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E-Voting: Test bei Bundespräsidentenwahl  
  Die Bundespräsidentenwahl am Sonntag wurde auch zu wissenschaftlichen Zwecken genützt: Die Wirtschaftsuniversität Wien hat das E-Voting, die Stimmabgabe über das Internet, in einem Feldversuch getestet. 20.000 Studentinnen und Studenten waren bei der Testwahl stimmberechtigt und konnten parallel zur regulären Präsidentschaftswahl elektronisch wählen - zu wissenschaftlichen Zwecken. Das - tatsächliche - Wahlergebnis wurde dabei fast "punktgenau" getroffen".  
53 Prozent für Heinz Fischer, 47 Prozent für Benita Ferrero-Waldner - das Wahlergebnis der wissenschaftlichen Testwahl weicht nur um 0,6 Prozentpunkte vom tatsächlichen Ergebnis ab. Allerdings blieb die Testwahl ohne Einfluss auf das tatsächliche Wahlergebnis.
Test für Sicherheit und Anonymität
Grafik: © e-voting.at
Wahltest zur Bundespräsidentschaftswahl 2004
Die Forschergruppe von der Wirtschaftsuniversität Wien ist mit der Internet-Testwahl zufrieden: Das von ihr entwickelte System habe sich als sicher erwiesen.

Dazu wurde der Wahl-Vorgang in zwei Stufen getrennt: in die Identifikation über das Internet und in die anonyme Stimmabgabe über das Internet.

Alexander Prosser vom Universitäts-Institut für Informationsverarbeitung und Informationswirtschaft im ORF-Radio: "Es hat technisch einwandfrei funktioniert. Es hat sich auch gezeigt, dass die Wählenden bereit sind, ein zweistufiges Verfahren zu akzeptieren (zuerst Lösen einer elektronischen Wahlberechtigung; Stimmabgabe zu einem späteren Zeitpunkt) - wenn man klar kommuniziert, dass es notwendig ist, um die Anonymität zu sichern."
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Geringe Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung der WU-Studentinnen und Studenten an der Internet-Testwahl war gering. Von 20.000 Wahlberechtigten haben 1.786 Studierende eine elektronische Wahlkarte beantragt, 961 von ihnen haben auch tatsächlich ihre "Test"-Stimme abgegeben. Projektleiter Alexander Prosser erklärt sich die geringe Wahlbeteiligung wie folgt: "Wir hatten Ferien an der WU, das heißt wir haben die Studierenden nicht persönlich erreicht. Wir haben sie durch E-Mail oder die Studentenzeitung erreicht."
->   E-Voting-Homepage
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Manipulation ausgeschlossen
Bei diesem Prototyp für das E-Voting war laut Professor Prosser sicher gestellt, dass niemand mehrfach wählt. Und damit die Stimmen nicht manipuliert werden konnten, wurden sie verschlüsselt:

Mitglieder einer Wahlkommission wurden unabhängig voneinander mit geheimen elektronischen "Schlüsseln" (einer Art Code) ausgestattet. Sie dienten der Entschlüsselung am Wahltag, bis dahin konnte laut Forschergruppe niemand die Stimmzettel entziffern.
Die eigenen vier Wände als Sicherheitslücke
Einzige mögliche Sicherheitslücke beim E-Voting sei der Moment der Stimmabgabe, räumt Alexander Prosser ein: "Sie gehen nicht mehr in die Wahlzelle, sondern Sie sitzen z.B. zu Hause. Da kann es möglich sein, dass es eine Beeinflussung durch Familienmitglieder gibt. Aber das ist nicht spezifisch für E-Voting, sondern für jedes System der Distanzwahl (z.B. Briefwahl)."
Test - und wie geht¿s weiter?
Die Testwahl anlässlich der Bundespräsidentenwahl blieb ohne Einfluss auf das tatsächliche Wahlergebnis. Die Entwickler des E-Voting-Systems denken nun an einen "echten" Einsatz, z.B. bei Wahlen von Interessensvertretungen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema E-Voting
 
 
 
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01.01.2010