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Forscher arbeiten am tschechischen "Windatlas"  
  Tschechien will in Zukunft mehr Strom aus erneuerbarer Energie erzeugen. Ziel ist es, acht Prozent des Bedarfs aus diesen Energieformen zu decken. Zumindest zwei Prozent sollen aus Wind gewonnen werden. Seit rund zehn Jahren arbeiten Forscher daher an einem tschechischen "Windatlas".  
In Tschechien laufen derzeit 20 Windräder. Möglich wären aber 800 bis 1.000, sagen die Wissenschaftler von der Akademie der Wissenschaften in Prag.
Ein Windatlas entsteht
210 Messstationen sind über Tschechien verteilt und messen mit Audiosignalen den Wind in Höhen bis zu 5.000 Metern.

Mit diesem Doppler-Sodar-Messsystem werden Windgeschwindigkeit und thermische Strömungen ermittelt. Diese Daten und das Relief der Landschaft sind Grundlage für den tschechischen Windatlas, an dem seit rund zehn Jahren gearbeitet.

Europaweit wird für die Berechnung des Windes ein dänisches Modell verwendet. Um aber geografische Eigenheiten Tschechiens berücksichtigen zu können, haben Wissenschaftler der Akademie eigene Berechnungsmodelle entwickelt.
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Einfluss der Karpaten, des Böhmerwalds, des Erzgebirges
"Im Unterschied zu Dänemark, wo es keine großen Gebirgszüge gibt, müssen wir den Einfluss der Karpaten, des Böhmerwalds, des Erzgebirges einbeziehen. Die Unterschiede wachsen mit der Höhe über dem Meer. In Höhen bis 500 Meter über dem Meeresspiegel sind Unterschiede zu vernachlässigen. Ab einer Höhe von 700 bis 1.200 Metern erhöht sich die Windgeschwindigkeit von einem halben Meter pro Sekunde auf 2,3 Meter pro Sekunde. Wir versuchen nun die Vorteile der beiden Modelle zusammenzuführen", erklärt Josef Stekl.
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Windbedingungen an jeder beliebigen Stelle
Im dänischen Modell können vor allem bodennahe Hindernisse berechnet werden, Hügel, Unebenheiten, die so genannte "Rauhigkeit der Oberfläche", wie Meteorologen sagen. Das tschechische Modell orientiert sich an der großräumigen Topografie, wie den Karpaten im Südosten oder dem Erzgebirge im Norden.

So kann man die Windbedingungen an jeder beliebigen Stelle berechnen und die günstigsten Standorte für Windräder ermitteln.
Im Erzgebirge weht der beste Wind
"Der beste Wind weht im Norden und im Westen an der Grenze. Da liegen Naturschutzgebiete. Dort kann man keine Windanlagen bauen. Die beste Lage ist eigentlich das Erzgebirge in Tschechien", sagt David Jozefy, Geschäftsführer von KV Venti. Sein Unternehmen ist an zahlreichen Windprojekten beteiligt.
Größter Windpark im Binnenland
Diese Gegend war früher vor allem durch Kohlekraftwerke und Schwerindustrie belastet. Heute sind dort 176 Windräder geplant, die über 14 Gemeinden verteilt sind. Sie sollen ab Herbst erreichtet werden.

Konzipierte Leistung ist 300 MW. Das entspricht einem Drittel der Leistung eines Blocks des AKW Temelin, oder dem Verbrauch von rund 250.000 Haushalten.
Neues Energiegesetz kommt im Sommer
Viele stehen mit ihren Projekten, auch unter österreichischer Beteiligung, in den Startlöchern. Das neue Energiegesetz soll aber erst im Sommer kommen. Die tschechischen Windbauern wollen einen fixen Preis über 15 Jahre garantiert haben, ähnlich wie in anderen Ländern.

Derzeit erhalten sie 2,7 Kronen für die Kilowattstunde, das sind rund acht Cent. Allerdings wird der Preis jährlich neu festgelegt. Und das bringt unsichere Kalkulationen. Was das Gesetz des Windbegeisterten in Tschechien tatsächlich beschert, weiß man noch nicht genau. Der Beitritt wird wohl frischen Wind bringen.

Martina Schmidt, Modern Times
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Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Sendung "Modern Times" am Freitag, 24.4.2004 um 22.35 Uhr in ORF2.
->   "Modern Times"
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->   Institut für Atmosphärenphysik der tschechischen Akademie der Wissenschaften
->   Deusch-Tschechischer Windkraft-Informationsserver
->   Die österreichische IG Windkraft
->   Mehr zu Windenergie in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010