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"CLEVER": Ein Dreirad für den Stadtverkehr  
  Viele Fahrzeuge im städtischen Verkehr verursachen nicht nur Abgase und Lärm, sondern haben auch großen Platzbedarf und einen hohen Energieverbrauch. Das Kleinfahrzeug "CLEVER" soll dies nun ändern - unter österreichischer Beteiligung entwickeln Universitäten und Institutionen aus fünf Ländern ein motorisiertes Dreirad, das bis zu zwei Passagiere sicher, Energie sparend und schadstoffarm durch den Stadtverkehr bringen soll.  
Das "Compact Low Emission Vehicle for Urban Transport" (CLEVER) wird von der Europäischen Union gefördert. Neben Wissenschaftlern von der Universität für Bodenkultur in Wien sind auch deutsche, französische, britische und niederländische Forscher beteiligt.
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Prototyp soll bis Ende 2005 fertig werden
An der Entwicklung von CLEVER arbeiten seit Dezember 2002 insgesamt neun europäische Partner aus Industrie und Forschung. Die Laufzeit beträgt 36 Monate und endet im Dezember 2005. Bis dahin soll ein CLEVER-Prototyp fertiggestellt werden. CLEVER wird im Rahmen des fünften Forschungsrahmenprogramms "Wettbewerbsfähiges und Nachhaltiges Wachstum" von der Europäischen Union gefördert.
->   Die CLEVER-Website (derzeit noch im Aufbau)
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Die Probleme des Stadtverkehrs
Den meisten Autofahrern sind die Probleme des Stadtverkehrs wohl bekannt. Neben teurem Sprit, umweltschädlichen Abgasen und täglichen Autoschlangen zu den Hauptverkehrszeiten kämpfen viele zudem regelmäßig mit der Parkplatzsuche.
Ein Meter Breite für zwei Passagiere
Bild: University of Bath
CLEVER soll dem nun abhelfen. Mit nur einem Meter Breite bietet das motorisierte Dreirad dem Fahrer sowie einem hinter diesem sitzenden Passagier Platz. Damit ist das Fahrzeug etwa einen Meter schmaler als normale Autos - mit einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 80 Stundenkilometern.

Der Vorteil bei der Parkplatzsuche ist offensichtlich. Und selbst schmalere Fahrspuren für solche Fahrzeuge sind nach Ansicht der CLEVER-Entwickler durchaus denkbar.
Geschlossene Karosserie schützt Passagiere
Bild: University of Bath
CLEVER von oben betrachtet.
In Punkto Sicherheit soll das Dreirad allerdings kein Leichtgewicht werden: Anders als frühere Konzepte für ein kleines Stadtfahrzeug wird es einen stabilen Metallrahmen bzw. einen geschlossene Karosserie erhalten, die Fahrer und Beifahrer bei einer Kollision schützt.
Automatische Schräglage für Stabilität
Bild: University of Bath
Die Gestaltung des Innenraums.
Sein Dach ist nach Angaben der Entwickler etwa so hoch wie bei herkömmlichen PKWs. Damit könnte das schmale Dreirad in den Kurven etwas wackelig werden - doch die Forscher haben an alles gedacht:

Wissenschaftler am Centre for Power Transmission and Motion Control der britischen University of Bath tüfteln noch an der sich neigenden Chassis des Vehikels, die auch in den Kurven für die nötige Stabilität sorgen soll.

Dabei wird CLEVER - anders etwa als bei Motorrädern - den Neigungsgrad automatisch regulieren. Ein hydraulisches System ist dafür vorgesehen, das - elektronisch kontrolliert - das Fahrzeug bei niedrigerer Geschwindigkeit aufrecht hält und bei höherem Tempo dessen Neigungswinkel den Erfordernissen anpasst.
Sparsam und umweltfreundlich
Das "Stadtauto der Zukunft" könnte vor allem auch die Umwelt erfreuen, denn es soll mit komprimiertem Erdgas betrieben werden. Nach Angaben der Entwickler wird so weniger Kohlenddioxid freigesetzt als bei konventionellen Autos.

Zudem ist CLEVER sehr sparsam konzipiert, sein Verbrauch entspräche demnach etwa 1,51 Litern Benzin pro 100 Kilometer. Ein weiterer, für die Stadtbewohner erfreulicher Aspekt: Das motorisierte Fahrzeug soll auch besonders leise sein.
BOKU-Forscher untersuchen Akzeptanz
Bild: University of Bath
Eine Projektgruppe vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien ist derzeit damit beschäftigt, die Akzeptanz bei den - möglichen - künftigen Verbraucher zu erheben.

Dafür werden in Graz sowie in Thessaloniki zwei Befragungen durchgeführt, wie Projektmitarbeiterin Sandra Hanzl gegenüber science.ORF.at erläuterte. In einer ersten allgemeinen Haushaltsbefragung wurden Informationen etwa über die verschiedenen Wege, die mit dem PKW zurückgelegt werden, erhoben.

Die Daten dienen schließlich als Grundlage für eine zweite Vertiefungsbefragung, an deren Ausführung derzeit noch gearbeitet wird. Dabei soll das CLEVER-Konzept vorgestellt werden. Man will erfahren, unter welchen Bedingungen die Verbraucher tatsächlich ein CLEVER-Auto kaufen würden.
Trend zum Zweitauto spricht für CLEVER
Der Markt für das neue und innovative Stadtfahrzeug ist laut Angaben der europäischen Entwickler auf jeden Fall gegeben. Man verweist auf den Trend zum Zweit- und gar Drittauto, das in Zukunft also durch ein CLEVER-Vehikel abgelöst werden könnte.

Bleibt noch die Frage der Anschaffungskosten: Ein Prototyp ist bis Dezember 2005 geplant. Sollte CLEVER dann tatsächlich in die Serienproduktion gehen, werden die Kosten von der University of Bath mit etwa 6.500 britischen Pfund (rund 9.900 Euro) beziffert.
->   Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (BOKU)
->   Informationen zu CLEVER bei der BOKU
->   Centre for Power Transmission and Motion Control der University of Bath
->   CLEVER-Animation (University of Bath)
->   Alles zum Stichwort Verkehr im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010