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Pflanzenkläranlagen als Alternative  
  Das Problem betrifft vor allem Menschen in Entwicklungsländern: ungeklärtes Abwasser verunreinigt das Wasserreservoir. Herkömmliche Kläranlagen sind allerdings teuer. Ein Deutsch-mexikanisches Projekt will nun Pflanzenkläranlagen als Alternative entwickeln.  
Jährlich sterben etwa fünf Millionen Menschen durch verunreinigtes Trinkwasser. Entscheidend mitverantwortlich dafür ist die ungeklärte Einleitung von Abwasser in ihre Trinkwasserreservoire - lediglich fünf Prozent werden weltweit gereinigt. Unter anderem, weil die Kosten für eine herkömmliche Kläranlage gerade für Entwicklungsregionen zu hoch sind.

Als Alternative bietet sich vielleicht bald eine kostengünstigere weil "einfachtechnologische" Pflanzenkläranlage an. Ein Projekt des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) betreibt zurzeit zwei Pilotanlagen in Mexiko. Die dort ermittelten Daten sollen dazu dienen, die "Technologie" der Pflanzenkläranlagen zu optimieren.
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Bild: UFZ

Experimentalbecken des UFZ in Langenreichenbach, Sachsen
Prinzip der Anlage
Das Prinzip einer Pflanzenkläranlage beruht darauf, dass das Abwasser dem Wurzelwerk der Pflanzen zugeführt wird. Eigentlich sind es jedoch nicht die Pflanzen, die die Reinigungsarbeit tun. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Interaktion zwischen bestimmten Mikroben, die sich an den Wurzeln ansetzen, und den Abwasserinhaltsstoffen. Diese Mikroben bauen die organischen Abwasserinhaltsstoffe mikrobiologisch ab - das Wasser kann abgeleitet und für die Bewässerung von Feldern verwendet werden. Dafür braucht man allerdings Pflanzen, die Staunässe vertragen, also ständig in einem Wasserkörper überleben können: Sumpfpflanzen sind ideal, da sie an genau diese Bedingungen angepasst sind. Sie haben so genanntes Röhrenluftleitgewebe entwickelt (Aerenchyn), das Sauerstoff von den Blättern zu den Wurzeln transportiert.
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Abwasser zum Bewässern
In Entwicklungs- und Schwellenländern stellt sich die Problematik des kontaminierten Wassers am dramatischsten dar. Abwasser wird nicht nur ungeklärt in Flüsse oder Seen eingeleitet, sondern in wasserarmen Regionen traditionell auch für Bewässerungszwecke genutzt.

Dabei gelangen allerdings eine Vielzahl gefährlicher Keime gleich mit auf die Felder: Parasiten und Viren, die z.T. sehr langlebig sind und über die Nahrungskette zum Menschen gelangen, meint Oliver Bederfki, ein Chemiker des UFZ und Mitarbeiter des Projektes. Häufige Folge sind Durchfallerkrankungen, die für alte Menschen und Kinder lebensbedrohlich werden können.

Die in den Pflanzenkläranlagen wirksamen Mikroben können diese Keime jedoch abbauen und das Wasser für Bewässerungszwecke wieder nutzbar machen.
Pflanzenkläranlagen als Alternative
Pflanzenkläranlagen gelten als ökonomische und ökologische Alternative zu herkömmlichen Anlagen: sie arbeiten zum einen völlig ohne chemische Zusätze. Zudem handelt es sich um so genannte "Einfachtechnologien", d.h. es sind keine High-Tech-Anlangen vonnöten, die viel Energie verbrauchen und einen hohen Wartungsaufwand haben.

In manchen Fällen, so Oliver Bederfki, müsse man vielleicht eine strombetriebene Pumpe installieren, das sei aber auch schon alles. Ansonsten käme die Anlage ohne Strom aus. Eine echte Alternative also für Regionen, die dringend sauberes Wasser benötigen, aber weder Geld haben noch an die Stromversorgung angeschlossen sind.
Pilotanlagen in Mexiko
Zwei baugleiche Pilotanlagen wurden durch das UFZ in Deutschland (Langenreichenbach, Sachsen) und durch Umweltschutz Nord in Mexiko (Xochitla, Mexico-City) errichtet. Ziel ist es, unter verschiedenen klimatischen Bedingungen diese breit anwendbare und sichere "Einfachtechnolgie" im vergleichenden Forschungsbetrieb weiter zu entwickeln.

Alle Forschungsergebnisse fließen fortlaufend in den Bau einer dritten Pilotanlage ein, die in einem kleinen mexikanischen Dorf (Chacsincin, Halbinsel Yucatán) entsteht, das ein echtes Abwasserproblem hat. Das gereinigte und hygienisierte Wasser soll dort für den Bewässerungsfeldbau genutzt werden.

(red)
->   Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle
 
 
 
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01.01.2010