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Raucherentwöhnung: Drittel ist "heilbar"  
  Vom Glimmstängel dauerhaft wegzukommen ist gar nicht so einfach: Mit relativ simplen Therapien unter Anleitung von Ärzten liegt die "Heilungsrate" von Rauchern nach rund zwölf Monaten bei etwa einem Drittel.  
Dies hat eine neue Studie zur Raucherentwöhnung ergeben, die am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde.
"Größte vermeidbare Gesundheitsgefahr"
Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) bezeichnete in einem Eingangsstatement die Zigaretten als größte vermeidbare Gesundheitsgefahr in den Industriestaaten: "Alle neun Sekunden passiert weltweit ein Todesfall durch das Rauchen. Laut Schätzungen der WHO (Weltgesundheitsoroganisation, Anm.) sterben jährlich vier Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen des Rauchens." Im 20. Jahrhundert wären das rund 100 Millionen Todesfälle gewesen.
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Österreich: 2,3 Millionen Raucher, 14.000 Tote
Die bedenklichen Daten aus der Alpenrepublik laut der Ministerin: "In Österreich rauchen 36 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen. Das sind rund 2,3 Millionen Menschen." Die Zahl der Tabak-bedingten Todesfälle pro Jahr laute auf rund 14.000.
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"Einstiegsalter sinkt"
Wenn auch der Anteil der Raucher bei den Männern vor einiger Zeit noch bei 45 Prozent gelegen sei, gebe es "alarmierende Zahlen" bei den jungen Leuten: "Besorgniserregend ist die Entwicklung bei den Jugendlichen. Das 'Einstiegsalter' sinkt immer mehr."

Mittlerweile hätten schon rund 45 Prozent der unter 14-jährigen Mädchen und 43 Prozent der unter 14-jährigen Buben zur Zigarette gegriffen. 26 Prozent der unter 15-jähigen Mädchen und 20 Prozent der unter 15-jährigen Burschen sind als regelmäßige Glimmstängel-Benutzer zu bezeichnen.
Gründe fürs Aufhören: Gesundheit ...
Doch es gibt durchaus Hilfe für Aufhörwillige. Wolfgang Kössler vom Otto-Wagner-Spital in Wien hat mit anderen Experten die Daten von 475 Patienten gesammelt, die quer durch Österreich ärztliche Hilfe wegen ihres Tabakkonsums suchten. Nach zwölf Monaten konnten noch 368 Patienten in Telefoninterviews befragt werden.

Der Experte: "Der stärkste Trigger für den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, war, dass die Betroffenen ein Gesundheitsrisiko realisierten. Rund 50 Prozent hatten bereits Gesundheitsprobleme."
... Finanzielles, Schutz der Kinder, Sport
Etwa 20 Prozent wollten durch Zigaretten-Verzicht besser Sport betreiben können. Mehr als 25 Prozent entschlossen sich zur Therapie, weil sie ihre Kinder vor dem Qualm schützen wollten. Etwa 30 Prozent gaben finanzielle Gründe an.

30 Prozent der Patienten hatten bereits eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), 16,5 Prozent ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür und zwölf Prozent gar Asthma.
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Die Abstinenzraten pro Therapie
Im Rahmen der Rauchertherapie wurden die Entwöhnungswilligen mit unterschiedlichen Methoden behandelt. Die nach einem Jahr bei den Nach-Interviews von 368 Betroffgenen angegebenen Abstinenzraten:

- Eine Therapie mit dem Antidepressivum Bupropion ("Zyban") und einer Nikotinersatzbehandlung brachte 46 Prozent der Raucher zur dauerhaften Zigarettenabstinenz.
- Das Antidepressivum allein führte bei 44 Prozent zum Erfolg.
- Die Nikotinersatztherapie allein brachte bei 32 Prozent der Behandelten einen Rauch-Stopp.
- Akupunktur zeigte eine Wirkung bei 23 Prozent der so Betreuten.
- Der "eigene Wille" allein war für eine Erfolgsrate von fast 38 Prozent der Betreuten verantwortlich.
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Verfälschende Effekte möglich
Quer über alle nach zwölf Monaten Befragten (368 Personen) hinweg lag die Nichtraucherquote bei 34,5 Prozent. Rechnete man allerdings die von den ursprünglich 475 aufgenommenen Patienten alle nach zwölf Monaten nicht mehr Erreichten zu den Rauchern, betrug die Abstinenzrate 27 Prozent.

Allerdings handelte es sich dabei um eine "offene" Studie, bei der wegen der Bekanntheit der Therapien verschiedene verfälschende Effekte auftreten können. Gleichzeitig waren die einzelnen Behandlungsgruppen zahlenmäßig stark unterschiedlich. Das schränkt die Aussagekraft der Abstinenzraten je nach verwendeter Behandlungsmethode ein.
Entscheidend: Zahl der Arzt-Patienten-Kontakte
Entscheidend für den Erfolg der Therapie dürfte eher die Häufigkeit der Arzt-Patienten-Kontakte sein. Studienautor Wolfgang Kössler: "Fand nur eine Konsultation statt, lag die Nichtraucherquote nach einem Jahr bei 25 Prozent. Bei mehr als vier Kontakten betrug sie 54,1 Prozent."
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Geraucht wird vor allem beim Kaffee
Verhaltensmäßig hatten 84 Prozent der später Behandelten zur Zigarette beim Kaffee gegriffen, 80 Prozent nach dem Essen. 63 Prozent hatten Stress als Mitgrund bezeichnet.
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Ex-Raucher sind weniger krank
Eindeutig belegt werden konnte eine bessere Gesundheitssituation nach dem Rauch-Stopp. Nach zwölf Monaten waren die Ex-Zigarettenfans durchschnittlich nur 6,9 Tage im Krankenstand gewesen, die Rückfälligen hingegen durchschnittlich 11,4 Tage. Die Ex-Raucher fühlten sich auch deutlich besser.
->   Gesundheitsministerium
->   Das science.ORF.at- Archiv zum Thema Rauchen
 
 
 
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01.01.2010