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Tumore im Rachenbereich: Neue Chemotherapie  
  Mehr Lebensqualität für Patienten verspricht eine spezielle, lokale Chemotherapie bei Rachen-, Kehlkopf- und Zungenkarzinomen. Die neue Methode wird nun an der HNO-Abteilung der Medizinischen Universität in Wien bei bestimmten Tumorarten angewendet.  
Der Vorteil der neuen Methode besteht darin, dass Kehlkopf, Rachen oder Zungenteile nicht chirurgisch entfernt werden müssen und die Funktion dieser Gewebeteile somit erhalten bleibt.

Das wiederum bedeutet eine gewaltige Verbesserung der Lebensqualität für die Betroffenen.
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Stromfeld im Tumor: Details der Methode
Die Patienten werden in Vollnarkose behandelt. Zunächst wird das Chemotherapeutikum direkt in den Tumor injiziert. Danach kommt ein Applikator zum Einsatz, dessen Ende aus mehreren kreisförmig angeordneten Nadeln besteht. Mit diesem dringt der Arzt direkt in den Tumor ein und legt mit seiner Hilfe dort ein elektrisches Feld an.

Der Strom bewirkt, dass die Wände der Zelle durchlässig werden. Durch die winzigen Poren kann das Chemotherapeutikum nun in hoher Konzentration eindringen. Die Tumorzelle wird dadurch zerstört und zerfällt. Durch die lokale Konzentration des Medikaments werden die sonst oft beträchtlichen Nebenwirkungen stark reduziert.
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Überdurchschnittliche Erfolge
Bisher wurden Kehlkopf- und Rachenkarzinome meist dadurch bekämpft, dass sie chirurgisch entfernt wurden. Für die Betroffenen hatte dies meist zur Folge, nicht mehr sprechen oder essen zu können oder Probleme beim Atmen zu haben.

Eine europäische Studie zeigt nun, dass eine Behandlung mit der so genannten Elektroporation ebenso wirksam ist, wie die bisherige Standardtherapie.

Darüberhinaus hat die neue Methode den Vorteil, dass durch sie gleichzeitg gewebeschonend und funktionserhaltend gearbeitet werden kann. Daher soll sie nun auch bei bestimmten Formen von Zungenkarzinomen etabliert werden.
Ausblick in die Zukunft: Weitere Möglichkeiten
Aufgrund der guten Erfahrungen der Ärzte mit dem Transfer von Chemotherapeutika in die Tumorzellen planen die Forscher nun bereits weitere Anwendungen der Elektroporation.

So könnten etwa anstelle von Wirkstoffen auch gentechnisch veränderte Substanzen bzw. Fremdgene in die Zellen eingeschleust werden. Das würde bedeuten, dass die Therapien zunehmend maßgeschneidert und individuell an das Krankheitsbild eines Patienten angepasst werden könnten.
Entstellungen und Handicaps nach Operation
Menschen, die an Geschwüren im Rachenbereich oder am Kehlkopf erkrankt sind, haben es besonders schwer. Ihre Tumoren sind oft nicht nur lebensbedrohlich, sondern im fortgeschrittenen Stadium auch zunehmend entstellend.

Manche Patienten sind nach der Operation derart gehandicapt, dass sie am sozialen Leben nur noch schwer teilnehmen können - und sich daher oft in die Einsamkeit zurückziehen.
Hohes Risiko für Raucher und Alkoholiker
Ein besonders hohes Risiko besteht für Raucher und Alkoholiker. Die Patienten stammen häufig aus sozial schlechter gestellten Schichten. Erfahrungsgemäß ist deren Körperbewusstsein etwas geringer.

Veränderungen an den Schleimhäuten im Mundbereich sollten aber eben nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern behandelt werden. Sollte sich innerhalb von 14 Tagen keine Besserung ergeben, ist es ratsam, einen Facharzt aufzusuchen.

Rike Fochler, Modern Times Gesundheit
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Mehr zu diesem Thema erfahren Sie am Freitag, 16. April 2004, um 22.35 Uhr in der Sendung "Modern Times Gesundheit" in ORF2.
->   Modern Times Gesundheit
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->   AKH Wien
->   Informationen zu "Biologischer Elektrizität" (Universität Bielefeld)
->   Alles zum Stichwort Chemotherapie in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010