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Fortbildungsdiplom: "Gütesiegel" für Ärzte  
  Wie erkennt der Patient, dass sein behandelnder Arzt auf dem aktuellsten Wissensstand ist? Hilfreich sein kann das - eigentlich vorgeschriebene - Fortbildungsdiplom, das alle drei Jahre neu erworben werden muss.  
Alle vier Jahre verdoppelt sich das medizinische Wissen, täglich erscheinen geschätzte 20.000 medizinische Arbeiten, die in die tägliche Praxis einfließen sollten.
Das Problem des aktuellen Wissensstands
Da auf einem aktuellen Wissensstand zu sein und die neuen Erkenntnisse in die Praxis um zu setzen - das gelingt höchstens den an Universitätskliniken tätigen Ärzten. Die vielen niedergelassenen, also draußen in den freien Praxen tätigen Ärzte haben da kaum eine Chance, immer auf dem Laufenden zu sein.

Wie aber erkenne ich, dass "meine" Ärztin, "mein" Arzt insofern ein guter Arzt ist, als er - zumindest in den wichtigsten Bereichen - weiß, was aktueller Stand des Wissens ist?
Fortbildung per Gesetz vorgeschrieben
An sich ist Österreichs Ärztinnen und Ärzten per Gesetz vorgeschrieben, sich fortzubilden. Allerdings gibt es keine Sanktionen, wenn man dieser Fortbildungspflicht nicht nachkommt, sagt der Fortbildungs-Referent der Wiener Ärztekammer Heinz Weber:

"Wenn diese Fortbildungspflicht erfüllt wird, dann gibt es ein entsprechendes Diplom - das Fortbildungsdiplom", so Weber.

Dieses könne sichtbar in der Ordination angebracht werden. "Es wird alle drei Jahre erneuert, es ist ja eine kontinuierliche medizinische Fortbildung", sodass ein Patient sehen könne, dass der Mediziner seine Fortbildungspflicht wirklich erfüllt habe.
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Situation noch nicht zufriedenstellend
Doch die wenigsten Patienten wissen davon, sagt Heinz Weber. Das Problem ist, dass man Ärzte nicht zwingen kann, alle drei Jahre das Fortbildungsdiplom, das man für 150 Fortbildungsstunden bekommt, zu machen, sodass die Situation noch nicht ganz zufriedenstellend ist: Man sei noch weit entfernt von Schulungen, denen sich zum Beispiel Piloten unterziehen müssten.
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Akzeptanz bei Medizinern nicht sehr groß
"Wir gehen momentan noch den Weg, dass wir werben, dass wir auf der anderen Seite auf die Kollegen zugehen", so Weber. Man versuche auch bedürfnisgerechte Fortbildung anzubieten. Derzeit sei aber die Akzeptanz noch nicht besonders groß.
Der Patient kann sich informieren
Umso wichtiger ist es, dass man als Patient schaut, wie es um die Fortbildungswilligkeit des Arztes aussieht.

Man muss seine Ärztin, seinen Arzt wahrscheinlich gar nicht nach diesem Diplom fragen - hat man das Diplom, wird es in der Regel auch gut sichtbar in der Praxis aufgehängt sein. Dann muss man noch nachsehen, wann die Urkunde ausgestellt wurde, denn: Das Diplom sollte alle drei Jahre neu erworben werden.
E-Learning für Mediziner via Internet
Um mehr Ärzte für Fortbildung zu gewinnen, bietet die Gesellschaft der Ärzte nun ein E-Learning-Programm an.

Dabei werden wissenschaftliche Veranstaltungen online im Internet übertragen, bzw. danach für ein Jahr lang ins Internet gestellt. Zu den Veranstaltungen werden Fragen gestellt und bei richtiger Beantwortung gibt es Fortbildungspunkte für das Diplom.

Das Diplom sieht man in der Ärztekammer als ein objektives, standardisiertes Qualitätsmerkmal, an dem sich die Patienten orientieren können und auch orientieren sollten. Entgegen manch verbreiteter Meinung - so Heinz Weber - ist es seitens der Ärztekammer in höchstem Maße erwünscht, dass die Patienten davon Gebrauch machen.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Ärztekammer für Wien
 
 
 
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01.01.2010