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Schmerzfreie Alternative zur Medizin-Nadel  
  Wenn ein Arzt zu einer Injektion oder zur Blutabnahme ansetzt, meldet sich bei vielen Patienten eine Angst, die mitunter zur Panik wird. Sie könnten bald schon erleichtert sein: Eine neue Methode zur Verabreichung von Substanzen verspricht Schmerzfreiheit - garantiert ohne Nadeln.  
Ein Forscherteam um James Weaver von der Abteilung für Gesundheitswissenschaften und Technologie am MIT stellt sie im Open Access-Journal "BMC Medicine" vor.
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Die Studie ist unter dem Titel "Transdermal microconduits by microscission for drug delivery and sample acquisition" in "BMC Medicine" (Bd. 2, S. 12, Ausgabe vom 19. April 2004 ) erschienen.
->   Die Studie
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Winzige Kristalle ritzen Haut auf
Die Forscher bezeichnen ihre Technik als "Mikrospaltung" (microscission) - dabei werden kleine Hautareale mittels Gasstrom mit winzigen Aluminiumoxid-Kristallen "beschossen".

Die scharfen Teilchen durchdringen die raue Hautoberfläche und führen zur Bildung kleinster Löcher bzw. Ritzen in den darunter liegenden Hautschichten. Die Kristalle und die lockeren Hautteile werden durch den Gasstrom verblasen, die Substanz verabreicht. Der gesamte Prozess dauert weniger als 20 Sekunden.
Ein sanfter Luftstrom auf der Haut
 
Bild: BMC

Größenvergleich mit den Auswirkungen einer Nadel (links) plus Funktion von "microscission"

Nach Auskunft der Forscher hätten freiwillige Probanden das Gefühl mit einem sanften Luftstrom auf der Haut verglichen, das wesentlich weniger schmerzvoll sein soll als das Eindringen einer Nadel.
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Durchmesser von einem Viertel Millimeter
Die Hautritzen sind für das menschliche Auge nicht sichtbar und haben einen Durchmesser von gerade einmal einem Viertel Millimeter sowie eine Tiefe von einem Fünftel bis zu einem Zwanzigstel Millimeter. Der Durchmesser wird durch die Löcher einer Polymidfilm-Maske reguliert, die auf die Hautoberfläche des Patienten gelegt wird.
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Lokale Betäubung nach zwei Minuten
Getestet wurde die neue Technik bei der Verabreichung eines lokal wirkenden Anästhetikums - Lidocaine. Das Resultat: Innerhalb von zwei Minuten war die betreffende Hautstelle betäubt.

Die Forscher gaben an, dass die lokale Betäubung in tiefer gelegenen Hautregionen länger dauerte als in höher gelegenen - vermutlich, da in diesen das ausströmende Blut das Hineinfließen des Lidocaine behinderte.
Anwendung für Diabetiker
Tiefere Ritze, die zu Blutfluss und -verklumpung führen, könnten aber etwa für Diabetes-Patienten von Vorteil sein. Diabetiker müssen regelmäßig den Zuckergehalt ihres Blutes überprüfen - zur Zeit ist ein kurzer Nadelstich in den Finger dafür die übliche Methode. Darin läge ein weiteres - schmerzfreies - Anwendungsgebiet für die "microscission", schreiben die Forscher.
Minimal invasiv, keine Fremdkörper
Bild: BMC
Wie Weaver und sein Team in ihrer Studie abschließend festhalten, handle es sich bei ihrer neuen Technik um eine minimal invasive Methode, mit der Stoffe jedweder molekularer Größe verabreicht und Blut- oder andere Flüssigkeitsproben entnommen werden könnten.

Durchmesser und Tiefe der winzigen Ritzen seien exakt zu kontrollieren und die Gefahr des Eindringens ungewollter Fremdkörper - etwa von Bakterien - sei ausgeschlossen.
->   MIT Division of Health Sciences and Technology
Mehr zu dem Thema in ORF.at:
->   Sparsamere Methode beim Blutspenden (13.11.03)
->   Neue Körper-Vorstellung durch neue Techniken (18.2.03)
->   Urologen operieren immer schonender (9.12.01)
 
 
 
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01.01.2010