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Graz: Lehrenden-Protest gegen Uni-Situation  
  Vier Tage lang geht in Graz eine Gruppe von Lehrenden der Universität Graz auf die Straße - genauer gesagt, auf den Hauptplatz. Sie wollen dort auf die enge budgetäre Situation an der Uni aufmerksam machen.  
Dafür verlegen sie ihre Lehrveranstaltungen in ein Zelt. "Wir Lehrende waren bei Protestaktionen immer zurückhaltend, weil wir nicht zum Schaden der Studierenden agieren wollten. Allerdings lassen wir uns schon Jahre lang viel zu viel gefallen", so Eva Feenstra, Spanischlektorin am Institut für Romanistik.
Professoren, Mittelbau, Studierende
"Die Budgetsituation an den Karl-Franzens-Uni hat uns dazu gezwungen, in die Öffentlichkeit zu gehen und auf die Problematik hinzuweisen", so Anna Steiner, Organisatorin des Protestkomitees. Ihm gehören Studierende ebenso an, wie Professoren und Vertreter des Mittelbaus. Konkret würden die budgetären Zuweisungen des Bundes dazu führen, dass es einen Engpass an Lehrpersonal und so auch bei Kursplätzen, aber auch baufällige Institutsräume oder überhaupt zu wenig Platz in den Hörsälen gebe.

Der Protest richte sich weniger gegen die Unileitung als gegen die Budgetverteilungspolitik des Ministeriums, hieß es am Montag im Pressegespräch.
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Lehrveranstaltungen in der Bibliothek
"Wir verlegen zunehmend Lehrveranstaltungen in die Bibliothek, weil das einfach billiger ist", so beispielsweise Götz Pochat, Vorstand des Kunstgeschichteinstitutes. Mit der neuen finanziellen Selbstständigkeit müssen die Institute auch für die Miete ihrer Räumlichkeiten aufkommen - und es werden entsprechende Einsparungspotenziale gesucht, um z.B. den Lehrbetrieb im bisherigen Ausmaß und der Qualität beibehalten zu können. Vom Seiten des Ministeriums werde immer mehr von den Hochschulen eingefordert, "nach der Devise: 'Uns ist wurscht, wie ihr das macht' ", erklärte Pochat.
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Fremdsprachenausbildung bald kostenpflichtig?
Erzürnt zeigte sich Romanistin Feenstra auch hinsichtlich Überlegungen des Rektorates, die Fremdsprachenausbildung abseits des Philologiestudiums kostenpflichtig zu machen: "Eine völlig falsche Fremdsprachenpolitik in Zeiten der EU-Erweiterung", so Feenstra. "Hier wittert die Uni offensichtlich eine lukratives Geschäft: Anstatt Kosten zu haben, kann man so auf Kosten der Studierenden Einnahmen machen", so die Romanistin.
Nein, sagt das Rektorat ...
Dem widersprach der Vizerektor für Studium und Lehre, Martin Polaschek, auf APA-Anfrage: "Wir tun ohnehin alles, um die Situation trotz des engen finanziellen budgetären Rahmens zu verbessern". Eine "Bereicherung der Uni" durch die Sprachstudierenden" könne er grundsätzlich ausschließen. "Allerdings können wir auch nicht der Ersatz der Volkshochschule sein", so der Vizerektor.
... mit Sympathie für Proteste
Die Protestaktion im Grazer Stadtraum trifft bei Polaschek grundsätzlich auf Zustimmung: " Hier wird nicht mit negativem Gejammere, sondern mit innovativen Ideen Problembewusstsein geschaffen: Uns glaubt ohnehin niemand, wenn wir auf die budgetäre Situation hinweisen", so der Vizerektor.
->   Uni Graz
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01.01.2010