News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Vertrauen und Altruismus ökonomisch erforscht  
  Vertrauen ist ein wichtiges Moment wirtschaftlicher Beziehungen und daher auch Untersuchungsgegenstand einer Studie des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Wachstumsforschung.  
Die Untersuchung geht vor allem der Frage nach: Wie vertrauensvoll und wie vertrauenswürdig sind die Deutschen?
Riskanter Tauschhandel per Computer
Wie bereit sind zwei Fremde, sich per Computer auf einen Tauschhandel einzulassen, bei dem zumindest ein Verhandlungspartner nicht sicher sein kann, ob ihn der andere nicht übervorteilen wird?
...
Vertrauen und Altruismus im Experiment
Stellen Sie sich ein kleines Spiel vor: Sie treten mit einem Menschen, den Sie nicht kennen, per Computer in einen Tauschhandel ein. Jeder von Ihnen bekommt dafür 10 Euro und beide kennen die Spielbedingungen. Sie sind zuerst am Zug.

Das Geld, das Sie Ihrem Verhandlungspartner geben, wird vom Experimentator verdoppelt. 10 Euro, die Sie wegschicken, kommen beim anderen als 20 Euro an, zusammen mit seinem Ausgangsgeld verfügt er jetzt also über 30 Euro. 10 davon kann er Ihnen entweder zurückschicken, die würden dann unterwegs wiederum verdoppelt, und sie hätten beide 20 - oder eben nicht. Sie gingen leer aus und ihr fremder Verhandlungspartner hätte 30 Euro. Wenn Sie hingegen von vornherein entscheiden, nichts herzugeben, bleiben Ihnen beiden je 10 Euro.
...
Hinweise auf Handeln im Alltag
Für den Ökonomen und einen der beiden Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Wachstumsforschung, Ernst Fehr, bieten solche Computerexperimente Hinweise auf Vertrauen und Altruismus, über die Hälfte seiner freiwilligen Versuchspersonen hat sich auf den riskanten Handel eingelassen.
Repräsentative Studie in Deutschland
Im Rahmen einer großangelegten Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Wachstumsforschung wird das nun in Deutschland untersucht.

Die Fragen werden Menschen gestellt, die schon in anderem Zusammenhang für langjährige Forschungen repräsentativ für ein sozioökonomisches Panel ausgewählt wurden, über deren Lebensumstände also einiges bekannt ist.

Diese Verknüpfung von Verhaltensexperimenten mit Befragungsstudien wird nach Ansicht Ernst Fehrs langfristig die Panelbefragung revolutionieren.
Soziale Komponente durchleuchtet
Aus seinen Untersuchungen erhofft er sich eine ganze Reihe von Indizien: "Wir erfahren sozusagen repräsentativ, wie altruistisch und vertrauenswürdig die Deutschen sind, und wie stark sie den anderen vertrauen."

Außerdem erhebe man die sozialen und ökonomischen Bestimmungsgründe dieses Vertrauens, so Fehr: "Ist es zum Beispiel so, dass Arbeitslose weniger vertrauen als Leute mit Arbeit? Ist es so, dass vertrauenswürdige Personen im Wirtschaftsleben erfolgreicher sind als solche, die nicht vertrauenswürdig sind?"

Auf die endgültigen Antworten gilt es allerdings noch ein wenig zu warten. Deutschland als Studienland wurde übrigens gewählt, weil die Wissenschafter dort auf ein schon bestehendes sozioökonomisches Panel zurückgreifen konnte, das auch bei diesen Versuchen mitmachen würde.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
->   Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft: Institut für Wachstumsforschung
->   Mehr zu den Ludwig-Boltzmann-Instituten in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010