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Natürliche Vorbilder für Pyramide und Sphinx  
  Das Aussehen der ägyptischen Pyramiden und der Sphinx ist kein Zufall - sondern wurde natürlichen Gesteinsformationen in der Sahara nachempfunden. Dass diese Vorbilder zur ägyptischen Hochkultur führen sollten, ist einem Klimawechsel und einer Migrationsbewegung zu verdanken.  
Vom Wind geformte Vorbilder
Das jedenfalls ist die Theorie des Archäologen Farouk El-Baz von der Boston University, die er in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Archaeology" erläutert.

In der östlichen Sahara gebe es zahlreiche Gesteinsformationen, die als Vorbild für den späteren Pyramidenbau herangezogen werden konnten: Einzelne, frei stehende Felsen, die durch Winderosion Pyramidengestalt erhalten haben.

Auch für die Sphinx gebe es natürliche Vorbilder: Einzeln stehende Sandsteinhügel, die eine in Windrichtung lang gezogene Form erhalten haben, und an deren windzugewandter Seite sich ein schmaler "Hals" erhalten hat, auf dem ein voluminöser "Kopf" ruht - ähnliche dem Löwenleib und dem Menschenkopf der Sphinx.
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Ältestes der sieben antiken Weltwunder
Die Pyramiden und die Sphinx von Gizeh zählen zu den faszinierendsten Bauwerken der Geschichte. Vor mehr als 4.600 Jahren in der vierten Dynastie unter den ägyptischen Pharaonen Cheops, Chephren und Mykerinos errichtet, sind sie das älteste der sieben Weltwunder des Altertums. Die Cheopspyramide ist mit einer Seitenlänge von 230,38 m und einer Höhe von 137 m der größte Pyramidenbau Ägyptens.
->   Mehr über die Pyramiden und die Sphinx
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Migration von Klimawechsel ausgelöst
Dass diese natürlichen Gesteinsformationen überhaupt zu einem Vorbild werden konnten, ist einem Klimawechsel in Nordafrika sowie einer damit begründeten Migrationsbewegung zu verdanken, so wird El-Baz in der "Welt" zitiert.

Die vergangenen 300.000 Jahre waren im östlichen Nordafrika von zahlreichen Wechseln trockener und feuchter Klimaperioden gekennzeichnet. Die heutige Sahara war vor 5.000 Jahren - gegen Ende des letzten Feuchtklimas - eine Savannenlandschaft mit ausgedehnten Grasflächen und einzelnen Bäumen, in der menschliche Siedlungen existieren konnten. Diese Lebensgrundlagen wurden durch einen einsetzenden Klimawechsel zerstört, so El-Baz.
Aufeinandertreffen zweier Kulturen
Die Menschen wurden zu Nomaden, die durch die Ausbreitung der Wüste immer weiter nach Osten gedrängt wurden. Am Nil trafen sie auf eine landwirtschaftlich ausgerichtete Kultur, "die in Harmonie mit dem Fluss lebte und die das Wasser mit einer ausgefeilten Technik auf die Felder leitete. Vermutlich war es das Zusammentreffen dieser beiden Völker, das den Keim für die Zivilisation des alten Ägyptens legte."

Doch das Zusammentreffen verlief nicht ohne Probleme. Um 3300 v. Chr., als eine große Welle von Flüchtlingen hereinbrach, stieg die Bevölkerungszahl steil an, und die Verwaltung hatte alle Mühe mit der Integration der Einwanderer. Die landwirtschaftliche Produktion musste angekurbelt werden, um alle Menschen zu ernähren, und die Arbeitsteilung nahm komplexere Formen an.
Gewaltige geistige Umwälzungen
Schließlich leiteten die sozialen Umwälzungen den Beginn der ersten Dynastie ein. Jetzt dauerte es nur noch 300 Jahre bis zum Bau der ersten Pyramide bei Sakkara, und schon 125 Jahre später standen die berühmten Pyramiden bei Gizeh. All das wäre nicht möglich gewesen, hätte man am Nil "business as usual" fortgeführt, glaubt El-Baz: "Es müssen gewaltige Umwälzungen stattgefunden haben."

Es entstand eine gemeinsame Weltanschauung, zu der die Nomaden ihre Wüstenerfahrung und ihre astronomischen Kenntnisse beitrugen. Aus ihrem Nomadenleben müssen ihnen Pyramidenformen geläufig gewesen sein.
->   Archaeology
->   Die Welt
 
 
 
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01.01.2010