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Gentechnische Veränderung produziert Killerviren  
  Vor einigen Monaten produzierten australische Forscher mittels Gentechnik ungewollt ein Killervirus. Der Wiener Virologie, Franz X. Heinz mahnt in diesem Zusammenhang eine erhöhte Achtsamkeit im gentechnischen Umgang mit Viren ein.  
Das Experiment liegt bereits einige Monate zurück: Australische Forscher versuchten, durch gentechnische Veränderung an einem Mäusepockenvirus einen Impfstoff zur Empfängnisverhütung ¿ für die Mäuse ¿ zu entwickeln.

Da nicht alle untersuchten Mäusestämme auf das veränderte Virus ausreichend ansprachen, wurde ein weiteres verändertes Gen (Interleukin) eingeschleust, um die Immunantwort der Mäuse, also den Effekt der Empfängnisverhütung zu verstärken.
Franz X. Heinz: Unerwarteter Effekt
Die Wirkung dieser zweiten Veränderung war höchst überraschend, schildert der Vorstand des Wiener Instituts für Virologie, Franz X. Heinz : "Es ist dazu gekommen, dass dieses Virus, das an und für sich harmlos für diese bestimmte Mäuseart war, plötzlich enorm virulent war und alle Mäuse innerhalb kürzester zeit umgebracht hat. Aus einem an und für sich harmlosen Virus wurde ein äußerst pathogenes Virus gemacht."
Diskussion über Veröffentlichung der Ergebnisse
Die australischen Forscher haben sich nach langen Diskussion entschlossen, mit ihren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit zu gehen: "Sozusagen um davor zu warnen, dass solche gentechnischen Experimente eben auch dazu führen können, dass ein Virus nicht nur abgeschwächt wird, sondern, wenn die entsprechende Konstellation gegeben ist, dass es auch aggressiver werden kann."
Veränderungen im Labor schwächen normalerweise die Vermehrungsfähigkeit von Viren
Heinz: "Das stimmt nach wie vor, das heißt, wenn man das Virus selber verändert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es harmloser wird, sehr groß. Was hier gemacht wurde, ist, einen immunologischen Faktor einzubauen, der dazu geführt hat, dass die Immunantwort der Tiere, die mit diesem Virus dann infiziert worden sind, wesentlich schlechter ausgefallen ist."

"Das gilt besonders für jene Teile des Immunsystems, die für die Abwehr des spezifischen Virus verantwortlich sind. Und das hat dazu geführt, dass diese Mäuse das nicht mehr ordentlich abwehren konnten und dadurch das Virus sich ganz dramatisch vermehren konnte."
Keine Rückschlüsse auf gentechnisch hergestellte Medikamente
Mit der gentechnischen Herstellung von Medikamenten hat der Vorfall in Australien überhaupt nichts zu tun, sagt Franz X. Heinz.

"Viren, überhaupt alle Krankheitserreger können im Grunde immer gefährlich sein. Deswegen sind Viren je nach ihrer Gefährlichkeit in bestimmte Sicherheitskategorien eingeteilt. Die gentechnische Veränderung von Viren kann aber Veränderungen auch in den biologischen Eigenschaften dieser Viren zur Folge haben."

"Die Lehre ist eigentlich eine Verstärkung des Bewusstseins dessen, was wir ohnehin wissen, dass genetische Veränderungen von Mikroorganismen und Viren, auch zu einer Erhöhung der Virulenz führen können und nicht nur zu deren Abschwächung. Aber wir lernen mit jedem Experiment und es zeigt dieses Beispiel, dass man eben zurecht vorsichtig ist bei gentechnischen Veränderungen von Viren."

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010