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Autonome Unis ohne freien Studienzugang?  
  "Wenn man Universitäten autonom managen möchte, muss auch der Zugang beschränkt werden", ist das erklärte Credo des international renommierten Uni-Management-Experten Rolf Wolff.  
Wolff ist Rektor der Handelshochschule Göteborg (Schweden), er war in Sachen Uni-Management auch in Deutschland tätig und hatte Gastprofessuren in Innsbruck und Standford (USA) inne. Er ist zur Zeit auf Einladung der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien in Österreich.
Vorbild Schweden
Wolff kann sich Schweden als Vorbild für die weitere Entwicklung an den österreichischen Unis sehr gut vorstellen. Der Umstellungsprozess hin zu mehr Autonomie, der derzeit in Österreich vollzogen wird, habe in dem skandinavischen Land bereits vor zehn Jahren eingesetzt, berichtete Wolff.

Die schwedischen Hohen Schulen haben jetzt einen sehr hohen Grad an Autonomie. Es gibt Leistungsvereinbarungen mit dem Geldgeber Staat, etwa wie viele Bakkalaureats-, Magister oder Doktorabschlüsse vorzuweisen sind.
Numerus Clausus ...
"Wird die Vereinbarung nicht eingehalten, müssen die Unis sogar Geld zurück zahlen", berichtete der Experte. Auf der anderen Seite sind die Universitäten bezüglich Inhalt und Strukturen, etwa bei Einrichtung oder Schließung von Departments sowie bei der Bestellung von Professoren und Lehrstühlen völlig frei.

Beschränkt ist der Zugang an die schwedischen Universitäten durch einen strengen Numerus clausus, das heißt, dass man verschiedene Studien nur mit einem bestimmten Notendurchschnitt im Maturazeugnis belegen kann.
... aber keine Studiengebühren
Diese Zugangsbeschränkung ist für den Experten speziell für autonome Unis entscheidend, da es nur so zu einer unverzerrten Konkurrenzsituation kommt. In Schweden derzeit nicht vorstellbar ist laut Wolff dagegen die Einführung von Studiengebühren.
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50 Prozent Drittmittel angestrebt
Was Drittmittel angehe, könne die Handelshochschule Göteborg derzeit etwa 44 Prozent am Markt selbst lukrieren, angestrebt seien 50 Prozent, aber auch nicht mehr, so der Rektor. Zum Vergleich, an der Boku, die im österreichischen Vergleich einen hohen Drittmittelanteil aufweist, werden derzeit 20 bis 25 Prozent des Gesamtbudgets frei eingeworben.
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Boku-Rektor: Konzentration auf sechs Themen
Wolff wurde von der Boku als externer Fachmann eingeladen, um an einem Projekt zur Weiterentwicklung der fachlich-strategischen Positionierung der Universität mitzuarbeiten. Boku-Rektor Hubert Dürrstein ist überzeugt, dass man sich dabei von alten Rahmen lösen und neue Modelle entwickeln müsse.

So werde es in Zukunft nicht mehr möglich sein, dass jeder Professor "seine privaten Forschungsschienen" aufbaue. Die Universität müsse "die Leitplanken vorgeben" innerhalb derer man dann wirklich Weltspitze anstrebe. Für die Boku wären dies etwa "sechs bis sieben Themen".
Für Zusammenarbeit der Universitäten
Dürrstein bekannte sich dabei auch zu einer verstärkten Zusammenarbeit der Universitäten. Es müsse nicht sein, dass Fachbereiche in Österreich "fünf Mal angeboten" werden. Reformen und Kompensationen wären hier dringend nötig.

Dürrstein warnte davor, Begriffe wie "Uni-Management" oder "Unternehmensphilosophie" an den Unis zu verteufeln. Wichtig sei nur, dass auch eine unternehmerisch denkende Universität eine Universität bleibe.
->   Boku
 
 
 
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01.01.2010