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Mit Pflanze und Mikrobe gegen verseuchte Böden  
  Die Idee, Giftstoffe mit Hilfe von Bakterien oder Pflanzen aus verseuchten Böden zu entfernen, ist nicht ganz neu. Einen besonders eleganten Ansatz präsentieren nun US-Forscher: Sie wollen der Schadstoffe mit einer Kombination von Pflanze und Mikrobe Herr werden.  
Die Wissenschaftler um den Mikrobiologen Daniel van der Lelie vom Brookhaven National Laboratory in New York veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Nature Biotechnology".
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Die Studie ist unter dem Titel "Engineered endophytic bacteria improve phytoremediation of water-soluble, volatile, organic pollutants" als Online-Vorabpublikation in "Nature Biotechnology" erschienen (doi:10.1038/nbt960, 11. April 2004).
->   Abstract der Studie in "Nature Biotechnology"
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Problematisch: Giftige Schadstoffe im Boden
Sind giftige industrielle Schadstoffe einmal in den Boden gelangt, kann man sie nur schwer - und vor allem recht kostenintensiv - wieder entfernen.

Eine Möglichkeit: Bakterien, die diese Giftstoffe abbauen können. Doch es ist nicht immer so leicht, die Mikroben in einer solchen Umgebung wachsen und gedeihen zu lassen. Zudem lösen sich viele Schadstoffe sehr schnell im Grundwasser auf - noch bevor die Bakterien ihnen zu Leibe rücken können.

Pflanzen könnten letzteres Problem elegant umgehen, indem sie das Grundwasser aufnehmen und den Bakterien die notwendige Zeit geben, ihre Säuberungsarbeit zu erledigen. Ist der Boden allerdings zu stark verschmutzt, so sterben wiederum die Pflanzen ab.
Gelbe Lupinen und Bakterien gegen Toluen
Einen Ausweg aus diesem Dilemma präsentieren nun die US-Forscher, wie "Science Now" berichtet: Sie haben gelbe Lupinen mit Bakterien ausgestattet, die es beiden gemeinsam erlauben, den häufigen Schadstoff Toluen (Steinkohlenteeröl) abzubauen.

Die Forscher versuchten zunächst, die Pflanzen mit einem Bakterienstamm auszustatten, der - wie bereits bekannt war - das Steinkohlenteeröl abbaut. Doch die Pflanzen erkrankten nach dieser Behandlung.
Bakterieller Gen-Transfer als Lösung
Die Forscher unternahmen also einen zweiten Versuch - und vermischten die Toluen abbauenden Mikroben mit Bakterien, die unter normalen Umständen sowieso an den Wurzeln der Pflanzen leben.

Es kam schließlich zum ersehnten Gen-Austausch: Die harmlosen Mikroben übernahmen die fehlenden Erbgutfaktoren für den Toluen-Abbau von ihren Verwandten.

Und die solchermaßen bestens für ihre Aufgabe gerüsteten Mikroben ermöglichten es den Pflanzen tatsächlich, im für ihre unbehandelten Verwandten tödlichen Boden zu überleben und den Schadstoff abzubauen.
->   Brookhaven National Laboratory
->   "Science Now"
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Mikrobielle Brennstoffzelle zur Abwasseraufbereitung (24.2.04)
->   Neue Gifte in Hochgebirgsseen entdeckt (10.10.02)
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01.01.2010