedhöfen aus können solche Zierpflanzen dann zu höchst aggressiven Aliens werden. Wobei so manche Art sich erst nach Jahren selbständig macht, sagt die Expertin Blab:

Der Götterbaum wurde im 16. Jahrhundert nach England und im 19. Jahrhundert auch nach Österreich als Zierbaum eingeführt. Verwilderungen waren anfangs eher selten. Die Trümmerfelder nach den Bombenangriffen in Wien im Zweiten Weltkrieg boten dem anspruchlosen Pionierbaum aber die optimale Ausbreitungsmöglichkeit.

Heute setzt der Götterbaum sich nicht nur in jeder Asphaltritze der Stadt fest, mittlerweile dringt er auch zunehmend in die Donauauen vor.
Neue Aliens sind bereits im Anmarsch
Ein Beispiel dafür ist das Grauhörnchen, ein nordamerikanischer Verwandter unseres Eichhörnchens. Auf den britischen Inseln hat der wesentlich größere, konkurrenzstärkere Vetter aus Amerika das Eichhörnchen schon fast völlig verdrängt.

Sozusagen im Landeanflug auf Österreich ist auch die Schwarzkopfruderente, ebenfalls aus den USA kommend und ebenfalls über England eingeführt. Ähnliches droht mit freigesetzten Rotwangenschmuckschildkröten in den Donauauen, die dort die Sumpfschildkröten bedrängen könnten.
Vorbeugen als wichtigste Maßnahme
Haben sich Aliens erst einmal festgesetzt, können sie kaum noch erfolgreich bekämpft werden. Der Rat der Expertin daher: Von Reisen keine lebenden Pflanzen, Samen oder Tiere mit nach Hause bringen. Keine Pflanzen oder Tiere in der freien Natur aussetzen.Für Gärten und Hecken heimische Pflanzen bevorzugen.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Biologische Invasionen: Herausforderung zum Handeln?
->   Invasive Species Specialist Group
->   Umweltbundesamt
 
 
 
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01.01.2010