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Norwegens Walfänger polieren ihre Harpunen  
  Es ist fast schon ein Ritual, was sich da Jahr für Jahr im norwegischen Frühling abspielt. Wie jedes Jahr werden auch an diesem 1. Mai norwegische Fangschiffe trotz massiver Proteste in See stechen, um Jagd auf Wale zu machen.  
Wie jedes Jahr protestieren etliche Regierungen und Umweltgruppen gegen die Jagd, weil sie dem Fangverbot des Internationalen Walfangmoratoriums zuwider läuft. Und wie jedes Jahr polieren die norwegischen Walfänger ungerührt ihre Harpunen, bevor sie in den kalten Fluten der Barentssee und des Nordmeers den riesigen Meeressäugern nachstellen.

549 Wale hat die norwegische Regierung dieses Jahr zum Abschuss freigegeben - ein Haufen Arbeit, der den Seemännern auf den etwa 30 Walfangschiffen nun bevorsteht.
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'Kritiker scheinheilig'
Die Verfechter des Walfangs in dem skandinavischen Land sehen bei den Kritikern eine gehörige Portion Scheinheiligkeit am Werk. "Länder wie die USA, Frankreich oder Deutschland wollen sich mit ihrer Kritik am Walfang wohlfeil als besonders umweltfreundlich profilieren", sagt Rune Froevik, der eine Vereinigung von Walfängern in Norwegen vertritt. "Aber wenn die eigenen wirtschaftlichen Interessen dieser Länder auf dem Spiel stehen, sind sie plötzlich nicht mehr so grün", sagt Froevik in Anspielung auf US-Präsident George W. Bush. Der hat den Walfängern mit seiner Ablehnung des Kyoto-Klimaschutzprotokolls aus wirtschaftlichen Gründen willkommene Argumentationshilfe geliefert.
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Seit acht Jahren wieder begrenzte Jagd
Seit acht Jahren erlaubt die norwegische Regierung zum Entsetzen vieler Tierschützer wieder die begrenzte Jagd auf Finnwale, obwohl diese Tiere unter dem Schutz des Internationalen Walfang-Moratoriums von 1986 stehen. Oslo hatte die Vereinbarung allerdings nie unterzeichnet.

Auch die Ausfuhr von Walprodukten wurde legalisiert. In den Fischgründen vor der norwegischen Küste leben nach Schätzungen der Internationalen Walfang-Kommission etwa
120.000 Finnwale, weltweit sind es über eine Million. Nach Ansicht der norwegischen Walfänger ist der Finnwal damit keine bedrohte Tierart mehr.
'Überleben nicht gefährdet'
Auch der Waljäger Ole Mindor Myklebust glaubt fest, dass
der Walfang das Überleben der Wale nicht gefährdet. Wohl aber würde ein Fangverbot das Überleben der Walfänger gefährden, fürchtet er. "Ich habe die verheerenden Folgen des Fangverbots in Grönland mit eigenen Augen gesehen. Die jungen Leute nehmen Drogen, weil es den traditionellen Walfang nicht mehr gibt", erzählt Myklebust. Die unwirtlichen Gegenden im arktischen Norden Norwegens seien ökonomisch auf den Walfang angewiesen.

Die Walfänger behaupten, dass ihr Geschäft eigentlich nicht
besonders profitabel sei. In norwegischen Haushalten kommt selten Walfleisch auf den Tisch. Doch der Export lohnt sich, vor allem nach Japan. Dort gilt Walfett als Delikatesse. "Früher war Walfett fast nichts wert. Doch heute zahlen die Japaner 30 Kronen pro Kilo", freut sich der Walhändler Jan Odin Olavsen. 30 Kronen sind etwa acht Mark (3,7 Euro). Ein saftiges Geschäft: Pro Wal fällt durchschnittlich eine Halbe Tonne Fett an.

(APA/red)
Mehr zum Walfang aus 'wissenschaftlichen Zwecken' lesen sie science.orf.at
->   Norweger wollen Delphine zu Forschungszwecken töten
->   WDCS - The Whale and Dolphin Conservation Society
 
 
 
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01.01.2010