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Was den Menschen vom Affen unterscheidet  
  Zu 98,7 Prozent sind Mensch und Schimpanse genetisch ident. Und doch unterscheiden wir uns ganz erheblich von unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen: Es ist die Verschiedenheit in der genetischen Aktivität unseres Gehirns, die den "kleinen Unterschied" ausmacht.  
Was macht uns zu Menschen?
Dies erläuterten Biologen auf dem diesjährigen Human Genome Meeting in Edinburgh, Schottland. "Ich bin sehr an der Frage interessiert, was mich eigentlich zum Menschen macht", erklärte Svante Pääbo vom Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology in Leipzig.

Nachdem er in seinen Labors drei Millionen Buchstaben des genetischen Codes von Schimpansen sequenziert hatte, verglich er diese Daten mit der Struktur des menschlichen Genoms.

Dabei wurde klar, dass die Verschiedenartigkeit vom Mensch und Schimpanse nicht allein im Genom liegen kann: Nur 1.3% der DNS-Basenpaare sind zwischen Mensch und Schimpanse unterschiedlich.
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DNS/RNS: Nukleinsäuren 1
Nukleinsäuren sind hochmolekulare, aus Nukleotiden aufgebaute Verbindungen, die aus stickstoffhaltigen Basen, einem Phosphorsäure-Rest und Zucker bestehen. Die Basen sind Adenin(A), Guanin(G), Thymin(T) bzw. Uracil(U) und Cytosin(C). Durch Denaturierung lassen sich Nucleinsäuren in ihre Bestandteile zerlegen. Man unterscheidet Ribonucleinsäuren (RNS) und Desoxyribonucleinsäuren (DNS). RNS enthält als gebundenen Zucker Ribose und die Base Uracil, DNS als Zucker Desoxyribose und statt Uracil die Base Thymin.
->   Mehr zu Nukleinsäuren
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Gen-Aktivität in Gehirn, Leber und Blut
Mittels so genannter "Gen-Chips" wurde die genetische Aktivität von 20.000 menschlichen Genen im Gehirn, der Leber und dem Blut bestimmt. Die genetische Aktivität beschreibt die Umsetzung des genetischen Codes in Eiweiße für den Stoffwechsel.

Die Biologen verglichen dann diese Gen-Aktivitäten mit den entsprechenden Gen-Aktivitäten unseres nächsten Verwandten, des Schimpansen, und denen des evolutionär weiter entfernteren Rhesusaffen.
Gehirnunterschiede entscheidend
"Die Gen-Aktivitäten in Leber und Blut reflektieren die genauen Verwandtschaftsverhältnisse der drei Spezies", so Pääbo. Die menschlichen seien der des Schimpansen sehr ähnlich, und unterschieden sich merkbar von der des Rhesusaffen.

Anders die Gen-Aktivitäten des Gehirns. Hier liegen Mensch und Schimpanse meilenweit auseinander. "Das menschliche Gehirn arbeitet mit einer wesentlich schnelleren Nutzung von Genen", erläutert Anthropologe Pääbo.
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Nukleinsäuren 2
Die räumliche Struktur der DNS ist gut bekannt. Zwei Polynucleotidfäden sind schraubenförmig umeinander gewunden und stehen durch Wasserstoffbrücken zwischen ihren Basen in Beziehung. Jede Base des einen Fadens bestimmt den Basenpartner im anderen und umgekehrt. Aus DNS bestehen die Gene. Über Millionen von Zellgenerationen werden diese unverändert weitergegeben, weil die DNS die Fähigkeit zur identischen Replikation hat. Veränderungen in den Erbfaktoren treten durch Mutationen auf. In der Reihenfolge der DNS-Basen ist die genetische Information zur Proteinsynthese enthalten.
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"Wann", "wo" und "wie" als Unterschied
"Die Genome aller Säugetiere sind sich so ähnlich, dass solche großen Unterschiede kaum zu glauben sind", so Sue Povey, die am University College in London an der Kartographierung der menschlichen Gen-Landkarten arbeitet. "Offensichtlich sind die Unterschiede weniger in der Struktur zu suchen, sondern mehr wann diese Gene wo und wie aktiv werden."

Für den Anthropologen Pääbo sind vor allem die Vergleiche mit den nächsten Verwandten interessant. "Nur diese Vergleiche und Unterschiede weisen wirklich auf bestehende Einmaligkeiten, so Pääbo.
Verständnis des Schimpansen-Geistes
Um diese genetischen Unterschiede im Details verstehen zu können, wird es zukünftig wichtig sein, die Kognition von Schimpansen besser zu verstehen.

Man weiß, dass Schimpansen eine basale Sprache und ausgeprägte Lernfähigkeiten besitzen. "Wir glauben gerne, dass wir ihnen geistig überlegen sind", so Povey, "aber wir wissen nur, was wir denken und nicht, was sie denken."

(red)
->   Humane Genom Meeting in Edinburgh, Schottland
->   The Human Genome Organisation
->   Das menschliche Genom
 
 
 
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01.01.2010