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Brustkrebs: Bessere medikamentöse Therapie  
  Frauen mit einer besonderen Form von Brustkrebs können durch die Einnahme eines bestimmten Medikaments ein erneutes Auftreten der Erkrankung - nach Operation - besser verhindern als bisher.  
Dies erklärten Wiener Fachleute am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Ausbreitung der Metastasen verhindern
Onkologe Christoph Zielinski (AKH): "Was wir versuchen müssen: Wir müssen die Aussaat des Tumors verhindern (Metastasen, Anm.). Nach zehn Jahren sind 40 bis 50 Prozent der Brustkrebspatientinnen verstorben, nach 20 Jahren sogar 80 Prozent." Der Grund dafür sei, dass sich Krebszellen oft schon sehr früh abgesiedelt hätten und - auch noch nach Jahren - Metastasen bilden können.
Neue antihormonelle medikamentöse Behandlung
Bei etwa 50 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs stehen die Tumorzellen unter Kontrolle der weiblichen Geschlechtshormone (Östrogen). Bisher war bekannt, dass eine fünf Jahre dauernde Behandlung solcher Patientinnen mit dem Östrogen-Rezeptor-Antagonisten Tamoxifen die Rückfallrate reduziert.

Doch mittlerweile gibt es in dieser "adjuvanten" antihormonellen Therapie eine neue Strategie: Die Verabreichung von so genannten Aromatase-Hemmern, zum Beispiel die Substanz Exemestan. Das Medikament inaktiviert das Enzym Aromatase im Körper und verhindert damit die Produktion von Östrogen zu 98 Prozent.
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5.000 Frauen erkranken pro Jahr in Österreich
Der Leiter der Abteilung für Spezielle Gynäkologie am Wiener AKH Ernst Kubista: "In Österreich erkranken jedes Jahr zirka 5.000 Frauen an Brustkrebs. 70 Prozent davon sind in der Menopause. Wiederum 70 Prozent davon haben einen Östrogen-Rezeptor-positiven Tumor." Für sie kommt eine antihormonelle medikamentöse Behandlung in Frage.
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Studie bewies Vorteile
Der Vorteil der neuen Strategie mit dem Aromatase-Hemmer des Pharmakonzerns Pfizer wurde in einer großen internationalen Studie bewiesen, die im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde. Bei 2.362 von 4.742 Brustkrebs-Patientinnen war nach zwei bis drei Jahren die anfängliche Behandlung mit Tamoxifen auf täglich 25 Milligramm des Aromatase-Blockers umgestellt worden.

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungsdauer von 30,6 Monaten wurden die Ergebnisse in den beiden Gruppen verglichen. Die Gesamtbehandlungsdauer betrug damit jeweils rund fünf Jahre.
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Die Studie ist unter dem Titel " A Randomized Trial of Exemestane after Two to Three Years of Tamoxifen Therapy in Postmenopausal Women with Primary Breast Cancer" im "New England Journal of Medicine" (Bd. 350, S. 1081, Ausgabe vom 11. März 2004) erschienen.
->   Original-Abstract (NEJM)
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32 Prozent geringere Rückfallrate
Zielinski: "Es kam zu einer Reduktion der Rückfallrate um 32 Prozent." Absolut bedeutete das einen Vorteil um 4,7 Prozent im Vergleich zu der Gruppe der Probandinnen, die mit Tamoxifen behandelt wurden. Der Unterschied war statistisch signifikant.

Nicht statistisch signifikant unterschieden sich die Gesamt-Überlebensrate der Patientinnen. Dazu war die Beobachtungszeit offenbar noch zu kurz. Während es allerdings bei 20 Patientinnen in der Tamoxifen-Gruppe zu einem Auftreten eines Mammakarzinoms in der zweiten Brust kam, war das nur bei neun Frauen in der Exemestan-Gruppe der Fall. Das war knapp statistisch signifikant.
Verlängerung der Therapiedauer
Der Wiener Chirurg Michael Gnant: "Derzeit wird eine antihormonelle Therapie von Brustkrebs als Standard von fünf Jahren empfohlen. Doch auch nach fünf Jahren kommt es zu Rezidiven (Wiederauftreten, Anm.). Wir haben auch nach fünf Jahren noch eine jährliche Rezidivrate von zwei bis drei Prozent. Wir werden daher die Therapiedauer verlängern. Das wird vielleicht Herrn (Martin) Gleitsmann (Verwaltungsrat des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Anm.) ein Dorn im Auge sein."
Eine chronische Krankheit
Tamoxifen kann wegen verschiedener Nebenwirkungen nicht länger als fünf Jahre verabreicht werden. Hier könnte sich - bei Ausdehnung der Behandlungsdauer in der Zukunft - die Möglichkeit eines Wechsel nach einigen Jahren der Verwendung des ersten Medikaments auf den Aromatase-Inhibitor positiv auswirken. Onkologe Günther Steger (AKH): "Brustkrebs ist offenbar - anders als viele andere Krebserkrankungen - eine chronische Krankheit."
->   AKH Wien
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Brustkrebs
 
 
 
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01.01.2010